Im MMK Zollamt wird’s mysteriös: 16 Künstler haben eigens für die Ausstellung "Pssst ..." Werke mit geheimnisvollen Themen angefertigt. Zum Beispiel ein Flüster-Bild des Engländers Rob Lowe.
Henriette Nebling /
Mit Geheimnissen ist es so eine Sache: Viele will man gerne lüften, andere unbedingt für sich behalten, und manche muss man dringend loswerden. In der neuen Ausstellung „Pssst“ im MMK Zollamt zeigen 16 Künstler ihre eigens für diesen Anlass entwickelten interaktiven Kunstwerke, und alles dreht sich um Geheimnisse. Geheimnisse, denen die Kinder auf den Grund gehen können, die sie jemandem anvertrauen können, die sie verschlüsseln oder sogar durch den Schredder jagen können – wie in der Beichtbude von Zuni und Kirsten von Zubinski, wo man sein Geheimnis erst aufschreibt und dann im Papierwolf vernichtet.
Dem „Geheimbotschafter“ von Christopher Fellehner flüstert man sein Geheimnis ins Ohr. Der kleine Apparat kann es dann vorwärts und rückwärts wiedergeben, doch nur wenige Sekunden lang, dann wird die Nachricht wieder gelöscht. Auch die zarte Blume von Thomas Forsyth, die sich wie im Tanz hin und her wiegt, hat ein Geheimnis. Wer das kleine, poetische Werk lange genug beobachtet, der merkt vielleicht, dass die Blume auf die Bewegungen ihres Gegenübers reagiert. „Sie ist aus einem bestimmten Metall, das sich durch Wärme verzieht und danach wieder in seine normale Form zurückfindet“, erklärt Kurator Jakob Hoffmann.
Das Geheimnis des Wal-Gemäldes des Frankfurter Künstlers Philip Waechter ist schneller gelüftet, dafür kann man sich aber in der Betrachtung der vielen kleinen Räume im Bauch des Tiers auf lange Zeit verlieren. Im Zentrum der Ausstellung allerdings steht das große und farbenfrohe Wandgemälde des englischen Künstlers Rob Lowe. Ins Bild sind Rohre integriert, in die man seine Geheimnisse hineinflüstern kann, die sich dann in Windungen durch die Wand schlängeln und an einem völlig anderen Punkt auf der Rückseite hörbar werden. „Eigentlich wollte ich erst Rohre zum Durchgucken machen“, sagt Lowe, „doch dann fand ich, dass etwas Akustisches viel aufregender wäre.“
Die Werke richten sich vor allem an Kinder, sprechen aber auch Erwachsene an und beflügeln die Fantasie. Die beteiligten Künstler aus Frankfurt gehören zu der Künstlergruppe Labor, die mit Grafiken, Illustrationen und Kunst für Kinder international bekannt geworden ist. Die Künstler aus England stehen alle in Verbindung mit dem englischen Kinder-Magazin Anorak, sie wurden teils durch ihre Veröffentlichungen darin bekannt und setzen sich innerhalb dieses Netzwerks mit der Frage einer zeitgemäßen Ästhetik für Kinder auseinander. Ein von den Künstlern gestalteter Guide zum Mitmachen begleitet die Ausstellungsbesucher durch „Pssst“, im Foyer des Kinder Museums Frankfurt ist eine Gemeinschaftsarbeit der Künstler zu sehen.
>> MMK Zollamt Domstraße 10, Di/Do/Fr/Sa/So 10–18, Mi 10–20 Uhr, Eintritt: 5 €, für Kinder unter 6 Jahren frei