Newsletter
|
ePaper
|
Apps
|
Abo
|
Shop
|
Jobs
Foto: Dirk Ostermeier
Foto: Dirk Ostermeier

Interview Juli Wünsch

"Die Oberbürgermeister-Wahl ist mein letzter Schachzug, um noch irgendetwas auszurichten"

Die Architektin Juli Wünsch tritt am 25. Februar als unabhängige Kandidatin zur Wahl an. Im Interview spricht sie über Pegida, ein Fahrverbot für PKWs und den Hashtag #americafirst.
JOURNAL FRANKFURT: Sie haben die Bürgerinitiative für den Erhalt der Grünen Lunge am Günthersburgpark gegründet. Inzwischen sind Sie dort nicht mehr aktiv. Warum nicht?
Juli Wünsch: Nachdem ich die Bürgerinitiative gegründet hatte, wurde im Ortbeirat ein Sitz von den Bürgern für Frankfurt (BFF) frei. Diesen wollte ich gerne besetzen, um für den Erhalt der Natur zu kämpfen.

Und das ließ sich mit der Bürgerinitiative nicht vereinbaren?
Die Frau des Stadtverordneten Herrn Mund von der BFF war bei Pegida aktiv. Ich habe mir deren Videos angehört und fand alles, was sie gesagt hat, ausgesprochen gut und überhaupt nicht rassistisch oder gefährlich. Aber der Vorstand des Vereins hatte Angst, dass die BFF zu weit nach rechts abdriftet. Sie haben mich rausgeworfen.

Wie kamen Sie auf die Idee, als Oberbürgermeisterin zu kandidieren?
Das war ganz spontan. Auslöser war die Nachricht, dass der Frankfurter Garten demnächst wahrscheinlich auch verschwinden wird. Außerdem ist mir bewusst geworden, dass die 10.000 Unterschriften, die wir mit der Bürgerinitiative gesammelt hatten, überhaupt nicht geholfen haben. Im Ortsbeirat sind die Bürger damals alle durchgedreht, aber die Politiker waren eiskalt. Da kam überhaupt nichts an von den Emotionen der Bürger. Ich sehe die OB-Wahl als letzten Schachzug, um noch irgendetwas auszurichten.

Um zur Wahl antreten zu können, mussten Sie 186 Unterschriften sammeln. War das schwer?
Am Anfang habe ich gedacht, ich schaffe das nie. Aber auf der Straße musste ich nur den Begriff "Natur" nennen, da waren die Menschen direkt überzeugt. Viele haben gesagt: "Für die Natur unterschreibe ich alles."

Der Erhalt der Natur ist ihr zentrales Wahlkampfthema.
Ich räume dem Naturschutz die oberste Priorität ein. Und ich habe den Wunsch, dass Frankfurt eine ökologische Vorreiterrolle in Sachen Umweltpolitik einnimmt.

Sie fordern zum Beispiel, dass Frankfurter nur alle zwei Tage Auto fahren dürfen. Wie soll das gehen?
In anderen Städten und Ländern gibt es das ja schon. Zum Beispiel in Frankreich, wenn die Smogwerte zu hoch sind. Wenn man direkt in Frankfurt wohnt, kann man gut ohne Auto klarkommen. Die Forderung trifft ohnehin nur Privatfahrzeuge, Gewerbe ist ausgenommen. Autoliebhaber oder Menschen, die sich sehr stark über Autos identifizieren, hätten dann einen Anreiz, ins Umland zu ziehen. Durch die dadurch freiwerdenden Häuser würde sich automatisch auch die angespannte Wohnsituation in der Stadt etwas entzerren.

Apropos Wohnsituation: Ein weiteres Ihrer Wahlkampfthemen ist der soziale Wohnungsbau. Was fordern Sie konkret?
Ich bin der Meinung, dass die ABG 100 Prozent sozialen Wohnungsbau betreiben sollte, bis der Bedarf gedeckt ist. Es gibt so viele Menschen, die keine Wohnung haben, die auf der Straße leben. Dieser Zustand ist nicht in Ordnung.

Groß werden Ihre Chancen nicht sein, solche Konzepte umzusetzen …
Für mich gibt es keine Niederlage. Ich habe für mich schon dadurch gewonnen, dass ich jetzt mit Ihnen hier sitzen und meine Anliegen preisgeben kann. Ich habe die Hoffnung, dass das, was ich mir ausgedacht habe, im Endeffekt - egal wer Oberbürgermeister wird - Einfluss auf diejenige Person hat und realisiert wird.

Haben Sie trotzdem ein Wunschergebnis vor Augen?
Meine Herausforderung ist, die 60 Prozent Nichtwähler aufzuwecken. Ich wünsche mir, dass die Menschen wieder Spaß daran haben, ihre eigenen Vorstellungen öffentlich zu machen. Diese Erstarrung, die sich breitgemacht hat, muss aufhören. Über eine hohe Wahlbeteiligung würde ich mich total freuen.

Sie führen Ihren Wahlkampf bisher hauptsächlich via Youtube. Welche Vor- und Nachteile bringt das mit sich?
Ich habe schon Youtube-Videos gemacht, bevor ich daran gedacht habe, zu kandidieren. Via Youtube kann man viel Information transportieren. Youtube bietet die Möglichkeit eines basisdemokratischen Prozesses. Jeder kann sein Handy nehmen, einen Film drehen und damit eine Botschaft an die Welt senden. Dadurch kann jeder daran mitarbeiten, wie sich die Welt verändert.


Und wie gestalten Sie Ihren Wahlkampf offline?
Ich will den persönlichen Kontakt zu den Bürgern pflegen. Ich verteile Planetenliebe-Kärtchen auf der Straße. Wenn die Menschen gut finden, was ich an Gedankengut mitbringe, geben sie das hoffentlich an ihren Bekanntenkreis weiter.

Sie haben sich den Hashtag #planetlovefirst ausgedacht. Was ist der Gedanke dahinter?
Ich würde mir wünschen, dass sich jeder Mensch darüber im Klaren ist, dass unser Planet die Grundlage für alles ist. Ohne den Planeten geht gar nichts. Es gibt vielleicht ein paar Wahnsinnige, die denken, "den Planeten können wir ruhig verheizen, denn ich habe ja genug Kohle und somit den ersten Platz auf einem anderen Planeten sicher". Selbst wenn das möglich wäre, fände ich das einen blöden Ansatz.

Ist der Hashtag angelehnt an Trumps #americafirst?
Ja. Ich hoffe, dass durch den Hashtag eine Kraft entsteht. Vielleicht kann er sogar das Bewusstsein von Herrn Trump erweitern.
 
22. Februar 2018, 11.04 Uhr
Helen Schindler
 
 
Fotogalerie:
{#TEMPLATE_news_einzel_GALERIE_WHILE#}
 
 
 
Mehr Nachrichten aus dem Ressort Politik
Der Abschlussbericht zur fahrradfreundlichen Umgestaltung des Oeder Wegs im Frankfurter Nordend liegt vor. Am Montag lädt der Ortsbeirat interessierte Bürgerinnen und Bürger zu einer Infoveranstaltung.
Text: Sina Claßen / Foto: Die Stahlpoller auf der Cronstettenstraße © Harald Schröder (bearbeitetes Archivbild)
 
 
 
 
 
 
 
Ältere Beiträge
 
 
 
 
26. April 2024
Journal Tagestipps
Pop / Rock / Jazz
  • Eläkeläiset
    Zoom | 19.00 Uhr
  • Bändi meets Sara D' Ajello
    Netzwerk Seilerei | 20.00 Uhr
  • Stephan Sulke
    Comoedienhaus Wilhelmsbad | 20.00 Uhr
Nightlife
  • GurLZzz Party Frankfurt
    Orange Peel | 22.00 Uhr
  • F*** L'Amour
    Gibson | 23.00 Uhr
  • Music Hall Party
    Dorian Lounge – Airport Club | 21.00 Uhr
Klassik / Oper/ Ballett
  • hr-Sinfonieorchester
    Alte Oper | 20.00 Uhr
  • Philharmonisches Staatsorchester Mainz
    Staatstheater Mainz | 20.00 Uhr
  • Idomeneo
    Stadttheater | 19.30 Uhr
Theater / Literatur
  • Der Fall Medea
    Hessisches Staatstheater Wiesbaden, Wartburg | 19.30 Uhr
  • Phädra, in Flammen
    Schauspiel Frankfurt | 20.00 Uhr
  • Stephan Roiss
    Romanfabrik | 19.30 Uhr
Kunst
  • ISO 5000 Award Fotopreis
    Kulturzentrum Englische Kirche | 19.00 Uhr
  • Gunilla Jähnichen
    Hübner + Hübner | 18.00 Uhr
  • Anton Corbijn
    Anita Beckers | 19.00 Uhr
Kinder
  • Die kleine Zauberflöte
    Papageno-Musiktheater am Palmengarten | 16.00 Uhr
  • Oma Monika – Was war?
    Staatstheater Mainz | 11.00 Uhr
  • Ich zeig' dir meine Sprachwelt
    Stadtteilbibliothek Sindlingen | 16.00 Uhr
und sonst
  • CiderWorld Frankfurt
    Gesellschaftshaus Palmengarten | 14.00 Uhr
  • Craft Festival
    Goethe-Universität, Casino | 18.00 Uhr
  • Genuss- und Gartenfest Rhein-Main
    Schloss Heusenstamm | 15.00 Uhr
Freie Stellen