Aus der Woolworthzentrale werden Wohnungen

Leben in der Bürostadt

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Binnen der kommenden zwei Jahre sollen rund 1800 Wohneinheiten in der Bürostadt Niederrad entstehen – durch Nachverdichtung, Konversion oder Neubau. Für Wohnungen soll selbst das Woolworthgebäude fallen.

Nicole Brevoord /

Imposant auf einer kleinen Anhöhe erhebt sich das Woolworth-Gebäude in der Bürostadt Niederrad vor uns. Der Immobilienentwickler PDI hat die ehemalige Deutschlandzentrale der Billigkaufhauskette in der Lyoner Straße 52 erworben. Als Woolworth 1966 den Bau des Gebäudes in Auftrag gab, entsprach es bestimmt mit seinen roten Kacheln und den grünen Glasbausteinen dem damaligen Geschmack. Noch heute ist der Bau beeindruckend, wenn auch etwas düster vielleicht. Kein Wunder also, dass der Hessische Rundfunk einst für die Dreharbeiten zum Tatort dort das Polizeipräsidium einrichtete. Doch die Tage der einstigen Woolworthzentrale sind gezählt, sie soll abgerissen werden. Unter dem vollmundigen Namen „Green Gate“ will die PDI-Gruppe an die Stelle des 60er-Jahre-Baus 600 Wohnungen errichten. Baubeginn soll das 3. Quartal 2015 sein. Das Projekt, für das mit einem Investitionsvolumen von 150 Millionen Euro gerechnet wird, soll 2017 fertiggestellt sein und über eine Bruttogeschossfläche von 50.000 Quadratmetern verfügen.

Den Abriss der Woolworthzentrale bedauert der Architekt und Projektentwickler Eckart von Schwanenflug. „Das war eines der schönsten Gebäude in der Bürostadt und das ist für viele Leute natürlich schade. Nur wie es da steht, hat es keine Qualität umgewandelt zu werden.“ Von Schwanenflug beobachtet die Bauvorhaben in der Bürostadt Niederrad sehr genau. Seit vielen Jahren schon beabsichtigt die Stadt dem dortigen Büroleerstand Herr zu werden, indem ehemalige Büroflächen in Wohnungen umgewandelt, Bürotürme abgerissen werden oder indem nachverdichtet wird. Potential für 3000 Wohnungen, 6000 Bewohner also, sieht die Stadt. Bald schon tritt der Bebauungsplan 885 Hahnstraße in Kraft und viele Bauprojekte warten nur darauf so richtig loszulegen. Ein Beispiel für Nachverdichtung ist das Projekt der ABG Frankfurt Holding, die an der Lyoner Straße das Areal einer ehemaligen Kleingartensiedlung nutzt, um darauf 134 Wohnungen und eine Kindertagesstätte zu bauen. Am 30. April ist der Spatenstich. 11,50 Euro soll die Kaltmiete pro Quadratmeter kosten.

„Familien mit mittlerem Einkommen“ sind für Eckart von Schwanenflug die ideale Zielgruppe für die Bürostadt Niederrad, der die Stadt den neuen Quartiersnamen „Lyoner Viertel“ zugedacht hat. Von Schwanenflug hat gemeinsam mit dem PR-Berater Detlef Hans Franke den Verein Standort-Initiative Neues Niederrad (SINN) gegründet hat. Zwölf Unternehmen, darunter etwa auch Nestlé, sind zahlende Vereinsmitglieder, die sich mit ihren Ideen zur Verbesserung des Standorts einbringen sollen. „Das Quartier ist im Aufbruch. Jetzt müssen wir noch das Image aufpolieren, die Resignation bekämpfen und ein urbanes Lebensgefühl fördern“, sagt von Schwanenflug. Für dieses Jahr plant er ein Sommerfest und würde auch gerne ein Openair-Kino in Niederrad installieren, das dann auch Publikum in den Abendstunden in die Bürostadt lockt. Denn das ist unter anderem noch ein Problem des Quartiers: nach Büroschluss ist hier tote Hose.

Der Wald ist nicht weit, die S-Bahn- und Tramstationen liegen vor der Tür und auch der alte Stadtteil Niederrad wird nur durch eine Bahntrasse von der Bürostadt getrennt . Dennoch fehlt es dem Viertel an Nahversorgung. Die Reinigung hier, der Änderungsschneider da. Dinge, die es in Wohnvierteln selbstverständlich gibt, wie etwa auch einen Quartiersplatz, müssen im „Lyoner Viertel“ noch gefunden werden. Während von Schwanenflug mit seinem Verein versucht, etwaige Standortprobleme zu analysieren – etwa die Parkplatznot – und gemeinsam zu lösen, helfen wiederum Bauprojekte wie die der ABG Versorgungslücken zu schließen. In der Hahnstraße 37-41 will die ABG demnächst zwei leerstehende Bürokomplexe abreißen, damit Platz ist für 170 Wohnungen. Damit die Bewohner in spe auch eine Infrastruktur vorfinden, sollen in das neu entstehende Wohngebäude auch ein Aldi, eine DM-Drogerie und ein Edeka einziehen. "Wir wollen einen Magneten schaffen", sagt Frank Junker, Chef der ABG, dessen Unternehmen 52 Millionen Euro in das Projekt investiert. Die Mietpreise der preisfreien Wohnungen sollen bei 11,50 Euro liegen, ein Drittel der Wohnungen soll gefördert sein und zwischen 6,75 und 9,70 Euro pro Quadratmeter kosten.

Dass in der Bürostadt in den kommenden zwei Jahren rund 1800 Wohneinheiten fertig werden, da ist sich der Vereinsgründer Eckart von Schwanenflug sicher. Bis dahin wird er noch ordentlich die Werbetrommel für den Standort rühren, damit das Viertel demnächst auch jenseits der Bürozeiten lebendig ist.


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