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Die Woche der Wahrheit

1. FFC-Manager Siegfried Dietrich im Gespräch

Die Champions League im Blick – der 1. FFC Frankfurt trifft innerhalb einer Woche auf zwei Mitbewerber, Potsdam und Wolfsburg. Ende April weiß man am Brentanobad, ob in der nächsten Saison wieder international gespielt wird.
JOURNAL FRANKFURT: Die viel zitierte Woche der Wahrheit Ende des Monats mit drei Heimspielen in Folge, darunter die gegen die Championsleague-Mitbewerber Potsdam und Wolfsburg, will Trainer Philipp Dahm so gar nicht wahrnehmen...
Siggi Dietrich: Wenn er sagt step by step, dann auch weil die Konkurrenzsituation in der Bundesliga insgesamt größer geworden ist. Man kann wirklich mit Recht davon sprechen, dass die Frauenbundesliga die stärkte Frauen-Fußballliga der Welt ist. Früher war es ja oft so, der FFC hat seien Mannschaft nominiert und ist durchmarschiert, das war zwar schön für uns, aber letztendlich für die Liga uninteressant. Mittlerweilen sind es drei Mannschaften, die vorne um die Championsleagueplätze kämpfen und was noch schöner ist, dass es noch drei, vier Mannschaft gibt wie Bayern München, Essen und Freiburg, die nachrücken von hinten, die auch durchaus – wie Bayern München gegen Potsdam am Ostersamstag – die Liga doppelt spannend halten und der Frauenfußball insgesamt ist sicherlich auf einem sehr, sehr guten Weg und braucht noch seine Zeit in der Gesamtentwicklung logischerweise, aber ist schon die populärsten Mannschaftssportart der Frauen weltweit, auch die Mitgliederstärkste, insofern ist das ein Prozess, der über zwei, drei Jahrzehnte gehen wird, dann wird der Fußball bei den Frauen noch viel weiter vorne stehen.

Die Wahrnehmung in den Medien und somit sicher auch bei den Fans – der 1. FFC hat, wie Bayern München bei den Männern, diesen Anspruch auf die Vorherrschaft (der Verlust dieser Vorherrschaft zuletzt wird ja sogar bei Wikipedia beklagt), das klingt jetzt eher nach Understatement und nicht danach, dass das vor jeder Saison formulierte Ziel mindestens das Triple ist...
Aber das ist unrealistisch und ich habe selbst damals vor fünf Jahren gefordert, dass mehr Konkurrenz kommt, damit es interessanter wird für die Zuschauer, für das Fernsehen und die Sponsoren letztendlich von denen wir inzwischen ja eine Menge guter und sehr guter Partner haben, und da ist der Wettbewerb das Entscheidende. Wenn man sieht, was für einen Zuschauerschnitt wir haben – selbst bei einem Spiel wie heute gegen Sindelfingen kommen über 1.300 Leute, bei den Spitzenspielen sind es dann Drei-, Vier-, Fünftausend, und wir haben einen Durchschnitt von 2.500, das ist schon auf einem sehr, sehr guten Niveau, das hätte man sich vor fünf bis zehn Jahren vielleicht gewünscht, aber nicht unbedingt erwarten können.

Aber es gibt ja durchaus noch Auswärtsspiele bei den „Kleineren“, da sind es dann auch mal nur dreistellige Zuschauerzahlen ...
Aber da muss man den Gesamtentwicklungsprozess sehen. Es gibt halt Fußballhochburgen wie Frankfurt, wie Potsdam, wie Duisburg (auch wenn die im Moment wirtschaftliche Schwierigkeiten haben), aber da strömen schon die Zuschauer, nicht nur zu den Spitzenspielen.

Wie war das bei Ihnen als Sie anfangen haben – der schiere Reiz am Frauenfußball oder doch mehr der Ehrgeiz, auf einem noch unbestellten Feld etwas zu erreichen was zu den Zeitpunkt niemand für möglich hielt, also echte Pionierarbeit zu leisten?
Mit hat es schon immer Spaß gemacht mit Sportarbeiten zu arbeiten, wo man etwas bewegen kann. Das war damals im Eiskunstlauf so, als ich damals Katharina Witt zu großen Eisgalas geholt habe direkt nach der Wende, ich bin im Welttennis mit unterwegs gewesen, ich habe schon in verschiedenen Bereichen gearbeitet wo ein großes Entwicklungspotential war. Zum Frauenfußball bin ich tatsächlich eher durch Zufall über eine Eisgala gekommen, wo ich die Mannschaft der SG Praunheim eingeladen hatte und nachdem sie die Gala mit Katharina Witt sehr gut fanden, haben sie mich dann mal eingeladen zu einem Spiel, damals noch auf dem Platz in Praunheim, dann fand ich das auch ganz attraktiv, weil sinnigerweise ein Spiel gegen Bayern München wo damals schon 2.500 Menschen waren. Da hat der Name Bayern München brutal gezogen. Dann hat die damals verantwortliche Monika Staab, die später auch lange Zeit Trainerin und Präsidentin bei uns war, hat dann zu mir gesagt, du kannst jetzt einfach dann nicht mehr kommen, wir haben keine Werbung, wir haben nichts, und Du bist da erfahren darin, dann habe ich gesagt, ok, ich besorge euch einen Bandenpartner, haben hinter beiden Toren eine Bande aufgestellt, die dann einfach da herumstanden, und dann hat man gesagt, vielleicht engagiert man sich auf gewisse Weise nebenbei, und irgendwann hat man mehr und mehr sein Herz für die Sache gefunden und dann habe ich gesagt, wenn ich dann weitermachen soll, dann müssen wir die Kriterien optimieren, müssen einen Namen haben, der sich vernünftig vermarkten lässt – SG Praunheim war das nicht, der 1. FFC Frankfurt wurde es dann – , dann müssen wir ein gescheites Stadion haben wo wir spielen können, und die Qualität, dass man da was bewegen kann. Wir haben das dann gemeinsam, Frau Staab und ich, auf die Beine gestellt, haben das mit einem interessanten, engagierten Vorstand die Gründung damals 1989 auf die Bühne gebracht und dann kamen die Erfolge, dann haben wir gute Sponsoren an Land gezogen, mit Lotto Hessen den ersten wichtigen Trikotsponsor gehabt, dann die Commerzbank, die 2004 eingestiegen ist, mit der wir dann mit Blick auf größere, weitere Ziel wie die Championsleague (UEFA Women’s Cup hieß das damals noch) viel bewegen konnten und dann durch den Gewinn der WM 2003 und 2007, wo viele FFC-Spielerinnen dabei waren, und dann hatte man die Perspektive der eigenen WM in Deutschland und das hat dann das gesamt Umfeld, alle, riesig motiviert, Frankfurt war dann das Herz des Frauenfußballs, auch während der WM, das muss ganz klar sagen, das Champiponsleague-Finale 2008 vor knapp 28.000 Zuschauern, was wir gegen Umeå IK gewonnen haben, war schon ein Zeichen, dass in Frankfurt viel passieren kann bis hin zum Endspiel der WM 2011 – gerade in Frankfurt ist da viel getan worden in Hinblick auf die Gesamtentwicklung des Frauenfußballs.

Durch die WM im eigenen Land wuchsen dann – viel schneller als bei den Männer früher – die Begehrlichkeiten bei Medien und Fans. In unserer heutigen medialen Gesellschaft ist das alles viel intensiver und extremer. Mir stellte sich tatsächlich – und das nicht wegen des frühen Ausscheidens des deutschen Teams – die Frage, ob die WM in letzter Konsequent wirklich hilfreich war. Denn irgendwie griffen plötzlich ganz schnell auch die Mechanismen und Manierismen des Männerfußballs und damit lief der Frauenfußball auch Gefahr, seinen spezifischen Charme und auch seine „Unschuld“ zu verlieren ... Zum FFC ans Brentanobad zu gehen, bedeutet eine andere Fankultur als in den großen Arenen, Rivalität spielt keine Rolle, das Kuchenbuffet der Mütter der Nachwuchsspielerinnen und Steffi Jones bei den Fans in den Kurven, nicht etwa auf der VIP-Tribüne...
Absolut familiäre Züge, die es hier auch weiterhin behält, man hat auch gemerkt, dass das Publikum und das Potential der Zukunft sind die Familien. Mittlerweilen ist der Frauenfußball so attraktiv geworden, dass man sehr schöne Spielzüge sieht, auch bei einem Spiel, wo der Letzte gegen den Ersten spielt, und bei den Spitzenspielen richtig guten, erstklassigen Fußball sieht, ist das absolut gerechtfertig. Immer mehr Mädchen spielen Fußball, die ziehen natürlich die Eltern auch mit hierher. Durch die WM hat der Frauenfußball auf alle Fälle noch mehr Gesichter bekommen, früher war es eine Birgit Prinz, eine Steffi Jones, eine Nia Künzer, mittlerweile gibt es viele andere Namen, um das eine Kim Kulig ist, eine Lira Bajramaj, eine Simone Laudehr – da gibt es mannigfaltige, die in der Welt des Sport, gerade während der WM ganz vorne präsent waren und auch einen hohen Bekanntheitsgrad haben. Das ist, denke ich mal, der richtige Anschub gewesen. Die WM selbst ist zwar ein ganz wichtige Faktor, sie hat dafür gesorgt, dass sich der Frauenfußball wirklich etabliert hat, dass Deutschland die WM nicht gewonnen hat, hat dazu geführt, dass dieser Wunschgedanke, dass das mit einem Bang die Supersportart Nummer wie auch immer wird, das war so oder so unrealistisch.

Da haben die Medien einfach auch überzogen, die ein weiteres Sommermärchen wollten...
Das war ein Riesenhype, der auch gefeiert wurde, Wir wussten, dass es hinterher kontinuierlich stark weiter geht, aber wir gar nicht Voraussetzungen haben, die Stadien, die Organisationssituation in den einzelnen Vereinen, das ist ein Entwicklungsprozess von zwei bis drei Jahrzehnten, das war im Männerfußball anfangs nicht anders und das muss man dem Frauenfußball auch zugestehen. Insofern ist der Frauenfußball auf einem guten Weg und es hat uns vielleicht für die Zeit nach der WM geholfen, dass wir die WM nicht geholt haben, weil die Erwartungshaltung dadurch überschaubar war.

Aber musste man bei den Spielerinnen auch mental ein wenig gegensteuern, schließlich sind sie ja sicher auf anfällig für Starruhm, allein Bajramaj war auf vielen Titelbildern, in der Werbung...
Die sind alle sehr sympathisch damit umgegangen. Die haben viele Werbefilme gedreht, mit diversen Firmen, großen DAX-Unternehmen, mit einer Lira, einer Kulig, Birgit Prinz. Das ist schon auf einem sehr hohen Niveau gewesen, aber das hat dazu geführt, dass in der breiten Gesellschaft der Frauenfußball mittlerweile nicht nur wahrgenommen, sondern sich auch etabliert hat.

Also alle Gefahren gebannt in punkto Leistungsdruck etc.?
Dass die Erwartungshaltung da war und ist, spricht ja dafür, das auch großes Interesse da ist. Letztendlich muss man es realistisch betrachten und die Sache Step by step sehen: da ist ein wichtiger Punkt, dass wir konkurrenzfähiger geworden sind als Liga, dass der Wettbewerb größer ist, dass auch große Männervereine wie VfL Wolfsburg die Frauenabteilung mit einer großen Ernsthaftigkeit betreibt und was ich mir immer als Ligasprecher gewünscht habe jetzt eingetreten ist und für uns selbst als 1. FFC die größte Herausforderung geworden. Das darf man nicht unterschätzen. Es war zwar schön früher, die Siege mehr oder weniger – in Anführungszeichen – unter leichteren Bedingungen einzufahren, aber hetzt ist es die schönere und bessere Herausforderung für uns auch bei der entstandenen Konkurrenz wettbewerbsfähig zu bleiben und dann trotzdem weiterhin der Branchenführer zu sein.

Also bleibt auf alle Fälle für die laufende Saison das Minimalziel, den internationalen Wettbewerb wieder zu erreichen?
Die letzte Saison ist besser gelaufen, als sie viele Leute geredet haben. Das Championsleague-Finale erreicht, das Pokalfinale erreicht, beide verloren, schade. Das einzige, was wir uns wirklich vorwerfen müssen, dass wir letztes Jahr nur Dritter geworden sind und dadurch sind in der Championsleague diese Saison sind, ein Riesenhandicap, das hätten wir vermeiden können, wenn wir das Finale gegen Lyon gewonnen hätten, dann wären wir ja automatisch qualifiziert gewesen. Insofern müssen wir jetzt gucken, dass wir diese Saison, die auch ein bisschen Umbruch bei uns darstellt, so positiv abschließen, nachdem wir im Pokal auch nicht mehr dabei sind und dumm ausgeschieden sind gegen die Bayern, dass wir da jetzt die Kurve kriegen. Die Hinrunde war nicht berauschend, in der Rückrunde haben wir jetzt eine kontinuierliche Steigerung gesehen, die Mannschaft findet immer mehr zueinander und man sieht, dass der Teamgeist deutlich gewachsen ist, man hat die gemeinsamen Ziele und man spürt das in jeden Training, in jedem Spiel und auch an Ostern gegen Sindelfingen haben wir gezeigt, dass wir nicht nur das Ding runterspielen wollte...

... und nach dem 2:0 zurückgeschaltet hätte ...
... ganz genau, sondern dass man auch was fürs Torverhältnis tun wollte. Das hat die Mannschaft schon beeindruckend gemacht.

Was Philipp Dahm in der Pressekonferenz nach dem Spiel gesagt – das einfache, solide Passspiel habe er als Losung ausgegeben, das ist vielleicht was, was die Kritiker im Fanblock vielleicht als zu anspruchslos für einen Kader dieser Klasse empfinden könnten. Da übersieht man auch gerne mal die schönen Ballstafetten, das Kurzpassspiel...
Es muss eine gesunde Mischung sein, es macht keinen Sinn, planlos die Bälle irgendwo hinzuspielen nach dem Motto es kommt schon irgendwie an, sondern gerade gegen die Spitzenteams ist es dann wichtig, dass man ein Spielt spielt, das auch ein Konzept hat, wo man sich aufeinander verlassen kann. Nur dieses Aufeinanderabstimmen führt dann dazu, dass man dann in einem Spitzenspiel in entscheidenden Phasen in der Lage ist, Tore zu schießen.

Ist denn dieses Konzept so klar zu benennen, zu definieren, oder ändert sich das nicht mit den Gegnern?
Ich glaube, man muss sich auf jeden Gegner individuell einstellen, aber da haben wir einen sehr guten Trainer, ein gutes Trainerteam, das genau weiß, was sie tun, da sind wir überzeugt von, dass sie auf einem guten Weg sind. Insofern bin ich grundsätzlich natürlich Optimist, aber momentan sehr optimistisch, dass wir da auch unsere Ziele erreichen.

Das ist auch so ein Punkt, dass die Menschen immer denken, jetzt hat der Verein wieder gut eingekauft, die Wunschliste wird zusammen gekauft, so wie dass der Magath macht, wie das der Hoeneß macht (da greift dann auch das alte Klischee, Siggi Dietrich, der Uli Hoeneß des Frauenfußballs...), und dann läuft der Rest automatisch und die Chemie stimmt ...
So ist es auch noch nie gewesen. Wir suchen Spielerinnen, die auch vom Charakter her und von der Spielweise zu uns passen, vor der WM hat man natürlich auch geguckt, dass man Spielerinnen auf sehr hohen Niveau ins Boot holt, weil auch so eine WM im eigenen Land mit möglichst vielen Spielerinnen aus dem eigenen Verein eine gute Visitenkarte ist, aber letztendlich müssen wir auf uns schauen. Unsere weitere Vorgehensweise liegt darin, dass wir wirklich schauen, dass wir ein Dutzend an Leistungsträgern haben müssen und bei einem Kader von 22, 23 auch soundso viele Nachwuchsspielerinnen aus unserer Jugend (die U17 ist auf dem 1, Tabellenplatz, im nächsten Jahr werden wir zwei, drei Spielerinnen aus der U17 einbauen in die 1. Mannschaft, das sind die ersten Früchte, die das jetzt dann trägt, und genauso werden wir gezielt Leistungsträger an Land ziehen, aber die haben wir ja schon momentan, da muss nicht allzu viel passieren...

Der viel zitierte Luxuskader ...
So sieht´s aus. Und dann haben wir viele junge Spielerinnen, die richtig Gas geben wollen. Für uns ist wichtig, dass wir im Prinzip die Spielerinnen, die in der zweiten reihe sind, in Zukunft Spielerinnen sind, die unbedingt in die Erste wollen. Dadurch entsteht der interne Wettbewerb und der führt zu einer deutlichen Leistungssteigerung und das ist unser Prinzip und unser Konzept.

Aber kommt denn jemand wie Desirée Schumann an Nadine Angerer vorbei?
Ich glaube schon. Natürlich wird sie irgendwann an „Natze“ vorbei kommen. Sie ist nach wie vor die Nr. 1, ganz klar, aber Schumann hat eine klare Orientierung und hat das hier auch schon bewiesen wo Angerer nicht spielen konnte. Die Perspektive hat sie, kriegt sie, genau in dieser Abstimmung stehen wir auch mit den Spielrinnen.

Inwieweit hat der Krankenstand dazu geführt, dass die erhoffte Spielkultur mitunter gelitten hat? Das war ja schon fatal gut eingekauft und irgendwann gingen sie alle am Stock, Kulik, Laudehr, Bajramaj...
Wir hatten teilweise vier, fünf Verletzte zwischendrin, das sind natürlich so gewisse Schicksale, die immer wieder die Mannschaften ereilen. Wir sind da ein bisschen stark betroffen gewesen in der Vergangenheit, andererseits haben wir uns so gut ausgestattet, dass man aus Fehlern früherer Jahre gelernt hat, dass man durch den Krankheitsstand entstandene Löcher gut ausgleichen konnte. Mittlerweile ist es so, wenn drei, vier, fünf Spielerinnen fehlen, sind wir trotzdem in der Lage, auf einem ähnlichen Niveau unser Spiel zu präsentieren.

Also doch wie Bayern München ...
Das muss ja so sein, denn in dem Moment, wo du das Ziel hast, in drei Wettbewerben eine Rolle zu spielen oder darauf hinarbeitest, bald wieder in drei Wettbewerben einen Rolle zu spielen, muss du dich darauf fokussieren und das auch so betreiben. Da darfst du nichts dem Zufall überlassen, dann werden die Fans auch enttäuscht. Wir haben Superfans, das muss man klar sagen, zu allen Auswärtsspielen sind wir mit einem Bus unterwegs, da sind wir sicherlich ganz vorne was die Fankultur anbelangt. Da haben wir Fans, die selbst in ganz schwierigen Zeiten immer fair sind. Das sieht man auch daran, wir sind nicht nur zuhause eine sehr populäre Mannschaft, sondern auch bei allen Auswärtsspielen. Wir haben die höchsten Zuschauerzahlen im Schnitt bei allen Auswärtsspielen wenn wir unterwegs sind, das sprich auch dafür von der Art und Weise, wie wir auftreten, welche Namen wir mitbringen, dass wir da für die gesamte Entwicklung des Frauenfußballs auch viel tun. Weil jede Mannschaft hat wenn der FFC kommt meistens die höchste Zuschauerzahl.

Vielleicht ist das auch wieder ein wenig eine Medienmär, das immer so ein Neidfaktor ins Spiel gebracht wird, wenn es um den 1. FFC geht und die Einkaufspolitik, den Kader, auch gerne die Rivalität mit Schröder und Potsdam herausgekehrt. Der Gute, gerade wenn er hier in Frankfurt (und erst recht wenn es zuhause in Potsdam passiert) verliert, poltert er auch gerne, aber eigentlich kann man doch von einem respektvollen Verhältnis sprechen?
Das kann man sagen. Das ist ein ganz gesunder Wettbewerb, die da besteht, eine gesunde Rivalität, die zwischen Schröder und Dietrich sicher eine besondere Dimension hat weil unser Freund Schröder auch immer gerne von zwei Welten spricht, aber die Welten sind gar nicht unterschiedlich. Potsdam hat nachweislich genauso viele Spielerinnen in den letzten Jahren verpflichtet wie wir, sie haben auch sehr, sehr gute Sponsoren im Boot, sie sehen das genauso auch wirtschaftlich, nur es wird da halt ein bisschen anders verkauft als bei uns ...

Zwei unterschiedliche Generationen ...
Genau, es sind zwei unterschiedliche Generationen, die da aufeinander prallen und es sind sicherlich auch zwei unterschiedliche Standorte, aber beide arbeiten sehr professionell, beide arbeiten sehr emotional und beide haben für die Weiterentwicklung des Frauenfußballs enorm viel getan. Deswegen ist es sogar ganz gut, ich wäre überrascht, wenn diese Rivalität so nicht mehr wahrgenommen würde, dann ginge der Weg wieder zurück, die positive Entwicklung und alles was damit zusammenhängt, hängt auch mit gewissen Geräuschen zusammen.

Die Trainerdiskussion war ja eine lange, viele haben gesagt, der Wechsel ist viel zu spät passiert, aber wenn man jetzt ins Wikipedia guckt, steht Dahm ja immer noch als Interimstrainer drin.
Was da steht, also ich kümmere mich nicht um andere. Das Trainerteam steht, der Philipp Dahm ist ein sehr intellektuell ausgerichteter Trainer, der genau weiß, was er tut, der eine gute Ansprache bei den Spielrinnen hat, der das Team erreicht, der taktisch und technisch ein absolut klare Orientierung hat und mit dem wir sicherlich Erfolg haben können. Da gehört aber auch das Quäntchen Glück dazu.

Er gibt halt oft etwas sehr lakonisch weiter was dann schnell mal als arrogant begriffen wird...
Er – und das finde ich stark – fokussiert sich auf das Wesentliche, ihm ist nicht wichtig, welche Show drum herum gemacht wird und er gibt auch nicht immer alles medienmäßig preis, wie er gerade über eine gewisse Sache denkt, Damit ist er auch sehr klug wiederum, sonst würde er sich doppelt unter Druck setzen wenn er zu gewissen Sachen immer noch ständig Statements gibt, da wäre er ja auch wieder zu packen. Er fährt da eine ganz saubere, klare Linie und ist – wie soll ich sagen – kein Mann der großen Worte, sondern der Taten.

Dafür gibt es im Verein ja dann Rolf Töpperwien...
So jemand als Stadionsprecher zu haben ist ja schon etwas Besonderes ...

Kult ...
Das ist ein Kultfaktor, das kann man so sagen. Wenn man aus der Musikbranche kommt, ist das die richtige Bezeichnung, dass wir so einen Mann vor zehn Jahren mal begeistern konnten, so dicht heran zu kommen, das ist sicherlich auch die Freundschaft zwischen uns beiden, wie vieles über emotionale, freundschaftliche Schienen läuft, auch im Sponsorenbereich. Das ist ganz normal.

Dafür musste er sich sicherlich anfangs auch Frotzeleien gefallen lassen ...
Das ist erst mal schon eine andere Welt...

Es gibt ja nicht wenige Sportreporterkollegen, die nach wie vor behaupten, Männer- und Frauenfußball seien grundsätzlich zwei unterschiedliche Sportarten... Noch mal zu Thema Trainer. So wie man Spielerinnen aus ausländischen Ligen verpflichtet hat, hat man schon mal dran gedacht, auch Trainer aus anderen Ländern nach Deutschland zu holen, um dadurch neue Impulse einzubringen, etwa die Trainerin des englischen Nationalteams?
Immer dann, wenn es mal kritisch war, kam ein Riesenschwall an Bewerbungen, auch aus dem Ausland, angeblich hätte sogar der Trainer von Lyon Interesse hier bei uns zu trainieren. Für mich ist entscheidend: ersten haben wir im Moment einen guten Trainer und zweitens muss jemand der bei uns als Trainer Perspektive haben will, die Liga kennen, sich international auskennt, gut mit den Spielerinnen kommunizieren können und nicht über Dolmetscher, sondern die deutsche Sprache spricht. Das ist für mich ein wichtiger Punkt weil die Damen auch gerne mal etwas deutlicher hinterfragen und eine gute Erklärung brauchen. Und wenn du da jemand hast, der diese interne Kommunikation beherrscht, der ist auch der richtige Mann für so eine Frauenmannschaft.

Die junge Generation ist also keine von reinen Befehlsempfängerinnen, diktiere und die Taktik, wir setzen sie um ...
Die lieben eine aufwendige Kommunikation und wenn dann ein Trainer gut überzeugen kann, wirkt sich das positiv aufs Spiel aus. Ganz wichtig sind die handelnden Personen, man sieht es gerade wieder in Duisburg, das ist die Insolvenz am laufen. Wir halten das in guten und in schlechten Zeiten, das Entscheidende ist ja, du musst mit einer gewissen Souveränität deine Siege verwalten, aber du musst genauso souverän sein wenn es durch die Täler geht. Das ist, glaube ich auch, was die Sponsoren, unsere Partner und auch die Zuschauer an uns schätzen: dass wir nie nachlassen, dass wir immer wieder neue Ziele ausgeben, die realistisch sind in der Art der Vorgehensweise und dass wir da auch eine große Seriosität an den Tag legen.

Es ist auch sicher nicht unwichtig, festzustellen, dass Eigen- und Fremdwahrnehmung nicht immer synchron sind ...
Auch das.

Bei der Fremdwahrnehmung ist es mitunter so, dass man eine Eigenwahrnehmung unterstellt, die vielleicht gar nicht da ist...
Eine ganz gute Aussage. Und die Fremdwahrnehmung ist vielfältig und oft von der Realität weit entfernt, weil der jenige, der das fremd beurteilt, kennt die ganzen Tatsachen und Vernetzungen nicht, die zu etwas führen.
 
10. April 2013, 10.05 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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