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Foto: Symbolbild © Adobe Stock/ Joachim B. Albers
Foto: Symbolbild © Adobe Stock/ Joachim B. Albers

Pflegenotstand in Hessen

„Das Hauptproblem liegt in der Anerkennung ausländischer Führerscheine“

Bei den Pflegediensten in Frankfurt herrscht – wie nahezu überall – Fachkräftemangel. Insbesondere in der ambulanten Pflege wird dieser durch den Umstand verschärft, dass ausländische Führerscheine nach sechs Monaten ihre Gültigkeit verlieren.
In der ambulanten Pflege sind die Fachkräfte – sowie deren Patientinnen und Patienten – auf ihren Führerschein angewiesen. Doch dieser ist nach sechs Monaten in Deutschland weg, wenn die zugezogenen Fachkräfte aus einem Land stammen, das weder der Europäischen Union (EU) noch dem Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) angehört. Nach Ablauf dieses Zeitraums, in dem die Menschen am deutschen Straßenverkehr teilnehmen dürfen, muss erneut eine Führerscheinprüfung samt Theorie- und Praxisteil abgelegt werden. Grund dafür ist Paragraph 29 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV).

Info
§29 der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV)

„(1) Inhaber einer ausländischen Fahrerlaubnis dürfen im Umfang ihrer Berechtigung im Inland Kraftfahrzeuge führen, wenn sie hier keinen ordentlichen Wohnsitz … haben. … Begründet der Inhaber einer in einem anderen Staat (als einem Mitgliedstaat der Europäischen Union oder des Europäischen Wirtschaftsraums) erteilten Fahrerlaubnis einen ordentlichen Wohnsitz im Inland, besteht die Berechtigung noch sechs Monate.“

„(2) Die Fahrerlaubnis ist durch einen gültigen nationalen oder internationalen Führerschein … nachzuweisen.“


Von Nordhessen bis nach Frankfurt: Die (Nicht-)Anerkennung ausländischer Führerscheine ist ein Problem

Zuletzt ist auf diese Problematik in Nordhessen aufmerksam gemacht worden, wo Martina Sandrock-Höhle in ihrem Pflegedienst die Schülerinnen und Schüler einer mongolischen Sprachschule zu Pflegefachkräften ausbildet. Bezogen auf den Fachkräftemangel in der Branche sagt sie: „Das Hauptproblem liegt in der Anerkennung ausländischer Führerscheine.“ Auch beim Deutschen Roten Kreuz in Frankfurt, das erst seit 2021 als Pflegedienst tätig ist, ist das Problem bekannt; wenngleich es aktuell keinen konkreten Fall gibt, weiß Anna Aydemir, Pflegedienstleitung des Ambulanten Pflegedienstes des DRK Frankfurt.

Im vergangenen Jahr habe eine Kollegin das DRK nach Ablauf ihres Führerscheins verlassen, da sich der Alltag in der ambulanten Pflege ohne ihn nur schwer gestalte. Im Intensivpflegedienst schätzt Aydemir den Anteil derjenigen, die ihren Job aufgrund des fehlenden Führerscheins niederlegen oder auf Kliniken ausweichen müssen, auf 30 bis 40 Prozent. Außerdem habe sie beispielsweise bei der Ausbildung von Menschen aus Bosnien miterlebt, dass diese sich erst einmal einen Überblick über das Berufsbild und dessen Strukturierung in Deutschland verschaffen müssten.

Info
EU und EWR - diese Länder gehören dazu

Europäische Union: Belgien, Bulgarien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Kroatien, Lettland, Litauen, Luxemburg, Malta, die Niederlande, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Slowakei, Slowenien, Spanien, die Tschechische Republik, Ungarn und Zypern

Europäischer Wirtschaftsraum: alle EU-Mitgliedstaaten sowie Island, Liechtenstein und Norwegen

Bosnien und Herzegowina ist derzeit EU-Beitrittskandidat, gemeinsam mit Albanien, Moldau, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien, der Türkei und der Ukraine.


Aydemir: „Hilfreich wäre es, die Frist von sechs auf zwölf Monate zu verlängern“

„Wenn Pflegekräfte nach Deutschland kommen, befinden sie sich zunächst in einer langen Orientierungsphase. Im Mittelpunkt steht hier die Einarbeitung in der jeweiligen Einrichtung, das Kennenlernen des (Gesundheits-)Systems, Sprachkurse und die Regelung ihrer bürokratischen Angelegenheiten. Diese Phase dauert realistischerweise mindestens sechs Monate an. In den meisten Fällen ist es unrealistisch, dass diese Menschen in der Zeit zusätzlich auch noch eine Führerscheinprüfung in einer fremden Sprache ablegen“, sagt Aydemir. Hinzu käme der Kostenfaktor.

Insbesondere in ländlichen Gebieten seien „Pflegefachkräfte in ambulanten Pflegediensten, ambulanten Palliativ-Diensten oder Homecare-Bereichen auf die Mobilität angewiesen, um Kund*innen oder Patient*innen zu Hause versorgen und beispielsweise Rufbereitschaften übernehmen zu können“, fährt sie fort. „Im Bereich der Pflege stellt die ambulante Pflege in Deutschland den größten Bereich dar. Gerade hier fehlt es aufgrund der bisherigen Regelung an neuen Fachkräften. Hilfreich wäre es etwa, die Frist von sechs auf mindestens zwölf Monate zu verlängern.“
 
11. Januar 2024, 12.43 Uhr
Sina Claßen
 
Sina Claßen
Studium der Publizistik und des Öffentlichen Rechts an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2023 beim Journal Frankfurt. – Mehr von Sina Claßen >>
 
 
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