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1. FFC Frankfurt

Glanzloser Sieg

Man scheute sich, zu früh das Fazit auf den Block zu schreiben. Glanzloser Sieg. 1:0 stand es seit der 21. Minute und die Zuschauer am Brentanobad erinnerten sich nur zu gut an den späten Ausgleich bei letzten Heimspiel gegen Gütersloh. Auch die Freiburgerinnen hatten bis zu letzten Minuten ihre Chance auf den Ausgleich.
Wahrscheinlich muss man sich endgültig von der lange gültigen Vorstellungen frei machen, dass die Potsdamerinnen, Duisburgerinnen und Frankfurterinnen die Meisterschaft unter sich ausmachen. Auch wenn die Tabelle aufgrund der vielen internationalen Auftritte der Spielerinnen ein verzerrtes Bild abgibt, der 1. FFC deshalb die Nase vorn hat: allein die Turbinen haben bis dato ihren Ansprüchen genügend ihr Soll erfüllt und auch mit 24:5 schon früh in der Saison etwas fürs Torverhältnis getan. Duisburg rangiert mit ebenfalls sieben Spielen nur auf Platz 8 und vorne mischen Wolfsburg und Essen mit. Auch wenn die Gästetrainer in der Pressekonferenz immer den Status der Frankfurterinnen unterstreichen, immer öfter – wie auch diesmal mit Milorad Pilipovic – können sich die Gegner nicht verkneifen, ihrer Enttäuschung Ausdruck zu geben: „Wir hätten hier einen Punkt holen können.“ Das muss wie eine Drohung in den Ohren von FFC-Manager Siggi Dietrich geklungen haben. Die anderen Mannschaften jedenfalls sind längst kein Kanonenfutter mehr.

Rolf Töpperwien im Urlaub, da fehlte der verbale Einpeitscher vor dem Spiel. Eigentlich mal recht erholsam. Aber irgendwie übernahmen die Spielerinnen selber anfangs das Aufmuntern. Vielleicht mag es an meinem von drei Abenden Jazzfestival sensibilisierten Ohren gelegen haben, aber was da vom Platz auf die Tribünen hoch schallte, klang lauter als die Züge der Kraniche über der Stadt dieser Tage. Ein gutes Zeichen eigentlich, suggerierte es doch: wir kommunizieren miteinander, wir wollen es wissen, als Mannschaft marschieren. Die erste Chance aber hatte Freiburg. Auch wenn Pilipovic bemängelte, dass seine Mannschaft in den ersten 15 Minuten zu viel Respekt gezeigt habe, hielte doch auch da schon dagegen und die Frankfurterinnen versemmelten wie zuletzt oft auch vom Umfeld selber bemängelt zu viele Chancen. Trotzdem fiel in der 21. Minuten das 1:0 dank der Frankfurter Nummer 21: Ana Maria Crnogorcevic hatte im Sturm den Vorzug von der angeschlagenen Sandrine Bretigny erhalten und wie schon in der letzten Saison: wenn sie zum Einsatz kommt ist sie ein ständiger Unruheherd. Und sie forderte die Bälle auch auf Außen. Nur eine Szene war da recht symptomatisch was die letzten Feinheiten in der Ballbehandlung und im Zusammenspiel der Mannschaft im Moment betrifft: der Diagonalball übers ganze Feld erreichte sie nämlich nicht, weil sie dem Ball nicht entgegen ging und eine Freiburgerin den Flankenwechsel abfing. Die Spielzüge der Frankfurterinnen scheinen manchmal für den Gegner berechenbarer als für die eigenen Mannschaftskamaradinnen.

Wenn man bedenkt, wie viel deutsche und andere Nationalspielerinnen hier auf dem Platz stehen, man deren individuelle Klasse kennt, kann man sich nur wundern, warum fast keine just dieses Können abrufen kann. Mal vertändelte Schmidt (diesmal im Mittelfeld aufgeboten verlor sie viel von ihrer Wirkung als stürmenden Rechtsverteidigerin), mal gelang Maroszán (in den USA für Deutschland noch mehrfach erfolgreich) nur ein Schüsschen aus der 2. Reihe, Weltmeisterin Kumagai unterliefen unverständliche Fehler wie ein ungewollter, rückwärts gerichteter und dadurch gefährlicher Kopfball, sogar Nadine Angerer verschätzte sich auf fast fatale Weise kurz vor der Pause bei einem Lattenknaller. Auch in der 2. Hälfte bemühten sich Frankfurterinnen redlich, Crnogorcevic blieb giftig, das Spiel der Mannschaft – jetzt mit Huth für Schmidt – wurde aber nicht wirklich effektiver was das Herausspielen, gar Abschließen hochkarätiger Chancen betraf. Und das obwohl sich Mitte der zweiten Hälfte tatsächlich auch Spielwitz einstellte. Garefrekes auf dem Weg zum Tor, Laudehr mit einem schönen Sololauf, dazwischen auch mal ein Hackentrick (bei einer höheren Führung würde der sicher mehr goutiert) für die Galerie: aber zwei Weitschüsse von Babett Peter direkt hintereinander zeigten auch den Mut, eher die Wut der Verzweiflung. Vielleicht lag auch daran, dass man nun den zweiten Treffer regelrecht erzwingen wollte. Als – mal wieder – Crnogorcevic in den Strafraum eindrang und kurz vor der Torauslinie zu Fall kam, zückte die Schiedsrichterin Kathrin Heimann (über deren schlechte Leistungen diesmal in der Pressekonferenz der Mantel des Schweigens gehüllt wurde) Rot. Allerdings gegen die FFC-Stürmerin. Die schlicht mit einem laut vernehmbaren „Scheiße“ um die Eckfahne gen Kabine. Über die Gründe konnte auch ihr Teamchef Philipp Dahm nur mutmaßen. „Ich habe gehört sie soll gespuckt haben.“ Knapp 20 Minuten in Unterzahl, aber die Mannschaft gab sich nicht auf. Das Kämpferische stimmte, aber trotzdem wäre bis zur letzten Minute der Ausgleich immer möglich gewesen.

„Meine Mannschaft hat von Anfang an ein gutes Spiel gezeigt“, resümierte Dahm im Anschluss, „aber wir haben die Freiburgerinnen gebeten mitzuspielen, uns unter Druck zu setzen. In der zweiten Halbzeit haben wir versucht, klarer zu spielen, hatten mehr Ballbesitz. Das müssen wir das 2. Tor schießen, dann sagt hier auch keiner mehr was.“ Dieser Nachsatz war es, der aufhorchen ließ. Fühlt sich der Nachfolger des glücklosen Sven Kahlert schon so in die Defensive gedrängt, das er derart in die Offensive geht, fühlt er sich gar missverstanden, nicht akzeptiert von den Medien, weil die nach dem Gütersloh-Spiel unbequeme, in seinen Ohren vielleicht ja sogar unangemessene Fragen stellten? Zugestanden: so kurz nach dem Spiel wollte er mit keinen konkreten Analysen aufwarten. Ganz sicher gehört auch keine generelle Schelte an der Mannschaft in der Öffentlichkeit zu seinem Stil. Bliebt nur zu hoffen, dass man intern zusammensitzt und die Situation wirklich intensiv aufzudröseln versucht. Schließlich will man sich sicherlich nicht von den ausgegebenen Saisonzielen verabschieden. „Vielleicht hat ja auch der Jetlag eine Rolle gespielt“, murmelte Siggi Dietrich am Schluss noch in die Runde. Da schien sogar der Vorstandsvorsitzende Bodo Adler die Augen zu verdrehen. Alibisuche ist keine Lösung.
 
29. Oktober 2012, 10.59 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
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