Mit einem Festakt in der Frankfurter Paulskirche haben die Volkshochschulen in Deutschland das Jubiläumsjahr zu ihrem 100-jährigen Bestehen eingeleitet. Volkshochschul-Präsidentin Kramp-Karrenbauer forderte eine digitale Bildungsoffensive.
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Rund 600 Gäste aus Politik, Bildung und Zivilgesellschaft versammelten sich am Mittwoch in der Paulskirche, um 100 Jahre Volkshochschule in Deutschland zu feiern. Die Präsidentin des Deutschen Volkshochschul-Verbandes e.V., Annegret Kramp-Karrenbauer, forderte anlässlich des Jubiläums von Bund, Ländern und Gemeinden eine gemeinsame „Allianz für digitale Aufklärung und starke Demokratie“. Der drohenden digitalen Spaltung der Gesellschaft entgegenzuwirken, sei aus Sicht der Volkshochschulen eine der größten Bildungsaufgaben der Gegenwart. Um die politische Urteilsfähigkeit und Medienkompetenz der Menschen zu stärken, sei eine digitale Bildungsoffensive nötig. Angesichts der auseinanderdriftenden Gesellschaft und großer Verunsicherungen im Zuge von Globalisierung, Migration und sozialer Konflikte müssten in jeder Kommune Beteiligungsräume zur Verfügung stehen. „Menschen mit unterschiedlichen und auch gegensätzlichen Interessen, Werten und Haltungen können sich dort über wichtige gesellschaftliche Entwicklungen auseinandersetzen, Kompromisse aushandeln und Lösungen für unser Zusammenleben finden“, so Kramp-Karrenbauer.
Anlässlich des 100-jährigen Bestehens wollen die Volkshochschulen ein besonderes Zeichen für eine lebendige und starke Demokratie setzen. Unter dem Motto „zusammenleben. zusammenhalten“ veranstalten sie am 20. September 2019 die bundesweit erste Lange Nacht der Volkshochschulen. Dabei sind Repräsentanten aller gesellschaftlichen Bereiche dazu aufgerufen, an diesem Abend mit den Volkshochschulen für gesellschaftlichen Zusammenhalt einzutreten – für Respekt, Vielfalt, Dialog und Beteiligung. Mit ihren vielfältigen Angeboten wollen die Volkshochschulen gemeinsam mit ihren Partnern Begegnung, Verständigung und friedliches Zusammenleben stärken. „Demokratie funktioniert nicht in einem Gegeneinander, auch nicht in einem Nebeneinander, sondern nur in einem Miteinander“, so die DVV-Präsidentin. Deshalb brauche es Orte wie die Volkshochschulen, wo Menschen mit ganz unterschiedlichen Auffassungen, Prägungen und Hintergründen zusammenkommen können.
Mit ihrem Jubiläum berufen sich die Volkshochschulen auf die Weimarer Verfassung von 1919. Diese hielt erstmals alle staatlichen Ebenen dazu an, die Erwachsenenbildung und insbesondere die Volkshochschulen zu fördern. Die Weimarer Verfassung löste eine deutschlandweite Gründungswelle von Volkshochschulen aus. Die ersten Gründungen von Volkshochschulen zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Ausdruck eines gesellschaftlichen Wandels und einer reformpädagogischen Erneuerungsbewegung. Die Idee, Bildung für alle und lebenslang, wurde erstmals systematisch und dauerhaft von Volkshochschulen realisiert. In Deutschland gibt es heute 895 Volkshochschulen. Ihre rund 700.000 Lehrveranstaltungen werden jährlich von circa neun Millionen Menschen besucht. Die größten Programmbereiche sind Gesundheit (28,3 Prozent) und Sprache (27,5 Prozent).