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Kolumne von Ana Marija Milkovic

Dubai, eine Reise

Unsere Kolumnistin erreicht im Jahr 2011 eine Nachricht: ob sie Lust auf Dubai habe. Sie hat. Denn nichts wirkt so überzeugend wie eine kurz gehaltene Nachricht. Erster Teil eines architektonischen Reiseberichts.
Zwei Tage nach der Nachricht später stehe ich am Gate. Es geht nach Dubai. Noch benachrichtige ich schnell meine Familie, sprich meine Mutter. Nach anfänglichem Belanglosigkeiten fragt sie nach den Lautsprecherdurchsagen im Hintergrund. "Ach nichts", antworte ich, " ich bin am Flughafen." Auf die Frage was ich dort mache, fällt mir ein: "Ich schließe mich einer Expedition nach Dubai an." Pause. "Wird schon gut gehen", setze ich nach. In Deutschland hinterlasse ich meine Mutter nun wohl temperiert. Wie jede jugoslawische Mutter wird sie sich die kommenden Tage damit beschäftigen womit sie das verdient hat! Ich kann mich damit ganz auf die Emirate konzentrieren.

In Dubai stehen Start und Ziel der Expedition fest. Start ist der Khalif Tower, Ziel einer Hochhauskultur, wie ich sie längst nicht mehr aus Deutschland kenne. In vergangenen Zeiten bauten auch wir unsere Häuser signifikant und hoch, am höchsten in Europa. Frankfurt stellte sogar einen Hochhausrahmenplan, der Plan suggerierte den Investoren: Wir wollen Euch zu unseren Bedingungen.

Besser habe ich allerdings Frankfurts frühe Hochhauskultur in den 90ern verstanden, als ein Partner der Architektengruppe Kohn Pederson Fox darüber sprach. Er stellte sein Hochhauskomplex, die heutige DZ Bank, den Zuhörern im Wintergarten des Gebäudes vor und sprach auch mit Wehmut über das verlorengegangene Alleinstellungsmerkmal der Deutschen Banktürme an der Mainzer Landstrasse. Soviel Ehrlichkeit bindet nachhaltig mein Gedächtnis. Nun stehe ich in einem Hochaus, das auch für seine Umgebung ein signifikantes Solitär darstellt. Khalif Tower: Das höchste Gebäude der Welt. Dieser Hochhauskomplex beherbergt Einkaufszentrum, Luxushotel, Wohnungen, Büros.

Die Luxusklasse ist nicht unbedingt erfinderisch. Es gibt auch jede Menge überteuerten Mist zu kaufen. Aber es gibt auch eine Haute Couture, die Inspiration für die Stange sein kann, Zara, H&M machen es doch auch möglich. Ein unerschlossenes, architektonisches Feld.

Während mein Pioniergeist inspiriert durch die Upper Class bereits Kollektionen für die Masse entwirft, stehe ich nun in einem Gebäude, das auf mich beeindruckend modern und großzügig wirkt. Ich fühle, wie ich abhebe, während ich durch Lobby und Restaurantflächen schwebe. In Gedanken bin ich bereits James Bond. Q hat mich entmaterialisiert im Dienste unserer Majestät. Angie - die Welt da draußen ist ein großes hypermodernes imperialistisches Netz, funke ich in Gedanken durch. Wir haben die schnellsten Autos und marode Autobahnen. Kein Wunder, das wir Meister im Export sind.

Deutsche Ingenieurskunst und Reformstau schaffen Verschiebungen der Märkte. Ein gewagter Gedanke, der im Schwung entsteht. Entschleunigt verstehe ich mich aber immer noch bestens. Nicht unbedingt Ingenieurskunst, aber das Endmateriallager Deutschlands findet sich hier wieder. Der Stahl, der in Berlin im Haus der Republik abgetragen wurde, trägt nun Dubais Wüstenblume. So weitsichtig baute die DDR dann doch noch, den Genossen sei Dank.

Schwer vorstellbar wie wir in Deutschland unsere nunmehr fast ausschließlich in Stahlbeton hergestellten Gebäude nach Ablauf der Vollwertzeit auch der toxischen Dämmmassen, die wir europäisch verordnet nun an jedes Gebäude kleben dürfen, zukünftig verwerten. Neue Industrieparks in ärmeren europäischen Nachbarländern könnten entstehen, die sich auf Entsorgung der heutigen energiesparenden Maßnahmen spezialisieren werden. Die Energie wird ein Kernkraftwerk liefern, soviel ist sicher. Konnten wir also in der Vergangenheit deutsche Gebäude recyceln und verwerten, wie hier in Dubai geschehen, wird der zukünftige Markt ausschließlich Entsorgung heißen, denke ich, während ich in einem dem Cyberspace entlehntem Raum, in Europa besser als Aufzugskabine bekannt, steige. Es geht in rasender Geschwindigkeit nach oben. Ausgedacht haben sich das alles hier das aus Amerika stammende Büro Skidmore, Owings and Merrill, Hauptsitz Chicago.

Fortsetzung folgt.
 
27. August 2013, 07.15 Uhr
Ana Marija Milkovic
 
 
Fotogalerie:
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