Der große Theatererzähler Philippe Quesne gastiert mit seiner Gruppe Vivarium Studio am Mousonturm. Die Performances sind – wie gewohnt – wundervoll unspektakulär.

Das Wunderbare am Theater, der Grund, warum man immer wieder hinläuft, dasitzt, zuschaut, Philippe Quesne hat ihn gelüftet – klüger, einfacher und schöner als jeder Theaterwissenschaftler. Wir sitzen und schauen, damit uns jemand etwas zeigt, das uns eine neue Welt eröffnet. Nichts weniger schafft der französische Autor und Regisseur mit seiner Gruppe Vivarium Studio in Performances, die seit Jahren die großen Festivals Europas bereichern.

Im schon legendären „L’Effet de Serge“ lädt der verschrobene Serge einmal in der Woche seine Freunde ein, um ihnen eine Show vorzuführen. Diese ist stets wundervoll unspektakulär – beispielsweise saust zur Feuerwerksmusik“ von Händel ein Spielzeugauto durchs Wohnzimmer, aus dem eine Wunderkerze Funken sprüht. In „La Mélancolie des Dragons“ entwirft eine Gruppe großherziger Rocker im schneebedeckten Nirgendwo einen dilettantisch anmutenden Freizeitpark, der vorzugsweise aus großen schwarzen Luftkissen besteht. Akribisch werden Szenerien erbaut, die nach einem winzigen Spezialeffekt wieder zerfallen. Mithilfe von Musik, Licht und Nebel werden Dinge zum Tanzen gebracht – und mit ihnen die Imaginationskraft des Publikums, das den Eskapaden der sonderbaren Weltenbauer nur allzu gerne folgt. So zeigt dieses Meta-Theater, wie Kunst gemacht wird – und warum.

Es ist ein großer Grund zur Freude, dass Vivarium Studio künftig regelmäßig am Mousonturm zu Gast sein werden – bisher waren ihre Arbeiten hier noch nicht zu sehen. Gleich zwei Performances führen sie in Frankfurt ein, „L’Effet de Serge“ und „Big Bang“. Eine hervorragende Gelegenheit, diese einfachen, versponnen Theaterabende kennenzulernen, sich auf einfache Versuchsanordnungen einzulassen und sich gerade von ihrer Durchschaubarkeit in wundersame Welten entführen zu lassen – die zu einem Großteil auch der eigenen Fantasie entspringen. Denn bei Serges Spezialeffekten ist man stets gefordert, das Seinige hinzuzufügen, damit das Magische geschieht. Und so ist Serge der bestdenkbare Theaterdirektor, der jede Woche wieder alles aufs Spiel setzt, alle Ingredienzen in einen Topf wirft , um seinem Publikum bei weit geöffneten Augen kleine Theater-Glücksmomente und feine Erkenntnisse zu schenken.

>> Theaterverzauberung, die mit einfachsten Mitteln in wunderbare Welten lockt.

L’Effet de Serge, Performance,
Ffm: Mousonturm, Waldschmidtstraße 4,
Mittwoch, 17., und Donnerstag 18. Oktober.,
Beginn: 20 Uhr,
Eintritt: 17, ermäßigt 8 Euro