Selten hat die lokale Szene so viel Unterstützung erfahren wie während der Pandemie. Am Dienstagabend startet der Rockclub Das Bett die neue Streaming-Reihe #BLEIBTIMBETT. Das JOURNAL FRANKFURT sprach mit Katharina Süs, die die Konzerte initiiert hat.
Detlef Kinsler /
JOURNAL FRANKFURT: Aus vielen Clubs der Region hört man wenig bis gar nichts in der Pandemie – im Bett dagegen versucht man Corona so gut es geht zu trotzen. Was haben Sie seit den ersten Spenden- und Merchandising-Aktionen alles an den Start gebracht? Katharina Süs: Nachdem klar war, dass in unserem Club selbst Corona-bedingt für eine lange Zeit keine Veranstaltungen stattfinden dürfen, haben wir uns gleich daran gesetzt, ein eigenes kleines Outdoor Festival auf dem angrenzenden Parkplatz der Kommunikationsfabrik zu planen: das KOMMunikationsfabrikfestival. Unser Vermieter Herr Leipziger hatte uns die Fläche großzügigerweise zur Verfügung gestellt und auch unsere direkten Nachbarn haben uns in unserem Vorhaben sehr unterstützt: Die DB Druckerei versorgte die Festivalbühne mit Starkstrom, die ansässigen Malteser hatten mit ein Auge auf die Sicherheit vor Ort. Das Projekt stellte uns vor ganz neue Herausforderungen, hat uns aber einen Riesenspaß gemacht und uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lassen. An zwei Tagen durften unter Einhaltung der damals gültigen Sicherheits- und Hygieneregelungen jeweils 250 Gäste Musik von je drei Bands bei freiem Eintritt genießen. Abgerundet wurde das Ganze durch diverse Foodtrucks und einen kleinen Kreativmarkt mit zwölf Ausstellern. Im Spätsommer dann durften wir die Fläche im Rahmen des Projekts „Kultursommergarten" weitere fünf Wochenenden lang bespielen. Da aber alle Clubs von der Krise betroffen sind, haben wir auch Slots an andere Veranstalter bzw. Veranstaltungsstätten vergeben. So haben wir unter anderem das Zoom, die Brotfabrik, Frank Diedrich Booking und Das Horst kuratiert.
Das war im September, danach sollte es ja auch Indoor weitergehen … Für den Herbst/Winter 2020 hatten wir eine Reihe bestuhlter Konzerte mit geringer Kapazität geplant, die in der Halle stattfinden sollten. Leider wurde uns mit dem zweiten Lockdown im November dann aber ein Strich durch die Rechnung gemacht. Die zwangsfreie Zeit habe ich dann für ein neues Projekt genutzt und Kunst unserer Gäste gesammelt, um virtuelle und musikalische Kunstausstellungen zu planen.
Wie nah können Sie damit bei Ihren Besuchern bleiben, was bekommen Sie an Feedbacks? Wir haben in der Zeit seit dem ersten Lockdown viel Unterstützung durch unsere Gäste erfahren. Die Resonanz auf unseren Merch-Verkauf war gut, immer mal wieder liegen anonyme Spenden in unserem Briefkasten – und sei es in Form von Gummibärchen und ein paar aufmunternden Worten. Unser KOMMunikationsfabrikfestival war an beiden Tagen ausverkauft, dort kamen wir mit unseren Besuchern direkt ins Gespräch und haben für die Aktion viel Lob und auch Dank erfahren dürfen. Ich habe das Gefühl, wir sind durch die ganze Misere näher zusammengerückt.
Das Bett als Galerie – wie weit ist das Projekt nach der viel beachteten Premiere gediehen, wie kann man da dabei sein, wann gibt es mehr zu sehen? Die erste Ausstellung mit zehn Künstlern ist bereits in drei virtuelle, musikalische Rundgänge verarbeitet worden. In jedem der drei Clips musizieren andere Künstler in unserem Ausstellungsraum und in jedem Clip werden dabei Werke einiger Künstler hervorgehoben. Wir haben die Videos „Musikalischer KUNSTgang im BETT" getauft. Man kann sie über YouTube sehen, auf unserer Homepage und unserem Facebook-Kanal. Die zweite Ausstellung mit neuen Kunstwerken von acht Künstlern steht bereits und wird in der nächsten Zeit ebenfalls filmisch verarbeitet. Dieses Mal sind viele namenhafte Künstler aus der Region vertreten, wie etwa To Kuehne, Sebastian Stehr und Klaus Ullrich Schneider, prinzipiell möchte ich aber meinem ursprünglichen Gedanken treu bleiben und jedem einen Raum bieten, der seine Kunst vorstellen möchte. Es wird sicher noch eine dritte Ausstellung geben, wer Interesse hat dort auszustellen, kann gerne eine Email mit dem Betreff „Kunst im BETT" an info@bett-club.de schreiben. Die Videos zur zweiten Runde gehen in den nächsten Wochen online, wir halten alle Interessierte über unsere Social Media Kanäle auf dem Laufenden.
Der neueste Coup heißt #BLEIBTIMBETT – Support Your Local Artist. Wer hatte die Idee, worum geht es dabei und warum machen Sie das so geheimnisvoll? Die Streamingreihe „#BLEIBIMBETT – Support Your Local Artist" war eine Idee von mir. Den Titel #BLEIBIMBETT hatten wir zuvor schon für einige Streams verwendet, er sagt einerseits, dass der Gast von zuhause aus ein Konzert sehen kann, er also quasi im Bett bleiben kann. Gleichzeitig ist es die Bitte an unsere Gäste unserem Club Das Bett treu zu bleiben, indem sie auch die Streams unterstützen, solange wir weiterhin keine Live Konzerte veranstalten dürfen. Die neue Reihe mit dem Untertitel „Support Your Local Artist" präsentiert regionale Künstler und Bands. Ähnlich wie bei einer Sneak Preview im Kino bleibt dem Zuschauer bis zuletzt unbekannt, wer jeweils spielt. Wie bei einer Sneak im Kino sind die Tickets verhältnismäßig günstig. Mit 5 Euro ist man bei uns schon dabei. Die Einnahmen gehen dann zur Hälfte an den Club und zur Hälfte an den Künstler. Und wie die meisten Sneaks finden unsere neuen Streams immer dienstags und donnerstags statt. Warum machen wir das Programm so geheimnisvoll? Weil der Zuschauer sich überraschen lassen soll, was Frankfurt und Umgebung musikalisch so zu bieten hat, was für tolle Nachwuchskünstler wir haben, aber auch was für gestandene Profimusiker, die man vielleicht nicht auf dem Schirm hatte, weil sie ein ungewöhnliches Genre bedienen. Es lohnt sich, die Musikszene in all ihrer Vielfalt zu erhalten, davon profitieren wir alle.
Welche musikalische Bandbreite ist zu erwarten und gibt es nur die Livestreams oder stehen die Konzertmitschnitte dann auch weiterhin online und falls ja wo? Musikalisch ist dabei so ziemlich alles vertreten, das geht von Lounge Musik bis zu Hardrock. Die Streams werden allesamt live und zwar nur live ausgestrahlt, im Nachgang sind sie nicht mehr zu sehen.
#BLEIBTIMBETT – Support Your Local Artist, 12.+14.1., 20 Uhr, www.bett-club.de, VVK: 5,–