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The Notwist rockten den Mousonturm



Passend zur Finanzkrise schauten The Notwist endlich in Frankfurt vorbei. Denn obschon das dritte Album der Gruppe „The Devil, You & Me" bereits im Mai 2008 herauskam und ihre erste Tour im Juni diesen Jahres zuerst nach Wiesbaden führte, haben sich die Jungs aus Weilheim nun erbarmt, auch Frankfurt mit ihren poetisch depressiven Texten und quirligen Soundcollagen zu beglücken. Es sei hier erwähnt: Der Mousonturm hat es in den letzten Jahren tatsächlich geschafft, mit einem ausgewählten Musikprogramm ihre Theaterbühne in eine Konzerthalle zu verwandeln, dadurch machen nicht mehr alle interessanten Musiker einen großen Bogen um Frankfurt. Allerdings beschleicht einem beim Eintreten in die Vorhalle des Künstlerhauses zuerst das Gefühl, man wäre besser in einem der Theaterstücke, etwa der Needcompany aufgehoben, die man gewohnheitsmäßig mit der Spielstätte verbindet. Nichtsdestotrotz war das Notwist Konzert am Sonntagabend komplett ausverkauft und die Stimmung im großen Saal war großartig.

Die zweiköpfige Vorgruppe Portmanteau aus der Musikhauptstadt Oberbayerns, Weilheim, überraschte trotz statischer Live-Präsenz mit ihren rein instrumentalen und beatlastigen Stücken. Taison Heiß an den Elektronik-Konsolen und Greulix Schrank am Schlagzeug zeigten in Tortoise/ Kreidler-Manier wie man elektronische Klangwelten mit live eingespielten Instrumenten zeitgemäß miteinander verbinden kann. Die ortsbezogene und klangliche Nähe Portmanteaus zu Notwist ist erkennbar – beide Musiker spielen in anderen Besetzungen mit den Acher-Brüdern (z.B. Lali Puna) zusammen. Trotzdem ist das neue Album Akja ein eigenständiges Soundprojekt, das vom Publikum mit einer Zugabe belohnt wurde.

Auf den gelungenen Einstand Portmanteaus folgte gleich der erste Ohrwurm-Song der neuen Notwist Platte „Boneless. Das erste Stück knüpft von der Melodik an das letzte, bereits vor sechs Jahren veröffentlichte, großartige Album „Neon Golden“ an und beschreibt mit dem Refrain zugleich das Thema des neuen Albumtitels „The Devil, You & Me": „boneless, this town is all in hell, you know, you would always run from here“.

Die triste und düstere Stimmung des Individuums im globalem und medialem Zeitalter und den daraus resultierenden Grotesken auf der Textebene wurde von der unprätentiösen warmen Stimme Markus Achers durchbrochen. Großartig auch der Bühnenauftritt des Sängers und Gitaristen, unspektakulär, entspannt, fast schüchtern mit der ersten unaufdringlichen Ansage: „Jetzt kommt der erste Song“. In einer Zeit der inszenierten Bühnenshows und einem Spielplatz der Eitelkeiten wirkte dieser Auftritt wie eine Erlösung.

Das Dreigespann Markus, Micha Acher und Martin Gretschmann (Console) haben sich nach dem Weggang ihres Schlagzeugers zwei neue Musiker aus dem Kreise Andromeda Mega Express Orchestra dazu geholt, die ihr bestehenden Kanon zwischen Jazz und Klassik in die Spielfreude der neuen Platte und auf der Bühne übertragen haben. Die hoch komplizierten Arrangements mit Streichquartteten, Glockenspiele und asynchronischen Klangrhythmen auf dem neuen Album werden tatsächlich auf der Bühne Live erlebbar. In „Where In This World“ oder auch in den Klassikern „Pilot oder Pick up the phone“ werden die Themen wie in einer Jazzsession mit Soundcollagen (Geigen, Glocken) und psychedelischen Gitarren weitergeführt als auch neu interpretiert. Hohe Spielkultur mit Spaß, also. Selbst der Soundtüftler Martin Gretschmann mit seinen zwei Wii Controllern, der wie ein übermotivierter Kickerspieler ohne Tisch aussah, ließ sich von dem regen Treiben der vier Musiker anstecken. Ingesamt lässt sich über den gestrigen Abend im Mousonturm sagen: The Notwist haben mit ihren Auftritt und dem neuem Album einmal mehr bestätigt, international ganz vorne mitzuwirken. Bei all dem Erfolg sind die Weilheimer sympathisch unaufgeregt: auf die obligatorische Zugabe folgte noch eine weitere, die vom Frankfurter Publikum entsprechend gefeiert wurde. Bitte weiter so und mehr!

Text: Eduardo Perez
 
24. November 2008, 16.44 Uhr
Redaktion
 
 
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