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Spannung bis zur letzten Minute
Deutschland ertrotzte 3:3 gegen US-Girls
Sie schienen längst auf der Verliererstraße, aber die deutsche Frauenfußball-Nationalmannschaft erspielte sich – angetrieben von enthusiastischen Fans – ein attraktives Unentschieden gegen die Nr. 1 der Welt, die USA.
Glückwunsch, liebe Nachbarn. Da habt ihr den Offenbacher Kickers ein schönes Schmuckstück in den Wald gesetzt. Das heißt offiziell zwar Sparda-Bank-Hessen-Stadion, wird aber unter echten Fußballanhängern, wie auch das Frankfurter Volksbank Stadion (= Bornheimer Hang) und die Commerzbankarena (sprich Waldstadion), immer der Bieberer Berg bleiben. Am frühen Freitagabend war es eher der Bibberer Berg, aber die Kälte brachte das Publikum wie die Spielerinnen der Nationalmannschaften Deutschlands und der USA schnell in die Gänge und alle nahmen von Anfang an Geschwindigkeit auf, um nicht einzufrieren. 16.090 Zuschauer, im Schnitt jünger als bei Ligaspielen, erst recht bei den Männermatches, sorgten gleich für eine Superstimmung und die deutschen Frauen (in der Startelf sechs Spielerinnen des 1. FFC, so viel Lokalpatriotismus muss erlaubt sein) übernahmen mit den Fans im Rücken gleich die Regie im „eigenen Haus“. So sah auch Trainerin Silvia Neid ihr Team 35-40 Minuten dominierend gegen den großen Rivalen aus Übersee, dem man sich noch vor drei Wochen beim Algarve Cup 0:2 geschlagen geben musste und gegen die der letzte Sieg 2006 beim Algarve-Cup (4:3 nach Elfmeterschießen) und davor 2003 im WM-Halbfinale von Portland gefeiert werden konnte. Anreiz genug. Und so rollte, scheinbar spielerisch leicht, Angriff und Angriff, Wensing scheiterte schon nach wenigen Minuten knapp, dann Behringer, Bresonik und Maier, die rechts außen für viel Wirbel sorgte und die auch von Neid als beste Spielerin gesehen wurde und deren Spiel sie als aufmerksam, bissig und gewitzt besonders lobte. Und wann immer den US-Girls ein Entlastungsangriff gelang, warf sich Angerer – diesmal wieder richtig gut disponiert – Rapinoe und Cheney entgegen. Ein munteres Spielchen mit schönen Ballstafetten und Tricks bei dem das Publikum – lebendig aber nicht ganz so hysterisch wie bei einem Justin-Bieber-Konzert – auch Spielzüge beklatschte, „wo der letzte Ball nicht ankam“ wie die Offiziellen erfreut feststellten. Auch so kann Fußball sein.
Zur Pause hin erspielte sich die USA ein leichtes Übergewicht, so als wollten Wambach & Co. noch in der ersten Halbzeit die Kräfteverhältnisse zurechtrücken. Aber das 0:0 hatte nach 45 Minuten Bestand.
Mit Faißt für Behringer ging es nach dem wärmenden Tee weiter. Die wie immer gut aufgelegte Rapinoe flankte von der Grundlinie auf den zweiten Pfosten wo Wambach (wer sonst?) per Kopf das erste Tor in der 47. Minute gelang. Aber die Deutschen blieben unbeeindruckt, hatten zwei Chancen zum Ausgleich, auch weil Torfrau Nicole Barnhart zwischendurch Unsicherheiten zeigte. Umso ernüchternder, dass in der 55. Minuten wie selbstverständlich das 0:2 fiel. Nach ihrem Assist trug sich nun Rapinoe nun selber in die Torschützenliste ein. War damit das Spiel gelaufen? Bei einigen „Profi“-Guckern auf der Pressetribüne ging es jetzt nur noch um die Höhe der Niederlage und auch ein Spruch wie „Gott sei Dank ist es ja ,nur’ eine EM, die jetzt in Schweden ansteht, wurde formuliert. Für das zahlenden Publikum so irrelevant wie fürs deutsche Trainerteam. Das wechselte Schmidt (an Ostern gegen Sindelfingen leicht angeschlagen noch Ersatz am Brentanobad) für Peters ein und nahm konsequenterweise dann wenig später auch Bresonik für Mittag vom Platz. Damit hatte Frankfurts Rechtsverteidigerin Platz für ihre Flügelläufe und einer davon führte schließlich – erst ging die Flanke ins Leere, der zweite Versuch kam dann an – zum frenetisch bejubelten Anschlusstor durch Kim Kulig. Auch die bekam in der Pressekonferenz – nicht nur wegen des Treffers – Lob von höchster Stelle. „Das erste Mal wieder 90 Minuten durchgespielt und das auf durchgängig hohem Niveau, das stimmt mich sehr positiv, dass Kim bald wieder ganz die Alte ist“, meinte Neid. Dumm nur, dass Morgan, die schon in Faro zwei Mal einnetzte, sich gleich wieder zur Spielverderberin aufschwang und nur acht Minuten später das 1:3 markierte.
Aber Schmidt marschierte weiter, Kulig drängte aufs US-Tor, Maroszán schoss knapp vorbei, trotzdem wollte sich – von wegen Freundschaftsspiel – kein Frust einstellen. Und der nicht nachlassende Wille der deutschen Mädels wurde belohnt. Eine schnelle Körpertäuschung von Okoyino da Mbabi, eine unglückliche Abwehraktion, Elfmeter, den die Gefoulte selber sicher verwandelte. Den Deutschen blieben – weiter angetrieben von den ebenso nimmermüden Fans – fünf Minuten, aber schon nach 240 Sekunden fiel der nicht mehr erwartete Ausgleich durch Anja Mittag. Sieben Minuten galt es inklusive Nachspielzeit noch zu überstehen, Faißt musste noch einen Ball von der Linie köpfen, Dramatik pur bis zur letzten Sekunde, bis sich „die beiden besten Teams der Welt“ (US-Trainer Tom Sermanni) leistungsgerecht remis trennten. „Wir wussten das würde hier gegen die Deutschen – mit dem eigenen Publikum im Rücken (eine einschüchternde Kulisse) – ein schwieriges Spiel werden, die noch selbstbewusster und in sich ruhender als in Portugal spielten.“ Ein gutes Spiel, ein faires Ergebnis“, resümierte der sympathische Schotte und meinte, klar wären seine Girls sicher enttäuscht. „Wer so lange zwei Tore voraus war, ist über so ein später Unentschieden nicht glücklich.“ Silvia Neid darauf angesprochen, ob sie das Ergebnis für sie nicht wie ein Sieg anfühle, entgegnete grinsend, „nein, wie ein Unentschieden!“ Aber das stimme sie durchaus zuversichtlich. Einziger Wermutstropfen an einem schönen Abend: der Popstar im US-Team, Torfrau Hope Solo, war wegen einer Handverletzung in der Heimat geblieben. Schniff.
Zur Pause hin erspielte sich die USA ein leichtes Übergewicht, so als wollten Wambach & Co. noch in der ersten Halbzeit die Kräfteverhältnisse zurechtrücken. Aber das 0:0 hatte nach 45 Minuten Bestand.
Mit Faißt für Behringer ging es nach dem wärmenden Tee weiter. Die wie immer gut aufgelegte Rapinoe flankte von der Grundlinie auf den zweiten Pfosten wo Wambach (wer sonst?) per Kopf das erste Tor in der 47. Minute gelang. Aber die Deutschen blieben unbeeindruckt, hatten zwei Chancen zum Ausgleich, auch weil Torfrau Nicole Barnhart zwischendurch Unsicherheiten zeigte. Umso ernüchternder, dass in der 55. Minuten wie selbstverständlich das 0:2 fiel. Nach ihrem Assist trug sich nun Rapinoe nun selber in die Torschützenliste ein. War damit das Spiel gelaufen? Bei einigen „Profi“-Guckern auf der Pressetribüne ging es jetzt nur noch um die Höhe der Niederlage und auch ein Spruch wie „Gott sei Dank ist es ja ,nur’ eine EM, die jetzt in Schweden ansteht, wurde formuliert. Für das zahlenden Publikum so irrelevant wie fürs deutsche Trainerteam. Das wechselte Schmidt (an Ostern gegen Sindelfingen leicht angeschlagen noch Ersatz am Brentanobad) für Peters ein und nahm konsequenterweise dann wenig später auch Bresonik für Mittag vom Platz. Damit hatte Frankfurts Rechtsverteidigerin Platz für ihre Flügelläufe und einer davon führte schließlich – erst ging die Flanke ins Leere, der zweite Versuch kam dann an – zum frenetisch bejubelten Anschlusstor durch Kim Kulig. Auch die bekam in der Pressekonferenz – nicht nur wegen des Treffers – Lob von höchster Stelle. „Das erste Mal wieder 90 Minuten durchgespielt und das auf durchgängig hohem Niveau, das stimmt mich sehr positiv, dass Kim bald wieder ganz die Alte ist“, meinte Neid. Dumm nur, dass Morgan, die schon in Faro zwei Mal einnetzte, sich gleich wieder zur Spielverderberin aufschwang und nur acht Minuten später das 1:3 markierte.
Aber Schmidt marschierte weiter, Kulig drängte aufs US-Tor, Maroszán schoss knapp vorbei, trotzdem wollte sich – von wegen Freundschaftsspiel – kein Frust einstellen. Und der nicht nachlassende Wille der deutschen Mädels wurde belohnt. Eine schnelle Körpertäuschung von Okoyino da Mbabi, eine unglückliche Abwehraktion, Elfmeter, den die Gefoulte selber sicher verwandelte. Den Deutschen blieben – weiter angetrieben von den ebenso nimmermüden Fans – fünf Minuten, aber schon nach 240 Sekunden fiel der nicht mehr erwartete Ausgleich durch Anja Mittag. Sieben Minuten galt es inklusive Nachspielzeit noch zu überstehen, Faißt musste noch einen Ball von der Linie köpfen, Dramatik pur bis zur letzten Sekunde, bis sich „die beiden besten Teams der Welt“ (US-Trainer Tom Sermanni) leistungsgerecht remis trennten. „Wir wussten das würde hier gegen die Deutschen – mit dem eigenen Publikum im Rücken (eine einschüchternde Kulisse) – ein schwieriges Spiel werden, die noch selbstbewusster und in sich ruhender als in Portugal spielten.“ Ein gutes Spiel, ein faires Ergebnis“, resümierte der sympathische Schotte und meinte, klar wären seine Girls sicher enttäuscht. „Wer so lange zwei Tore voraus war, ist über so ein später Unentschieden nicht glücklich.“ Silvia Neid darauf angesprochen, ob sie das Ergebnis für sie nicht wie ein Sieg anfühle, entgegnete grinsend, „nein, wie ein Unentschieden!“ Aber das stimme sie durchaus zuversichtlich. Einziger Wermutstropfen an einem schönen Abend: der Popstar im US-Team, Torfrau Hope Solo, war wegen einer Handverletzung in der Heimat geblieben. Schniff.
8. April 2013, 10.03 Uhr
Detlef Kinsler
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