Politik
Rassismus gegen Kommunale Ausländervertretung

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Die üblen Folgen einer Diskussion um die Mohren-Apotheken
Bei der Ausländervertretung herrscht Entsetzen über die Reaktionen auf einen Antrag, in dem der Begriff Mohren-Apotheke als rassistisch bezeichnet wurde. Der Antragstellerin schlug blanker Hass entgegen.
Thomas Kirchner ist integrationspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion im Frankfurter Römer. Vor wenigen Tagen machte er eine klare Ansage in Richtung Kommunale Ausländervertretung: Kümmert Euch um wichtigere Dinge als den Namen von Apotheken – zum Beispiel den Kampf gegen Antisemitismus. Damit goss der Stadtverordnete zusätzliches Öl in ein ohnehin schon lichterloh brennendes Feuer.
Mit ihrem Antrag hatte die Kommunale Ausländervertretung bundesweite Aufmerksamkeit bekommen – und bekam in den vergangenen Tagen das ganze Spektrum von Kritik bis zu offenem Hass zu spüren. Die Ausländervertretung schildert, dass es eine Vielzahl von beleidigenden E-Mails gegeben habe, außerdem Mails, die darlegen wollten, dass der Begriff Mohr nicht rassistisch sei – was die KAV auf ihrer vergangenen Sitzung am Montag noch einmal deutlich zurückwies – und schließlich jene Kommentare "deren Absender die Diskussion um das Wort 'Mohr' ausnutzten, um ihren Wortschatz an anderen ähnlich rassistischen Ausdrücken herauszulassen", so Virginia Wangare Greiner, die Antragstellerin. Immer wieder sei dabei deutlich ein „Wir“ und „Ihr“ formuliert worden.
In Briefen an die Geschäftsführung der Ausländervertretung, die die Verfasser mit vollem Namen unterzeichnet haben, heißt es unter anderem:
"Euer Gedankengut ist krank und IHR gehört wegen Verleumdungen und äußern von Rassismusvorwürfen vor den Kadi!!"
oder
"Kümmert euch mal lieber um das aggressive jugendliche Moslempack auf deutschen Strassen! Wenn Ihr mit unserer Kultur nicht zurecht kommt, tut uns einen grossen Gefallen und geht einfach Nachhause"
Die Reaktionen, die die Antragstellerin Virginia Wangare Greiner erfahren habe, seien in Anzahl und Inhalt noch viel schlimmer gewesen. Auch Drohanrufe habe es gegeben.
In der vergangenen Sitzung stellte sich das gesamte Gremium hinter die Antragstellerin. Für Herrn Kirchner entwickelt sich die Pressemitteilung derweil auch zum Bumerang. Laut Angaben der Kommunalen Ausländervertretung hat der integrationspolitische Sprecher bislang dem Gremium nur einen Kurzbesuch abgestattet, bei den letzten Sitzungen, in denen der entsprechende Antrag auch besprochen wurde, sei er nicht dabeigewesen. Man habe ihn auch zu einer Ausstellungseröffnung mit dem Titel 'Unbekannte Helden - Rettung der Juden' eingeladen und anderen ähnlichen Veranstaltungen mehr. "Aber heute wirft er uns vor, nichts gegen Antisemitismus zu tun. Die zahlreichen Aktionen, die wir dazu durchführen, sind ihm anscheinend nicht bekannt", so der KAV-Vorsitzende Jumas Medoff.
Kirchners Stellungnahme wird in einer Mitteilung der KAV als "entsetzlich" bezeichnet. Insbesondere dessen Versuch, den Begriff Mohr positiv zu deuten, stieß den Abgeordneten auf. "Die KAV weist Herrn Kirchner darauf hin, dass Rassismus nicht verhandelbar ist und verurteilt jeglichen Versuch, 'Halb-Rassismus' zu tolerieren", heißt es.
Die KAV sieht sich durch die Reaktionen aber dennoch ermuntert, auf dem richtigen Weg zu sein. "Wir haben offensichtlich etwas angesprochen, was für die Bevölkerung ein äußerst wichtiges Thema ist." Und: "Wir fordern alle demokratischen Kräfte auf, gemeinsam gegen Hass, Intoleranz und Rassismus anzutreten."
In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir Zitate von Jumas Medoff und Virginia Wangare Greiner fälschlicherweise dem Geschäftsführer der KAV zugeschrieben. Den Fehler bedauern wir und haben ihn korrigiert.
Mit ihrem Antrag hatte die Kommunale Ausländervertretung bundesweite Aufmerksamkeit bekommen – und bekam in den vergangenen Tagen das ganze Spektrum von Kritik bis zu offenem Hass zu spüren. Die Ausländervertretung schildert, dass es eine Vielzahl von beleidigenden E-Mails gegeben habe, außerdem Mails, die darlegen wollten, dass der Begriff Mohr nicht rassistisch sei – was die KAV auf ihrer vergangenen Sitzung am Montag noch einmal deutlich zurückwies – und schließlich jene Kommentare "deren Absender die Diskussion um das Wort 'Mohr' ausnutzten, um ihren Wortschatz an anderen ähnlich rassistischen Ausdrücken herauszulassen", so Virginia Wangare Greiner, die Antragstellerin. Immer wieder sei dabei deutlich ein „Wir“ und „Ihr“ formuliert worden.
In Briefen an die Geschäftsführung der Ausländervertretung, die die Verfasser mit vollem Namen unterzeichnet haben, heißt es unter anderem:
"Euer Gedankengut ist krank und IHR gehört wegen Verleumdungen und äußern von Rassismusvorwürfen vor den Kadi!!"
oder
"Kümmert euch mal lieber um das aggressive jugendliche Moslempack auf deutschen Strassen! Wenn Ihr mit unserer Kultur nicht zurecht kommt, tut uns einen grossen Gefallen und geht einfach Nachhause"
Die Reaktionen, die die Antragstellerin Virginia Wangare Greiner erfahren habe, seien in Anzahl und Inhalt noch viel schlimmer gewesen. Auch Drohanrufe habe es gegeben.
In der vergangenen Sitzung stellte sich das gesamte Gremium hinter die Antragstellerin. Für Herrn Kirchner entwickelt sich die Pressemitteilung derweil auch zum Bumerang. Laut Angaben der Kommunalen Ausländervertretung hat der integrationspolitische Sprecher bislang dem Gremium nur einen Kurzbesuch abgestattet, bei den letzten Sitzungen, in denen der entsprechende Antrag auch besprochen wurde, sei er nicht dabeigewesen. Man habe ihn auch zu einer Ausstellungseröffnung mit dem Titel 'Unbekannte Helden - Rettung der Juden' eingeladen und anderen ähnlichen Veranstaltungen mehr. "Aber heute wirft er uns vor, nichts gegen Antisemitismus zu tun. Die zahlreichen Aktionen, die wir dazu durchführen, sind ihm anscheinend nicht bekannt", so der KAV-Vorsitzende Jumas Medoff.
Kirchners Stellungnahme wird in einer Mitteilung der KAV als "entsetzlich" bezeichnet. Insbesondere dessen Versuch, den Begriff Mohr positiv zu deuten, stieß den Abgeordneten auf. "Die KAV weist Herrn Kirchner darauf hin, dass Rassismus nicht verhandelbar ist und verurteilt jeglichen Versuch, 'Halb-Rassismus' zu tolerieren", heißt es.
Die KAV sieht sich durch die Reaktionen aber dennoch ermuntert, auf dem richtigen Weg zu sein. "Wir haben offensichtlich etwas angesprochen, was für die Bevölkerung ein äußerst wichtiges Thema ist." Und: "Wir fordern alle demokratischen Kräfte auf, gemeinsam gegen Hass, Intoleranz und Rassismus anzutreten."
In einer früheren Version dieses Artikels hatten wir Zitate von Jumas Medoff und Virginia Wangare Greiner fälschlicherweise dem Geschäftsführer der KAV zugeschrieben. Den Fehler bedauern wir und haben ihn korrigiert.
9. Februar 2018
Nils Bremer

Nils Bremer
Jahrgang 1978, Politologe, insgesamt 14 Jahre beim Journal Frankfurt, von 2010 bis Juni 2018 als Chefredakteur.
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Ich schäme mich für den Hass, der ihr entgegenschlägt. Ich wünsche ihr alles gute und dass das bald aufhört.
(Die CDU hat sich hier auch erbärmlich verhalten, ausgerechnet dem KAV Rassismus vorzuwerfen.)