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Michael Wollny bei den JAZZnights

Tempo zurücknehmen

Wenn sich Michael Wollny in seine Tasten vergräbt, fragt man sich: hat ihn Glenn Gould oder doch eher Schroeder von den Peanuts inspiriert? Für sein neues Album waren es vor allem viele „Klassiker“.
JOURNAL FRANKFURT: Ursprünglich war – und das schon vor vielen Monaten – ein Michael Wollny Quartet für die gemeinsame JAZZnights-Tournee mit Nils Landgren geplant? An was für ein Instrument war da gedacht und warum ist es schließlich beim Trio geblieben?

Michael Wollny: Die JAZZnights-Tour wurde über anderthalb Jahre im Voraus geplant – sehr viel Zeit für einen improvisierenden Musiker. Damals war die Vision, in der Babypause von [em] mit einem Quartett unterwegs zu sein; es gab ein paar Ideen, aber ehrlich gesagt noch keine spezifische Besetzung, als das Projekt angekündigt wurde. Ich hatte dann zum ersten Mal Kontakt mit Marius Neset und daraufhin eine Zeit lang überlegt, zusammen mit ihm ein ganz klassisches Quartett Saxophon-Piano-Bass-Drums zu gründen. Nachdem wir aber die ersten Konzerte mit Tim im Trio gespielt hatten, war mir plötzlich klar, dass da schon unglaublich viel Musik im Raum war und es seltsam wäre, diese Einheit künstlich mit einem vierten Mann zu erweitern. Und so blieb es dann einfach bei einer Trio-Besetzung - die Musik hat das wieder mal entschieden, und gezeigt, dass man DInge nicht immer richtig planen kann.

Für mich erstaunlich haben einige Kollegen den „Weltentraum“, die neue CD, so besprochen, dass sie das Michael Wollny Trio quasi mit [em] gleichgesetzt haben... Ich denke mir, Du dachtest Dir was dabei, eben diesen neutraleren Namen zu benutzen. Weil [em] eben eine ganz bestimmte Chemie hat, die eben mit genau diesen drei Musikern am besten (bzw. überhaupt) funktioniert... Also ein anderes Trio im selben Geist, aber eben doch mit einer anderen Dynamik und auch mit anderen musikalischen/stilistischen Schwerpunkten?

Genau so. Das Michael Wollny Trio ist nicht [em]. Das mag pedantisch klingen, aber für mich spiegeln schon die Projektnamen den Inhalt: im einen steht der Gedanke eines Kollektivs, im andern ein klassisches Klaviertrio. Dazu dann die Idee eines ruhigen, „klassischen“ Lied- oder auch Balladen-Albums - das war mit [em] irgendwie auch nie ein Thema.

„Klassische“ Motive waren schon immer aus Deinen Produktionen heraus zu hören, auf „Weltentraum“ gibt´s schon ein Mahler-Zitat im Albumtitel und konkret Motive von Alban Berg, Hindemith, Varése, Nietzsche und Rihm, sprich Spätromantik bis „Neue Musik“/zeitgenössische Klassik... Was macht die jeweiligen Stücke für Dich interessant, gibt es eine Klammer um das Ausgangsmaterial und wie passen da Ivers, The Flaming Lips und P!nk ins Bild?

Der Grundgedanke war: lass uns ein Album machen, bei dem es ganz einfach und banal um „Songs“ geht - also in meiner Deutung um Lieder, Melodien, Gedichte. Ohne das von vorn herein zu wissen, wurde mir während der Auswahl des Materials irgendwann auch klar, dass das Album eine Art „Nachtalbum“ oder auch Nachtmusik werden sollte, es also um LIeder als „Nocturnes“ gehen könnte . . . und das Album spiegelt für mich genau diese beiden Gedanken.

Eva Kruse gönnt sich als junge Mutter eine längere Babypause, der junge Vater Wollny wollte zumindest etwas auf die Bremse treten für 2014... Lässt sich das durchhalten und wie viel Konzerte hast Du für 2014 auf der Agenda?


2014 wird sich sicher einiges verändern; komplett auf Konzerte verzichten werde ich nicht, aber das Tempo der letzten Jahre werde ich sicher etwas zurücknehmen. Was ja von Zeit zu Zeit auch musikalisch durchaus sinnvoll ist.

Auf einem Titel gibt es diesmal Gesang. Von keinem Geringeren als Theo Bleckmann. Wie kam es dazu und wie passt der Vokalist ins Bild? Ein Geistesverwandter sozusagen?

Theo habe ich anlässlich der Jazzbaltica 2011 kennen gelernt, damals spielten wir unser erstes gemeinsames Duo-Konzert. Und aus dem Duo hat sich bis heute auch noch eine Freundschaft entwickelt. Eins der ersten Stücke, die wir uns damals vorgenommen haben, war P!nks „God Is A DJ“. Ehrlich gesagt konnte und kann ich mit Pink nicht wirklich viel anfangen, aber unsere Duo-Version hat sich so weit vom Original gelöst, das hatte Spannung. Und diesen Titel haben wir 2013 bei einem gemeinsamen Konzert meines Trios mit Theo als Gast in der Philharmonie Köln auch gespielt. Das Konzert wurde aufgenommen, und so lag dieser Titel ein halbes Jahr im „Archiv“, bis Siggi Loch, der Produzent des Albums, während der Aufnahmesession plötzlich die Vision hatte, dass dieses Stück auf der Platte eine Rolle spielen könnte. Ich war zunächst skeptisch, musste aber gestehen, dass das Stück als Epilog aus irgendeinem Grund der Platte ein unerwartetes, aber letztlich passendes Ende geben würde. Dazu ergab sich zufällig, dass das Fragment von Nietzsche, das das Album eigentlich beschließen sollte, auf genau dem gleichen Ton ausfadet, mit dem „God Is A DJ“ beginnt - vollkommen ungeplant. Außerdem wollte ich immer schon mal eine Platte machen, bei der im letzten Stück die Kamera ein paar Meter zurückfährt, und plötzlich merkt man - huch, da stand ja die ganze Zeit noch ein Sänger neben dem Trio. Und erst im letzten Stück fängt er an zu singen. Frag mich nicht warum - aber das Bild des schweigenden Beobachters, der 95 Prozent der Platte nicht zu sehen ist, und am Ende plötzlich auftritt, das finde ich sehr aufregend. Und ich mochte die Idee, dass ein Liedalbum zum Schluss noch mal ganz konkret wird, und es eben auch gesungene Worte gibt. Selbst wenn sie von P!nk stammen.

>> Live am 31. März in der Alten Oper
 
26. März 2014, 15.50 Uhr
Interview: Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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