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Namenslesung von Opfern aus der NS-Zeit

Die Vergangenheit darf nicht in Vergessenheit geraten

Die Initiative Studierender am IG Farben Campus organisiert jährlich eine Namenslesung, um an die Opfer von Auschwitz Monowitz am Campus Westend der Goethe Universität zu erinnern. Die diesjährige Gedenkveranstaltung findet am kommenden Montag statt.
Wer am Montag durch das Foyer des IG Farben-Gebäudes auf dem Campus Westend der Goethe Universität geht, wird Namen hören. Die Initiative Studierender am IG Farben Campus veranstaltet am 28. Januar wie fast jedes Jahr anlässlich des 74. Jahrestages der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz eine Namenslesung der Opfer des Konzentrationslagers Auschwitz III Monowitz. Wieso veranstaltet die Initiative das genau dort? Sie will auf die nationalsozialistische Vergangenheit des Konzerns IG Farben aufmerksam machen, der das Gebäude, das heute teil des Universitäts-Campus ist, hat bauen lassen.

Die Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG, kurz IG Farben, expandierte durch „Arisierungen“, die Verdrängung vormaliger jüdischer Konkurrenten durch die günstige Übernahme jüdischer und kriegsbedingt treuhänderischer Vermögenswerte und errichtete im Zweiten Weltkrieg das Konzentrationslager Auschwitz III Monowitz - das erste privat finanzierte KZ. Die in dem Lager Inhaftierten mussten unter Bewachung der SS als Zwangsarbeiter auf einer Fabrikbaustelle des IG Farben Konzerns schuften. Unerträgliche Arbeitsbedingungen und regelmäßige Selektionen nahmen dabei den Tod eines Großteils der Häftlinge nicht nur in Kauf, sondern waren ein bewusst gewähltes Mittel der Menschenvernichtung. Von den insgesamt 35.000 in Monowitz Inhaftierten fanden 25.000 im Lager selbst, auf der Baustelle der IG Farben oder in den Gaskammern Birkenaus den Tod.

Johann Feuchter, der seinen Master in Soziologie und Erziehungswissenschaft macht, gehört dem freien Zusammenschluss von Studierenden der Initiative an. Auch er wird an der vierstündigen Lesung teilnehmen - die Lesenden wechseln sich ab. 8.000 Namen sollen bei der Lesung vorgetragen werden. Die Namen stammen von einer Liste, auf der die Lager-SS die Überstellungen von Häftlingen aus dem Krankentrakt in Auschwitz Monowitz in das Vernichtungslager Auschwitz Brikenau dokumentierte. Die Listen wurden mutmaßlich von Häftlingen versteckt und entgingen so der Aktenvernichtung, in der die Wachmannschaften von Auschwitz die Spuren ihrer Verbrechen zu tilgen versuchten, während die Rote Armee sich Auschwitz näherte, sagt Feuchter. Die Menschen, die hinter den Namen stehen, waren Häftlinge, die sich verletzt hatten, zu schwach waren oder länger als zwei Wochen im Krankentrakt verbrachten. „Natürlich sind das nicht alle“, sagt Feuchter.

Vonseiten der Goethe Universität gibt es ein Forschungsprojekt, das die Geschichte der Universität im Nationalsozialismus und in der frühen Bundesrepublik erforscht. Die im Mai 2017 berufene Sybille Steinbacher hat den deutschlandweit ersten Lehrstuhl für die Holocaust-Forschung übernommen. Steinbacher hat mit der Professur zugleich die Leitung des Fritz-Bauer-Instituts inne. 2018 kündigte die Universität an, ein Konzept zu erarbeiten, wie sie künftig mit Namensnennungen und Ehrungen belasteter Personen umgehen werde.

„Wir sind Studierende der Goethe Universität“, sagt Johann Feuchter. „Wir bewegen uns in einem Gebäude, das eine Geschichte hat.“ Diese stecke zwar nicht von Anfang an in dem Gebäude drin, aber das Gebäude habe nunmal einen Kontext, auch wenn es jetzt neu genutzt werde. Und da stelle sich die Frage: Wie geht man damit um? Es sei auch nicht die Absicht der Initiative diese Frage zu beantworten, sagt Feuchter. „Aber ich bin der Meinung, dass zu wenig passiert. Und ich würde mir wünschen, dass diese Frage präsenter ist und nicht nur einer ehrenamtlichen Initiative obliegt“, so der Soziologie-Student. Er würde sich wünschen, dass es Teil des Studiums wird, sich mit der Geschichte des Ortes zu beschäftigen und was die Wissenschaft mit der nationalsozialistischen Vergangenheit zu tun habe.

>> Montag, 28. Januar 2019, 10:30 bis 14:30 Uhr, Foyer des IG Farben-Gebäudes.
 
24. Januar 2019, 12.39 Uhr
Tamara Marszalkowski
 
 
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