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Tragödie des Allgemeingutes
„Umweltverantwortung ist bei Frauen höher“
Um gemeinschaftlich genutzte Güter wie Parks oder auch Festivalgelände nachhaltig nutzen zu können, müssen sich alle Nutzer dafür verantwortlich fühlen. Entsprechende Regeln können helfen.
Im Sommer stehen auch dieses Jahr wieder viele Festivals in und um Frankfurt an. Ein oft gesehenes Bild nach jeder Veranstaltung ist Müll, der überall verteilt ist – nur nicht im Mülleimer. Die Sozialwissenschaft sowie andere Disziplinen wie die Ökonomie haben sich diesem Problem angenommen, dass immer da aufzutreten scheint, wo viele Menschen ein Gut oder eine Ressource – in dem Falle das Festivalgelände – nutzen.
Der Biologe Garret Hardin sprach hierbei von der sogenannten „Tragödie des Allgemeingutes“: Falls eine Ressource allen Menschen zur Verfügung stehe, versuche jeder, für sich den höchsten Ertrag aus der Ressource zu erwirtschaften. Wenn dann aber die Ressource erschöpfe und jeder weiterhin seinen Ertrag maximieren wolle, werde sie überbewirtschaftet und letztlich irgendwann unbrauchbar.
Hardin: Gemeinschaftliche Nutzung einer Ressource ist nicht möglich
Die durch den Raubbau entstehenden Kosten, so Hardin weiter, würde dann jedoch die Allgemeinheit tragen und nicht einzelne, weil diese sich nicht für das Gut verantwortlich fühlen würden. Dem Problem sei wiederum nur durch staatliche Eingriffe oder eine Privatisierung der Ressource in gleichwertige Teile beizukommen und nicht durch gemeinschaftliche Einigung der Beteiligten.
Auf einem Festival würden demnach die Besucher ihren Müll auf den Boden fallen lassen, statt ihn ordnungsgerecht in den Abfalleimer zu werfen. Keiner von ihnen würde sich verantwortlich für seinen Müll fühlen, da das Gelände als Allgemeingut wahrgenommen werde. Letztlich müssten dann Mitarbeiter des Veranstalters oder kommunale Angestellte den Müll entsorgen, wobei die entstehenden Kosten wiederum von der Gesellschaft etwa über Steuern getragen würden.
Keine empirischen Beweise für Hardins Theorie
Die Theorie Hardins wurde allerdings empirisch widerlegt, wie Luki Schmitz vom soziologischen Institut der Goethe Universität im Gespräch erzählt. Die Ökonomin Elinor Ostrom hat in weltweiten Beobachtungen belegt, dass Personen mit Allgemeingütern nachhaltig umgehen können. Dazu müssten Nutzungsregeln klar definiert sein und es müsse unter Umständen Sanktionen geben, wenn gegen diese Regeln verstoßen werde.
Auf Festivals gibt es beispielweise Schilder, die auf eine korrekte Müllentsorgung hinweisen. Wichtig sei, wie Schmitz weiter erzählt, dass alle Beteiligten ihre Verantwortung erkennen. Auf manchen Festivals müssen Besucherinnen und Besucher etwa für einen kleinen Geldbetrag eine Pfandmülltüte kaufen, die sie dann nach dem Festival gefüllt abgeben können, um ihr Geld zurückzuerhalten.
Besucher müssen mehr involviert sein
Schmitz weist darauf hin, dass der Müll vorher zum Beispiel Verpackung gewesen sei und dadurch das Feiern erst ermöglicht habe: Denn erst die Verpackung, der Teller oder Becher – meist der spätere Müll – ermöglicht den Verzehr von Speisen und Getränke im Rahmen des Festivals. Durch die Abwertung des Mülls jedoch zum wertlosen Wegwerfprodukt gerate der Besucher in eine Konsum- und nicht in eine Verantwortungsrolle. Wenn die Besucher mehr in die nachhaltige Nutzung des Festivalgeländes involviert seien und den Müll als zukünftige Ressource wahrnehmen würden, gebe es möglicherweise weniger Müll.
Zu den genannten kommen weitere Faktoren: „Bei uns in der Umweltsoziologie wissen wir, dass der Grad des Umweltbewusstseins und der Umweltverantwortung bei weiblich sozialisierten Personen höher ist. Zudem führen Faktoren wie Alkohol dazu, dass die Verantwortungsübernahme für das Wohlergehen aller sinkt“, so Schmitz.
Der Biologe Garret Hardin sprach hierbei von der sogenannten „Tragödie des Allgemeingutes“: Falls eine Ressource allen Menschen zur Verfügung stehe, versuche jeder, für sich den höchsten Ertrag aus der Ressource zu erwirtschaften. Wenn dann aber die Ressource erschöpfe und jeder weiterhin seinen Ertrag maximieren wolle, werde sie überbewirtschaftet und letztlich irgendwann unbrauchbar.
Die durch den Raubbau entstehenden Kosten, so Hardin weiter, würde dann jedoch die Allgemeinheit tragen und nicht einzelne, weil diese sich nicht für das Gut verantwortlich fühlen würden. Dem Problem sei wiederum nur durch staatliche Eingriffe oder eine Privatisierung der Ressource in gleichwertige Teile beizukommen und nicht durch gemeinschaftliche Einigung der Beteiligten.
Auf einem Festival würden demnach die Besucher ihren Müll auf den Boden fallen lassen, statt ihn ordnungsgerecht in den Abfalleimer zu werfen. Keiner von ihnen würde sich verantwortlich für seinen Müll fühlen, da das Gelände als Allgemeingut wahrgenommen werde. Letztlich müssten dann Mitarbeiter des Veranstalters oder kommunale Angestellte den Müll entsorgen, wobei die entstehenden Kosten wiederum von der Gesellschaft etwa über Steuern getragen würden.
Die Theorie Hardins wurde allerdings empirisch widerlegt, wie Luki Schmitz vom soziologischen Institut der Goethe Universität im Gespräch erzählt. Die Ökonomin Elinor Ostrom hat in weltweiten Beobachtungen belegt, dass Personen mit Allgemeingütern nachhaltig umgehen können. Dazu müssten Nutzungsregeln klar definiert sein und es müsse unter Umständen Sanktionen geben, wenn gegen diese Regeln verstoßen werde.
Auf Festivals gibt es beispielweise Schilder, die auf eine korrekte Müllentsorgung hinweisen. Wichtig sei, wie Schmitz weiter erzählt, dass alle Beteiligten ihre Verantwortung erkennen. Auf manchen Festivals müssen Besucherinnen und Besucher etwa für einen kleinen Geldbetrag eine Pfandmülltüte kaufen, die sie dann nach dem Festival gefüllt abgeben können, um ihr Geld zurückzuerhalten.
Schmitz weist darauf hin, dass der Müll vorher zum Beispiel Verpackung gewesen sei und dadurch das Feiern erst ermöglicht habe: Denn erst die Verpackung, der Teller oder Becher – meist der spätere Müll – ermöglicht den Verzehr von Speisen und Getränke im Rahmen des Festivals. Durch die Abwertung des Mülls jedoch zum wertlosen Wegwerfprodukt gerate der Besucher in eine Konsum- und nicht in eine Verantwortungsrolle. Wenn die Besucher mehr in die nachhaltige Nutzung des Festivalgeländes involviert seien und den Müll als zukünftige Ressource wahrnehmen würden, gebe es möglicherweise weniger Müll.
Zu den genannten kommen weitere Faktoren: „Bei uns in der Umweltsoziologie wissen wir, dass der Grad des Umweltbewusstseins und der Umweltverantwortung bei weiblich sozialisierten Personen höher ist. Zudem führen Faktoren wie Alkohol dazu, dass die Verantwortungsübernahme für das Wohlergehen aller sinkt“, so Schmitz.
1. Juni 2023, 11.17 Uhr
Till Geginat
Till Geginat
Jahrgang 1994, Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe Universität Frankfurt, seit November 2022 beim JOURNAL FRANKFURT. Mehr von Till
Geginat >>
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