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Foto: Uwe Dettmar
Foto: Uwe Dettmar

Podium zur Kultur

„In 30 Jahren haben wir die Frage der Städtischen Bühnen beantwortet“

Corona-Folgen, Zuschauerschwund, eine sich verändernde Gesellschaft: Wie muss sich Frankfurt in der Kultur positionieren? Ein Podium mit dem designierten OB Mike Josef diskutiert. „Erstmal machen.“
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt in Städten, in 30 Jahren werden es 70 Prozent sein. Wie müssen sich die Städte auf diese Herausforderung einstellen? Wer wird – so die ketzerische Frage, die die Veranstalter Polytechnische Gesellschaft und Kuratorium Kulturelles Frankfurt voranstellen – dann noch in die Oper gehen? Darüber diskutierten Theatermacherin Ute Bansemir, Matthias Wagner K, Direktor des Museums Angewandte Kunst, der designierte Oberbürgermeister Mike Josef und Elmar Fulda, Präsident der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst.

Zu Beginn der Veranstaltung mussten die Podiumsteilnehmer zunächst in die Zukunft blicken, Moderatorin Eva-Maria Magel stellte die Frage, wie sich die Frankfurter Kultur in 30 Jahren entwickelt hat. Matthias Wagner K ist sich sicher: „Es gibt für alle freien Eintritt in die Oper, Museen und Kunstinstitutionen.“ „In 30 Jahren hoffe ich, dass wir die Frage der Städtischen Bühnen beantwortet haben“, sagt Mike Josef fröhlich und erntet Gelächter. „Wir müssen die Vielfalt der Kultur weiterhin aufrechterhalten. Kultur für alle bedeutet, dass alle überall willkommen sind.“

Kultur in Frankfurt: Wie sieht diese in 30 Jahren aus?

Ute Bansemir wünscht sich, dass die ganze Stadtgesellschaft vor, auf und hinter der Bühne zu finden ist. Elmar Fulda sieht eine Veränderung der Künste: Diese werden sich stärker durchdringen und ihre Grenzen auflösen.

Wie aber sieht es aktuell aus? Bansemir bedauert, dass sie sehr wenig junge Leute in den Kulturinstitutionen antrifft. „Wenn, dann sind es studentisch geprägte Menschen.“ Das Angebot in Frankfurt sei vielfältig, trotzdem gebe es „feste Blasen“. Die Durchmischung sei aber wichtig. „Im besten Fall treffen in Kulturräumen Menschen aufeinander, die sonst keine Anknüpfungspunkte haben.“ Dafür sei das Theater geeignet. Es kommen weniger Menschen, diejenigen, die kommen, haben aber eine ganz andere Motivation, beobachtet Elmar Fulda. Die Folgen der Pandemie auf den Kulturbetrieb seien bisher noch nicht ausreichend diskutiert worden. Er sieht ein Bedürfnis, sich mit Musik und Kunst auseinanderzusetzen. Das zeigten die vielen Anmeldungen von jungen Menschen und das mache ihn optimistisch.

Folgen der Corona-Pandemie auf Frankfurter Kultur nicht diskutiert

Mike Josef bestätigt Ute Bansemirs Beobachtung. „Ich komme selbst aus einer bildungsfernen Schicht, daher sind Begegnungen und die Durchmischung wichtig.“ Es gebe für ihn kaum einen Bereich, der so stark Begegnungen schaffe, wie die Kultur. Daher ist es wichtig, dass der Kulturbetrieb wieder angelaufen ist. „Sich zeigen dürfen, Begegnungen schaffen, das müssen wir ermöglichen.“ Es müsse mehr in die Bildung investiert werden, sagt Fulda. „Kulturtechniken müssen erlernt werden.“

An der Hochschule seien immer noch sehr viele Kinder aus dem Mittelstand, um dies zu ändern, braucht es helfende Hände. Die Vermittlung von Kulturtechniken müsse früh erfolgen, an den Schulen werde meistens am Kunst- oder Musikunterricht eingespart, meint Wagner K. Es gehe nur über eine Dreieinigkeit von Schulen, Institutionen und den Eltern, die mitgenommen werden müssen. Es sei wichtig, wie das kulturelle Herz einer Stadt schlage, sagt eine Zuhörerin aus dem Publikum. Die Schulen bieten viele Projekte an, aber wenn etwa das Schweizer Straßenfest oder ein Festival für elektronische Musik abgesagt werden, sei das eine schlechte Entwicklung.

Kultur in Frankfurt: Entscheidungen müssen gefällt werden

Theater und Kunst existierten ja nicht erst seit gestern, und es gebe Erfahrungswerte, zum Beispiel aus Großbritannien, wo die Theater geschlachtet wurden, sagt Fulda. „Wenn die Oper in Frankfurt nicht mehr da ist, wird ganz viel Anderes auch nicht mehr da sein. Sie ist ein Kristallisationspunkt.“ Von der Politik wünscht er sich eine stärkere Diskussion über die Inhalte: „Warum brauchen wir diese Institutionen?“

Die Diskussion sei zu sehr auf den Standort fokussiert. Für Mike Josef seien diese Diskussionen inhaltlich geführt worden. „Die Kulturdezernentin hat dazu Veranstaltungen organisiert, man hat sich außerdem in Oslo angeschaut, was dort stattfindet.“ Bei allem Diskurs brauche es auch Entscheidungen. „Von mir wird erwartet, dass ich am Ende eine Entscheidung treffe. Am Anfang steht nun mal die Standortentscheidung.“ Das gelte auch für den Kulturcampus. „Ein Projekt verliert seinen Glanz, wenn zu lange diskutiert wird, in den letzten Jahren haben Entscheidungen gefehlt.“

Matthias Wagner K, der in Island gearbeitet hat, fasst die Diskussion zusammen: „In Island gibt es einen Spruch, der die Herangehensweise an sämtliche Dinge in sich trägt: Erstmal machen und es dann gut finden. Das würde hier manchmal Not tun: Die Dinge einfach mal zu machen. Das muss ja nicht heißen, nicht über Inhalte zu sprechen.“




Von links: Moderatorin Eva-Maria Magel, Matthias Wagner K, Mike Josef, Ute Bansemir und Elmar Fulda.
 
26. April 2023, 08.46 Uhr
Jasmin Schülke
 
Jasmin Schülke
Studium der Publizistik und Kunstgeschichte an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Seit Oktober 2021 Chefredakteurin beim Journal Frankfurt. – Mehr von Jasmin Schülke >>
 
 
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