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Und die Sonne schön wie nie über Deutschland scheint ...
Guten Morgen aus Leipzig. Zum ersten Mal, seit ich hierher fahre scheint die Sonne. Ist das ein gutes Omen? Gestern Abend war Eröffnungsfeier mit langen Reden und Orchester, und weil da alle hin sind, bin ich nicht hin (nur im Anschluss zum Büffet) und bin stattdessen in die Stadtbibliothek, wo Julia Franck ihre Anthologie zu 20. Jahren Mauerfall vorgestellt hat. Eine sehr merkwürdige Veranstaltung: Franck hatte auch mehrere westdeutsche Schriftsteller angefragt, ob sie etwas zur deutsch-deutschen Grenze schreiben wollten, und einige sagten ab mit der Begründung, ihnen fiele dazu nichts ein. Das wiederum begriffen Julia Franck und die von mir hoch geschätzte Moderatorin, Constanze Neumann vom Fischer Verlag, als beinahe skandalös. Also: Wenn ich als Intellektueller, Künstler oder Schriftsteller nicht nur nichts mit dem Thema deutsche Teilung anfangen kann, sondern ich auch noch der Meinung bin, es sei unwichtig für mein Schreiben – bin ich dann ein schlechter Künstler? Oder ein Depp? Gewichtige Fragen am ersten Tag. Wir bleiben dran. Heute ist Buchpreisverleihung. Aber vorher gucke ich mir mal die sensationellen neuen E-Book-Reader an. Die Sonne scheint immer noch.
12. März 2009, 10.19 Uhr
Christoph Schröder
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