Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Amartya Sen: Gerechtigkeit ist ein globales Thema

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Die Ehrung von Amartya Sen, dem diesjährigen Preisträger des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, wird am kommenden Sonntag wie gewohnt in der Paulskirche stattfinden – dieses Mal ohne Publikum und den Preisträger. Dieser wird per Live-Schalte dabei sein.

jwe /

Am kommenden Sonntag wird in der Paulskirche der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels verliehen. Die meisten Stühle werden jedoch leer bleiben; auch der diesjährige Preisträger, der Wirtschaftsphilosoph Amartya Sen, wird nicht persönlich anwesend sein. Die Laudatio zu Ehren des Preisträgers wird dennoch vor Ort von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD) abgehalten.

Amartya Sen sagte am Donnerstag, dass er es sehr bedauere, nicht persönlich da sein zu können. Er fühle sich sehr geehrt durch den Preis, „auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob ich ihn verdiene“, so der Wirtschaftsphilosoph. Bereits 1998 hatte der 86-Jährige den Wirtschaftsnobelpreis erhalten. Aktuell ist er als Professor für Wirtschaftswissenschaften und Philosophie an der Harvard University tätig.

Zu Beginn habe die Jury überlegt, ob die Corona-Pandemie ein Kriterium bei der Wahl zum Friedenspreis darstelle, so die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friderichs. Dann sei man sich jedoch einig gewesen, dass es sich wie üblich um eine Person handeln solle, die literarisch und politisch überzeuge. „Amartya Sen ist aber dennoch auch der ideale Preisträger für das Corona-Jahr, denn seine Werke können als Anleitung für eine besser Welt nach der Pandemie verstanden werden“, sagte Schmidt-Friderichs. „Seine östliche Weisheit bricht unser eurozentrische Weltbild auf.“

So äußerte sich Sen auch am Donnerstag zur Pandemie, zum Umweltschutz und dem generellen gesellschaftlichen Miteinander. Die Menschheit müsse sich bewusst machen, dass der Umgang mit anderen Lebewesen im Zusammenhang mit der Umweltkrise stehe. Die Menschen dürften nicht mehr nur an sich selbst denken. Auch die Dimensionen, die die Ausbreitung des Coronavirus habe, sei etwas Neues. Sicher habe es mit Cholera, Malaria und Ebola ähnliche Vorkommnisse gegeben, diese hätten aber nicht die ganze Welt betroffen und damit auch weniger die Frage nach Gerechtigkeit so deutlich hervorgerufen wie es jetzt der Fall sei. Der Umgang mit einer solchen Situation spiele dabei eine tragende Rolle, das habe sich bereits in der Vergangenheit gezeigt, beispielsweise nach dem Zweiten Weltkrieg, als sich die Unterernährung in Großbritannien durch die Rationalisierung von Lebensmitteln auflöste.

Zudem habe Sen den Eindruck, die Welt würde sich aktuell immer mehr dem Nationalismus zuwenden, es gebe in unterschiedlichsten Ländern, wie in den USA durch den Mauerbau, in Großbritannien durch den Brexit sowie in Ungarn und Indien, deutliche Anzeichen für Abspaltungsversuche von einer globalen Denkweise. Jedoch ginge es eigentlich darum voneinander zu lernen. „Der sinnvollste Rahmen, um über Gerechtigkeit nachzudenken, ist global und nicht national.“


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