In der aktuellen JOURNAL-Ausgabe (11/07) begeben wir uns mit der Geschichte „30 Jahre Punk in Frankfurt“ auf Spurensuche nach der Musik und dem Lebensgefühl durch die Generationen. Die Band Azrael wurde 2002 ins Leben gerufen und gehört mit seinem „Snobpunk aus der Gosse“ zu den jüngsten Vertretern der Szene. Wir haben mit Kri Kri, Incredible-T, Supa-W und Gaylord über Punk anno 2007 gesprochen.
Was bedeutet für Euch Punk anno 2007?
Punk ist natürlich durch den Prozess der Kulturindustrialisierung in den Mainstream mit aufgenommen worden - siehe MTV und VIVA. Daher geht es mehr darum, Punk als Lebensweise denn nur als Musik zu betrachten. Der gestreckte Mittelfinger und der Iro als Symbole erschrecken keine Omi mehr. Stattdessen geht es darum, den eigenen Kopf zu benutzen, zu wissen gegen was oder wen man ist, warum man dagegen ist und den Alltag so zu gestalten, wie es uns selbst am besten gefällt. Also fickt euch ihr Arschlöcher!
Welche Haltung steckt dahinter?
Unsere Haltung ist absolut politisch. Wir rechnen uns der DIY-Bewegung zu (DIY: do it yourself; Anm. d. Red.). Wir haben zum Beispiel unsere Platte selbst produziert, herausgebracht und vertreiben sie auch selbst (hau ab du sau!) mit Hilfe von befreundeten Bands und Labels. Es ist auch selbstverständlich für uns, auf Soli-Konzerten politische Sachen wie die Antifa oder Projekte wie das mittlerweile geschlossene JuZ Bad Nauheim zu unterstützen.
Wie steht Ihr in Bezug zu den Ur-Punkbands Ende der Siebziger?
Wir sehen uns eher beeinflusst vom schnellen England-Punk der 1980er Jahre, machen aber noch schnellere Musik.
Wie seht Ihr die aktuelle Punkszene in Frankfurt? Gibt es eine aktive Szene?
Wir denken, dass auf lokaler Ebene die Szene nicht zu verorten ist. Es gibt aber eine regionale Vernetzung im Rhein-Main Gebiet, speziell mit Wiesbaden und Giessen. Für eine selbsternannte Metropole ist das selbstverständlich sehr dürftig.
Welche Bands gehören für Euch dazu?
Viele, solang sie nicht aus Offenbach kommen wie Bildungslücke. Außer zu Bildungslücke, diesem tattrigen Gesabber, herrscht (igitt) vor allem ein freundschaftliches Verhältnis zu den anderen Bands aus der Region wie Pestpocken, Front, Ungunst, Stage Bottles und auch zu Bands anderer Richtung wie Capgras Syndrom oder Confused oder Twiggy Killers.
Wo sind die wichtigsten Locations?
In Frankfurt Exzess und Au, in Giessen das AK 44.
Am Freitag, 18. Mai, findet im Juz Sandgasse in Offenbach unter dem Motto „German Punk meets Navajo Punkrock“ ein Konzert mit Azrael und Blackfire aus Flagstaff/Arizona statt. Die Jungs aus Übersee sind Navajo-Indianer und spielen in ihrer Heimat Konzerte vor mehreren tausend Menschen. Sie sind politisch sehr aktiv und engagieren sich vor allem für die Rechte der amerikanischen Ureinwohner. Beide Bands verstehen sich also als Vertreter des politischen Punks. Beginn 21 Uhr, Einlass ab 20 Uhr. Eintritt 5 Euro.