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Universität Haifa
„Hier gibt es kein Ihr und Wir-Gefühl“
An der Universität Haifa studieren Juden und Nichtjuden friedlich auf einem Campus. Fünf Studierende erzählen von der Koexistenz der Religionen an ihrer Universität und thematisieren die derzeitige politische Lage in Israel.
Selbstbewusst, politisch interessiert und weltoffen – so zeigt sich die israelische Delegation bestehend aus fünf Studierenden der Universität Haifa in Frankfurt. Sie freuen sich, ihr Land von einer anderen Seite zeigen zu können als es sonst üblicherweise in den Medien zu sehen ist. Israel ist ein Land, in der kulturelle Vielfalt, Mehrsprachigkeit und religiöse Minderheiten Norm sind. Die Delegation aus Israel spiegelt die Vielfalt ihres Landes wider: zwei Juden, zwei Araber und ein Druse unterhalten sich friedlich an einem Tisch und sprechen dabei oft über politisches Geschehen in ihrem Heimatland. Die Studierenden sind zwischen 21 und 31 Jahre alt, ihre Studienfächer reichen von Ostasien- und Politikwissenschaften über Jura bis hin zu Physiotherapie.
Am vergangenen Wochenende haben sie an der Konferenz „Kamun“ in Karlsruhe teilgenommen. Im Anschluss daran, verbachten die jungen Erwachsenen zwei weitere Tage in Frankfurt, für einige war die Reise der erste Aufenthalt in Deutschland. Befangenheiten und Vorurteile äußern sie keine. Im Gegenteil – Linoy studiert Business Management im Raum Ostasien und ist von der Freundlichkeit der Frankfurterinnen und Frankfurter sichtlich angetan. „Ich war schon in vielen europäischen Städten, aber hier sind die Menschen besonders freundlich. Ich habe hier keine Angst mit meinem Rucksack mit hebräischem Schriftzug rumzulaufen“, sagt die 21-Jährige.
Model United Nation
In Karlsruhe war es dagegen ein wenig ruhiger, das Stadtleben war nebensächlich, denn die Delegation ist zur Konferenz „Kamun“ nach Karlsruhe gereist, um internationale Studierende kennenzulernen – der Perspektivenwechsel und Wissensaustausch steht dabei im Vordergrund. An ihrer Universität in Haifa treffen sie sich regelmäßig und bereiten sich auf Konferenzen dieserart vor. „Kamun“ biete die Gelegenheit, in eine andere Rolle zu schlüpfen, die nicht die eigenen Positionen vertritt. MUN steht für Model United Nation. Es ist ein internationales Programm, das bereits seit 1945 veranstaltet wird: Jedes Jahr kommen weltweit rund 90 000 Studierende zusammen, um auf über 400 MUN-Planspielen die Arbeitsweise der Vereinten Nationen (UN) nachzustellen. „Es geht darum, wie man als Delegierter seinen Job macht“, sagt einer der Studenten. „Die Herausforderung ist es, ein Land zu repräsentieren, welches nicht das Heimatland ist und mit dessen Strukturen und Problemen man nicht vertraut ist.“ Bereits vorab wurde entschieden, wer welches Land vertritt. Dies gab den Studierenden Zeit, ihrer Recherche vorab nachzugehen. Es geht vor allem darum, zu lernen und nachzuvollziehen, wie die UN arbeitet und dabei verschiedene Perspektiven zu beleuchten.
Der Besuch der Delegation aus Israel wird durch den Deutschen Fördererkreis vermittelt und gefördert. Dessen Vorsitzende Sonja Lahnstein betont: „Leider wird Israel in den deutschen Medien überwiegend einseitig als Besatzermacht dargestellt. Dabei bleibt oft unerwähnt, dass es der einzige demokratische Staat im Nahen Osten ist; mit einer sehr diversen Bürgerschaft, die friedlich miteinander lebt und absolute Religionsfreiheit genießt. Die Studierenden der Universität Haifa sind das beste Beispiel hierfür.“
Respekt als Basis für ein erfolgreiches Zusammenleben
Israel ist ein fortschrittliches, hoch entwickeltes Land und Heimat vieler Start-ups, insbesondere im Bereich der Technologie – von der Fläche allerdings kaum größer als Hessen. Rund 18 000 Studierende lernen täglich an der Universität Haifa, die größte Universität im Norden Israels. Der Norden des Landes ist besonders divers: Auch auf dem Universitätsgelände hört man arabisch genauso häufig wie hebräisch, die Religionen der Lehrenden sind ebenso vielfältig. „Fast 50 Prozent der Studierenden der Universität Haifa sind Araber, niemand fühlt sich als eine Minderheit, hier gibt es kein Ihr und Wir-Gefühl“, sagt Taimur, der seinen Master in Asian Studies an der Uni Haifa absolviert.
Die neue Generation in Israel habe keine Angst über Politik zu sprechen. „Auch wenn nicht alle dieselbe politische Schiene fahren, bleiben wir freundschaftlich. Wir sind Menschen und leben in demselben Land“, sagt der 31-Jährige. Als Grundlage für zivilisierte Debatten nennen die Studierenden alle das Wort Respekt. „Respekt ist die Basis für ein erfolgreiches Zusammenleben“, sagt Barry Daniel, der Physiotherapie studiert. Die derzeitige politische Lage in Israel sei sehr angespannt, bestätigen die Studierenden. Erst vor wenigen Wochen scheiterte die Regierungsbildung nach dem zweiten Wahlgang. Darunter leide das ganze Land und es fehlten überall Gelder, um Projekte durchzuführen, teilweise würden Gehälter nicht ausgezahlt, sagt Taimur. „Das Gute daran ist, dass spätestens jetzt jeder merkt, dass man wählen gehen muss, um etwas zu ändern“, betont Yara, eine christliche Araberin. „Es gibt keinen perfekten Ort zum Leben, es geht immer darum, unser Umfeld so zu gestalten, so gut wir es können.“ Israel sei nicht so schlecht wie es häufig medial porträtiert wird, meint sie. Vor allem sind die bürgerlichen Freiheiten – von Religions-, Meinungsfreiheit bis hin zum Kleidungsstil – in keinem Nachbarland der Region so auszuleben.
Am vergangenen Wochenende haben sie an der Konferenz „Kamun“ in Karlsruhe teilgenommen. Im Anschluss daran, verbachten die jungen Erwachsenen zwei weitere Tage in Frankfurt, für einige war die Reise der erste Aufenthalt in Deutschland. Befangenheiten und Vorurteile äußern sie keine. Im Gegenteil – Linoy studiert Business Management im Raum Ostasien und ist von der Freundlichkeit der Frankfurterinnen und Frankfurter sichtlich angetan. „Ich war schon in vielen europäischen Städten, aber hier sind die Menschen besonders freundlich. Ich habe hier keine Angst mit meinem Rucksack mit hebräischem Schriftzug rumzulaufen“, sagt die 21-Jährige.
Model United Nation
In Karlsruhe war es dagegen ein wenig ruhiger, das Stadtleben war nebensächlich, denn die Delegation ist zur Konferenz „Kamun“ nach Karlsruhe gereist, um internationale Studierende kennenzulernen – der Perspektivenwechsel und Wissensaustausch steht dabei im Vordergrund. An ihrer Universität in Haifa treffen sie sich regelmäßig und bereiten sich auf Konferenzen dieserart vor. „Kamun“ biete die Gelegenheit, in eine andere Rolle zu schlüpfen, die nicht die eigenen Positionen vertritt. MUN steht für Model United Nation. Es ist ein internationales Programm, das bereits seit 1945 veranstaltet wird: Jedes Jahr kommen weltweit rund 90 000 Studierende zusammen, um auf über 400 MUN-Planspielen die Arbeitsweise der Vereinten Nationen (UN) nachzustellen. „Es geht darum, wie man als Delegierter seinen Job macht“, sagt einer der Studenten. „Die Herausforderung ist es, ein Land zu repräsentieren, welches nicht das Heimatland ist und mit dessen Strukturen und Problemen man nicht vertraut ist.“ Bereits vorab wurde entschieden, wer welches Land vertritt. Dies gab den Studierenden Zeit, ihrer Recherche vorab nachzugehen. Es geht vor allem darum, zu lernen und nachzuvollziehen, wie die UN arbeitet und dabei verschiedene Perspektiven zu beleuchten.
Der Besuch der Delegation aus Israel wird durch den Deutschen Fördererkreis vermittelt und gefördert. Dessen Vorsitzende Sonja Lahnstein betont: „Leider wird Israel in den deutschen Medien überwiegend einseitig als Besatzermacht dargestellt. Dabei bleibt oft unerwähnt, dass es der einzige demokratische Staat im Nahen Osten ist; mit einer sehr diversen Bürgerschaft, die friedlich miteinander lebt und absolute Religionsfreiheit genießt. Die Studierenden der Universität Haifa sind das beste Beispiel hierfür.“
Respekt als Basis für ein erfolgreiches Zusammenleben
Israel ist ein fortschrittliches, hoch entwickeltes Land und Heimat vieler Start-ups, insbesondere im Bereich der Technologie – von der Fläche allerdings kaum größer als Hessen. Rund 18 000 Studierende lernen täglich an der Universität Haifa, die größte Universität im Norden Israels. Der Norden des Landes ist besonders divers: Auch auf dem Universitätsgelände hört man arabisch genauso häufig wie hebräisch, die Religionen der Lehrenden sind ebenso vielfältig. „Fast 50 Prozent der Studierenden der Universität Haifa sind Araber, niemand fühlt sich als eine Minderheit, hier gibt es kein Ihr und Wir-Gefühl“, sagt Taimur, der seinen Master in Asian Studies an der Uni Haifa absolviert.
Die neue Generation in Israel habe keine Angst über Politik zu sprechen. „Auch wenn nicht alle dieselbe politische Schiene fahren, bleiben wir freundschaftlich. Wir sind Menschen und leben in demselben Land“, sagt der 31-Jährige. Als Grundlage für zivilisierte Debatten nennen die Studierenden alle das Wort Respekt. „Respekt ist die Basis für ein erfolgreiches Zusammenleben“, sagt Barry Daniel, der Physiotherapie studiert. Die derzeitige politische Lage in Israel sei sehr angespannt, bestätigen die Studierenden. Erst vor wenigen Wochen scheiterte die Regierungsbildung nach dem zweiten Wahlgang. Darunter leide das ganze Land und es fehlten überall Gelder, um Projekte durchzuführen, teilweise würden Gehälter nicht ausgezahlt, sagt Taimur. „Das Gute daran ist, dass spätestens jetzt jeder merkt, dass man wählen gehen muss, um etwas zu ändern“, betont Yara, eine christliche Araberin. „Es gibt keinen perfekten Ort zum Leben, es geht immer darum, unser Umfeld so zu gestalten, so gut wir es können.“ Israel sei nicht so schlecht wie es häufig medial porträtiert wird, meint sie. Vor allem sind die bürgerlichen Freiheiten – von Religions-, Meinungsfreiheit bis hin zum Kleidungsstil – in keinem Nachbarland der Region so auszuleben.
21. November 2019, 12.50 Uhr
Sheera Plawner
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Text: Sina Claßen / Foto: Nach dem Wiegen: Lachgasbehälter, Coffee-to-go-Becher, Plastik- und Glasflaschen © Stabstelle Sauberes Frankfurt
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