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Foto: Andreas Dosch
Foto: Andreas Dosch

Hofer Filmtage 2014

Ich. Bin. Hof.

Unser Filmredakteur Andreas Dosch hat (wieder einmal) die Hofer Filmtage besucht und möchte seine Eindrücke mit Ihnen teilen. Ist es ein Reboot? Remake? Remembering? Kurz: Fränkisch-Filmfestival-Nachlese 2014. Ein deutsches Festival, aber: Never mind the Anglizismen.
It's Herbst. Ich bin in Hof. Könnte es sein, dass ich sowas schon mal geschrieben habe? „Woran merkt man, dass Herbst ist? Weil ich in Hof bin!“ oder so? Wenn man seit gefühlten, ähm, paarundzwanzig Jahren nichts anderes tut, als Ende Oktober ins Frrrängische zu reisen, bleiben Wiederholungen – cineastique gesagt: „déjà vus“ – nicht aus. Also dann: Jedes Jahr wird es irgendwann herbstlich. Was man daran merkt, dass neben panischen Wettervorhersagen („Sturm! Orkan! Tornado!“) der Wechsel zu den Winterreifen ansteht. Natürlich nur, falls man Besitzer eines dieser Teufelwerkzeuge namens PKW ist. Aber mit dem Fahrrad nach Hof … puuh, arg weit.
Ergo: Every year in genau dieser Saison steht auch eine neue Auflage der allseits beliebten Hofer Filmtage an. Zu denen ich gerne und seit langer Zeit regelmäßig wiederkehre. Von Frankfurt ins tiefe Frrrangenland (3 Stunden, wenn man die Baustellenparade auf der A3 nicht mitrechnet). Mit dem eigenen PKW, yes! Der bereits Winterreifen drauf hat. Denn hier (also in Hof) tendiert es genre mal zum Schneien im „Goldenen Oktober“. Vor zwei Jahren sind mir die Fahrertüren festgefroren – falls ich das noch nicht erwähnt haben sollte. Und kommen Sie mir jetzt nicht mit Zugfahren.
In short: Let's do the Time Warp again!
Die Hofer Filmtage 2014, juhuu. Es sind die Achtundvierzigsten. Wenn man bedenkt, dass Gründervater und Immernoch-Festivalleiter Heinz Badewitz 1941 geboren wurde und über ausreichende mathematische Fähigkeiten verfügt (also in diesem Falle Sie, nicht er), dann muss man konstatieren: Das ist ein Haufen Filmjahre! Und noch mehr Mühen, Blut-, Weiß- und Bratwürste, von dem unendlichen Zelluloid mal ganz abgsehen – aber heutzutage zählt das nix mehr, mittlerweile ist eh alles digital. Badewitz, den hier alle nur „den Heinz“ nennen, gilt mittlerweile als „dienstältester Festivalleiter“ Deutschlands. Wer weiß, vielleicht sogar der Welt. Sie wissen natürlich, worauf ich hinaus will, schließlich haben Sie all meine vergangenen Hof-Filmtagekolumnen mit brennender Neugier verfolgt, genau: Man munkelt, Heinz könnte 2016, wenn sein einst so einflussreiches Festival (für den Deutschen (Nachwuchs-)Film, by the way) 50 Jahre jung wird, dann könnte er sagen: „So, liebe Jungs und Mädels, jetzt macht Ihr das mal alleine, ich verzieh mich auf mein Strandhäuschen in der Karibik und schaue mir ab sofort nur noch Bugs-Bunny-Cartoons an!“ Zuzutrauen wäre ihm das. Auf der anderen Seite: Udo Jürgens ist jetzt 80, tattert noch über die Tasten und lässt beim „Ehrrrenwerrrrten Haus“ zur Freude des Publikums mächtig seine vierten Zähne rollen. Auch ein Franke?
Ich für meinen Teil bin jedenfalls mega-gespannt, wie es mit den Hofer Filmtagen weitergeht. Momentan, um endlich in der Gegenwart zu landen, ist jedenfalls (fast) alles noch „business as usual“ respektive „same procedure as every year“. Mit brandneuen Filmen natürlich. Auch wenn man manchmal das Gefühl hat, alles schon mindestens dreimal gesehen zu haben.
Ganz ehrlich: Es fällt mir schwer, in diesem Kontext explizit auf Filmbeiträge des Festivals einzugehen. Weder haben Sie diese Filme schon gesehen, noch ist hier der Ort, um längere kritische Einschätzungen abzugeben. Viele kommen nie ins Kino, andere werden an gegebener Stelle rezensiert, manche sind es nicht wert, dass man ein Wort über sie verliert. Festivals folgen bekanntlich ihren eigenen Regeln, die nur für Eingeweihte gemacht sind, weil sie auch nur Eingeweihte verstehen. Dem Rest der Menschheit ist es wohl eher pupsegal, ob Rosa von Praunheim wieder einen Film gemacht, sein Hütchen aufgezogen hat, nach Hof gereist ist, um seine „Superstar-Biografie“ (Achtung, jetzt kommt der Titel) „Hitler und Jesus – Eine Liebesgeschichte“ ans perplexe Publikum zu bringen.
Aber Sie wollen mehr? In Ordnung. Keine Überraschung: Hannelörchen Elsner ließ sich für ein emotional-weltschmerziges „Wir Zwei gegen Alle“-Stück namens „Auf das Leben“ feiern. Schön für sie. Ich persönlich liebte die Scorsese-ähnliche Gangster- und Charakterstudie „The Drop“ (zu deutsch: „Bargeld“, Start im Dezember), vor allem wegen des phänomenalen Hauptdarstellers Tom Hardy. Den wunderschönen argentinischen Fußball- und Beziehungsfilm „El 5 de Talleres“ von „Gigante“-Regisseur Adrian Biniez (produziert übrigens von der leider jüngst verstorbenen Frankfurter Kino-Ikone Karl Baumgartner – danke, Baumi!) Dann: „The Green Prince“: eine Doku über einen gewagten Geheimdienseinsatz im Nahost-Konflikt, ebenfalls mit Frankfurter Fördermitteln entstanden und: aussehenerrehend! Der neue Film von Christoph Hochhäusler (zuletzt mit „Unter dir die Stadt“ auch in Ffm. zu Gast): „Die Lügen der Sieger“ - wow! Ein beinahe klassischer fesselnder Verschwörungsthriller nach amerikanischem Vorbild. Apropos Amerika: Die kunstvoll-verspielte Eitelkeits-Satire „Birdman“ von Alejandro Gonzales Innaritu (die Sonderzeichen im Namen mal weggelasssen) ist eine Wucht! Demnächst mehr davon im JOURNAL FRANKFURT (Print!!!!). Mike Leighs epische Künstler-Ckarakterbiographie „Mr. Turner“ - grandios! Und so weiter.
Die Auswahl hätte auch anders ausfallen können, wenn Zeiten, Orte und das kleine Quentchen Schicksal nicht immer ihre inszenatorischen Finger im Festivalspielchen hätten. Fakt: Hof 2014 war für mich ein sehr, sehr guter Jahrgang. Ich mochte – absolutely important! – die Filme. Ich habe ein paar kleine neue Wege entdeckt, mich den Filmtagen zu nähern (nicht, dass ich jemals weit entfernt von ihnen war). Und ich habe – was das Tollste ist und mich, wenn ich näher darüber nachdenke, immer wieder herkommen lässt – dieses Jahr ganz besonders wieder diese Neugier, Aufregung und Empathie gespürt, die seitens der Hofer Bevölkerung herrscht, wenn es um „ihre“ Filmtage geht. Beim Metzger, in der Bäckerei, selbst im Schaufenster des Sex-Shops hängen Nostalgie-Fotos mit Wenders, Herzog, Jarmusch und Konsorten. In der Kneipe zwischendurch hört man Sätze wie: „Des sinn net nurr alles Prroblemfilme, die da gezeigt werrn“. Die Leute diskutieren ernsthaft über ansässige Kinos („Nee, dess iss net das Kleine“) – und es würde mich nicht wundern, wenn man Heinz Badewitz zum 50. Geburtstag (des Festivals) eine Statue errichtet. Verdient hätte er's. Doch es braucht ja noch zwei Jahre. Und bis dahin mindestens eine weitere Kolumne.
Bleiben wir demnach geschmeidig mit einem Zitat aus einer von Heinz' launigen Ansagen für einen Film, bei dem kein Beteiligter anwesend war. In diesem Fall der bereit erwähnte – demnächst im JOURNAL in höchsten Tönen besprochen werdende – Gaunerfilm „The Drop – Bargeld“ mit einer sensationellen Performance von Hauptdarsteller Tom Hardy (Sagte ich das bereits? Oh, sorry!). Jetzt also Originalton Badewitz: „Ich wünsche Ihnen eine gute Zeit mit diesem Film mit einer herausragenden Naomi Rapace ... Es gibt auch noch viele tolle männliche Darsteller. Die Namen habe ich aber gerade vergessen.“
 
27. Oktober 2014, 10.00 Uhr
Andreas Dosch
 
 
Fotogalerie:
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