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Tagebuch einer Schweinegrippe

Sick Teddy Bear

Tag 1

14 Uhr: Schüttelfrost, rasende Kopfschmerzen, Fieber, Halsschmerzen, Husten. Von jetzt auf gleich. Vormittags war noch alles in Ordnung. Doch jetzt lieg ich auf der Couch und kann mich kaum noch bewegen. Die Schweinegrippe hat mich voll im Griff. Die Tortur kann beginnen...

19 Uhr: Das Fieber steigt und steigt. Die Kopfschmerzen werden von Stunde zu Stunde schlimmer. Eigentlich wollte ich mich von dem ganzen Medienhype um die Schweinegrippe nicht anstecken lassen. Aber wenn man selbst mit all den schrecklichen Symptomen des H1N1-Virus im Bett vor sich hin leidet, gerät man doch ins Grübeln und hat Angst plötzlich tot umzufallen. Naja, könnte auch am Fieber liegen, dass ich auf einmal anfange zu fantasieren.

Tag 2

8 Uhr: Ich lebe noch. Das Fieber ist dank fiebersenkendem Mittel über Nacht zurückgegangen. Auch die Kopfschmerzen haben nachgelassen. Dafür werden Halsschmerzen, Husten und Schnupfen schlimmer. Die absolute Panikmache beim Arzt ist wohl auch vorbei...zumindest teilweise. Ich darf zwar vorbeikommen, aber ich werde laut Sprechstundehilfe sofort in einen abgesonderten Raum verfrachtet – ein Vermerk auf meiner Kartei soll dafür sorgen. So langsam bekomme ich ein Gefühl dafür, wie es ist, ausgegrenzt zu werden. Krankenbesuche von Fraunden und Familie Fehlanzeige. Nicht nur bei Geld, sondern also auch bei der Schweinegrippe hört die Freundschaft  auf…

12 Uhr: Pustekuchen! Das Fieber hat die 38-Grad-Marke wieder überschritten. Und auch die Kopfschmerzen haben sich zurück gemeldet.

14  Uhr: Das Fieber steigt und steigt. Mittlerweile ist die 39-Grad-Marke geknackt. Zum Arzt kann ich jetzt doch nicht mehr. Aber der hat wohl auch Angst vor mir. Hausbesuche gibt es wohl bei der Schweinegrippe nicht. Nur noch eine telefonische Diagnose. „Die Symptome sprechen für die Schweinegrippe“, so der Arzt. Ich soll einfach fiebersenkendes Mittel und Kopfschmerztabletten nehmen. „Mehr kann man da nicht machen.“ Danke für die Diagnose.

15 Uhr: Fieber und Kopfschmerzen treiben mir die Tränen in die Augen. Ich bin am weinen, ohne dass ich es will. In meiner Situation wäre es natürlich nicht abwegig, wenn mir zum Heulen zu Mute wär, aber nein – meine Augen machen einfach was sie wollen. Na super! Ist ja nicht so, dass ich schon schlimm genug aussehe. Jetzt hab ich auch noch geschwollen verheulte Augen. Danke auch!

19 Uhr: Dank der Medikamente ist das Fieber etwas gesunken und das ständige Hämmern in meinem Schädel hat nachgelassen. Ob ich endlich das Schlimmste überstanden habe?

Tag 3

8 Uhr: Wow, Fieber und Kopfschmerzen haben über Nacht die Biege gemacht. Aber meine Beine wollen noch nicht so, wie ich. Wo ist bloß mein Kreislauf hingelaufen? Also bei mir ist er nicht mehr. Dafür läuft meine Nase umso mehr. Niesen im Fünf-Minuten-Takt steht auf dem Plan. Bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als auf der Couch zu liegen und mich voll und ganz dem schlechten Fernsehprogramm hinzugeben.

15 Uhr: Mein spannender Tagesablauf: schlafen, Fernseh gucken, lesen, schlafen, essen, lesen, Fernseh gucken, schlafen, essen.

19 Uhr: Und täglich grüßt das Murmeltier...juhu das Fieber ist zurück – 38,2 Grad. Da hab ich mich wohl zu früh gefreut.

Tag 4

10 Uhr: Hatschi – Pause – Hatschi – Pause – Hatschi! So geht das schon den ganzen Tag. Fieber ist momentan verschwunden. Aber ich freu  mich mal lieber nicht zu früh.

19 Uhr: Eigentlich sagt man ja, je später der Abend desto schöner die Gäste. Das trifft in meinem Fall wohl eher nicht zu: Ich habe wieder Fieber - welch netter Besuch. Das ist doch wirklich zum Mäusemelken. Kaum ist Land in Sicht und ich denke, es geht aufwärts, rudere ich wieder drei Schritte zurück. Wenn das so weiter geht, liege ich an Silvester noch hier.

Tag 5

10 Uhr: Jetzt hab ich auch noch Rückenschmerzen dazu bekommen. Ich kann kaum liegen. Blöd nur, dass mir nichts anderes übrig bleibt, weil mein Körper noch so geschwächt ist, dass ich nicht länger als fünf Minuten stehen kann.

15 Uhr: Diagnose vom Arzt wegen der Rückenschmerzen: Muskelkater vom Liegen und Niesen. Ich dachte sowas kriegen nur alte Menschen. Wie nennt man das so nett? Wund liegen? Naja, immerhin nichts schlimmes.

19 Uhr: Langweile! Immer noch kein Besuch in Sicht. Ich werde weiterhin gemieden…

Tag 6

8 Uhr: Ich kämpfe mich langsam aber sicher ins Leben zurück. Mittlerweile fühle ich mich wirklich wie eine alte Frau. Oder wie jemand, der monatelang im Krankenhaus lag und jeden Schritt neu lernen muss. Dabei waren es ja nur ein paar Tage. Jeder Schritt ist so unglaublich anstrengend. Mein Kreislauf ist immer noch nicht zurück aus seinem Urlaub.

15 Uhr: Was für ein gutes Gefühl. Seit fünf Tagen zum ersten Mal wieder an der frischen Luft gewesen. So ein kleiner Spaziergang wirkt Wunder. Die Lebensgeister werden langsam geweckt.

Tag 7 und 8

Schritt für Schritt kehre ich in ein normales Leben zurück. Es geht aufwärts und bald bin ich wieder ganz die Alte…und Silvester muss ich doch nicht im Bett verbringen. Und jetzt trauen sich auch Freunde und Familie wieder in meine Nähe. Was für ein schönes Gefühl nicht mehr ausgegrenzt zu werden.

Fazit: Die ganze Panikmache um die Schweinegrippe ist völlig umsonst…zumindest wenn man keine schwerwiegenden Vorerkrankungen hat. Eine ganz normale Grippe mit extremen Kopfschmerzen. Und es dauert lange bis der Kreislauf wieder in Schwung kommt. Aber auch das kann man mit viel Geduld überstehen. Dafür bin ich jetzt bestens über Brangelina, Tomkat & Co. informiert.
 
10. Dezember 2009, 11.05 Uhr
Julia Lorenz
 
 
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