Vielleicht haben Sie sich auch schon auf dem Weihnachtsmarkt gefragt, was man denn um Himmels Willen mit den Quetschemännche anfangen soll, die dort an manchen Ständen verkauft werden – besonders wenn man kein Fan von Dörrobst ist. Dabei haben die Pflaumenmännchen in Frankfurt eine lange Tradition, die einfach nur etwa sin Vergessenheit geraten ist. Bei den Quetschemännche handelt es sich um eine Jahrhunderte alte, typische Frankfurter Weihnachtsspezialität. In den Bürgerhäusern der Stadt wurden die Pflaumenmännchen in großen Mengen hergestellt, aus Dörrpflaumen und Nüssen, und auf dem Weihnachtsmarkt verkauft. Im alten Frankfurt schickten junge Männer diese Männchen ihrer Angebetenen. Wenn die Herzensdame das Männchen behielt, konnte sich der Jüngling entspannen, denn er war ihrer Zuneigung sicher. Schickte sie ihm aber das Quetschemännche zurück, dann hatte sie ihm einen Korb gegeben. Heute fungiert das Quetschemännche mehr als Glücksbringer und Glück kann man ja immer gebrauchen. Den Dichter Erich Fries inspirierte das traditionelle Pflaumenmännchen zu einem Werk:
Die zwaa Unzertrennliche (e glaubhaft Adventsgeschichtche) von Erich Fries In Frankfort war’s – an em Daach im Advent – Am Römerberch hawwe viel Lichtcher gebrennt Un zwische Verkaufsständ‘ schobe in Masse die Mensche um sich verzaubern zu lasse. Sie kamen mit Kind und mit Keeschel gelaafe zum Staune – zum Esse – zum Trinke – zum Kaafe dem Chor der Posaune mit Andacht zu lausche Und sich an der Fachwerk-Fassad‘ zu berausche. erst als die letzt Bratworscht verschwunne vom Grill, da wurd’s uff dem Weihnachtsmarkt ruhig und still Un dann, als de letzt Händler schloss zu, da schien’s so, als wär bis zum annern Daach ruh. doch – unner de Plane sinn haamlich, bei Nacht zwaa Quetschefigürcher zum Lewe erwacht! obwohl doch ihr Herze von Quetsche en Kern, Ihr Köpp nur e Walnuß. – Sie hatte sich gern! Sie mocht‘ sein Zylinder, sei Leiter am Arm Un er ihr bunt Koppduch (des trug se mit Charm) verliebt sinn die beide zusammegerickt Un hawwe sich in ihr Korinthe geblickt! „Ach Liebster“ sprach sie „ich mach mir so Sorje Womöglich trennt uns en Käufer schon morje, dann kimmst du nach Bernem un ich komm nach Nied, wenn net noch zuvor e klaa Wunner geschieht.“ Sie sank an sei Brust und sie fing an zu flenne, er nahm sie ins Ärmsche: „Kaan Mensch kann uns trenne!“ Hat er ganz leise, zum Trost ihr gesacht: „die Liebe hat soviel schon möchlich gemacht!“ da! – Plötzlich beganne sich dräht zu verrenke! de beide Figürcher ihr Ernussgelenke die hawwe sich umeinanner gewunne, war’n völlig untrennbar minanner verbunne! Un als dann der Händler – noch müd‘ und verdrosse – Am annern Morje sein Stand uffgeschlosse, da hat er gestaunt und hat Aache gemacht Un hat sich für’s Päärche en Preis ausgedacht! Wer jetzt von euch maant, des sei nur e Märche Un Quetschefigürcher, die gäb’s net als Päärche, der soll heut ganz schnell uff de Weihnachtsmarkt gehe bevor se verkaaft sinn – un net mehr da stehe!