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Faszination Montmartre

Die Bohème in Paris und in der Schirn

Wie ein riesiges Atelier muss der Montmartre des 19. Jahrhunderts gewirkt haben. In einer umfassenden Sonderausstellung lässt die Schirn Kunsthalle den faszinierenden Mikrokosmos wieder aufleben.
Um das Paris des 19. Jahrhunderts rankt sich manch geheimnisvolle Geschichte. Besonders Montmartre, das Künstlerviertel der Stadt, übt noch heute, lange nach den glanzvollen Tagen der Belle Époque, ein große Faszination auf seine Besucher aus. Doch die Welt von Bohemiens wie Vincent van Gogh, Henri de Toulouse-Lautrec und Pablo Picasso war alles andere als schillernd. Als ehemaliger Arbeitervorort blieb Montmartre nach den umfassenden Modernisierungsmaßnahmen unter Georges-Eugène Haussmann einer der wenigen erschwinglichen Wohnorte der Metropole. Im Zuge der Umbauten, die nahezu das gesamte Stadtgebiet betrafen, wurden viele der alten Häuser im Zentrum abgerissen oder so aufwendig renoviert, dass die Miete für die ursprünglichen Bewohner unbezahlbar wurde. Die arme Bevölkerung flüchtete daraufhin auf den wenig wohnlichen Montmartre und erschuf dort einen eigenen Mikrokosmos, in dem Clochards, Freudenmädchen, Tänzerinnen und eben auch Künstler Tür an Tür lebten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts stand der Kunstmarkt noch in seinen Kinderschuhen, man malte in erster Linie für sich und seine Freunde. Die meisten Maler waren nahezu mittellos – eine Situation, die sich erst mit dem frühen 20. Jahrhundert änderte.

Auf dem Montmartre verschwammen die gesellschaftlichen Grenzen und die Bewohner des bürgerlichen Paris strömten in das verarmte Randgebiet, das ihnen jegliches Amüsement bot. In einer Umgebung, in der Frauen oft gezwungen waren sich zu prostituieren, um zu überleben, fand jede Form der Ausschweifung Befriedigung. Es war ein Ort der Außenseiter, doch gleichzeitig auch der Freiheit. Gesellschaftliche Dogmen und Normen zählten in diesem dörflichen Paris weniger als in den wohlhabenden Stadtteilen. Künstler, auch wenn sie aus eigentlich besser situierten Familien stammten, fühlten sich von diesem „gesetzlosen“ Ort angezogen und entschieden sich oftmals bewusst für ein Leben in Armut. Es bedeutete für sie vollkommene Freiheit in ihrer Arbeit. Losgelöst von Auftraggebern und anderen Vorgaben, konnten sie sich in den verschiedensten Extremen ausprobieren und ungeschönt ihren Lebensraum präsentieren. Ob in Form von Gemälden, Lithographien, Papierarbeiten, Fotografien, Grafiken oder Plakaten – die Werke der Bohème des Montmartre sind tiefschürfend realistisch. Werke wie „Les Pauvres“ von Picasso oder „Au Cirque“ von Max Jakob machen deutlich, wie nah Glanz und Elend beieinander lagen.

Die Schirn präsentiert „Esprit Montmartre. Die Bohème in Paris um 1900“ vom 7. Februar bis 1. Juni. In rund 200 Werken von 26 Künstlern leben die Cafés, Varietés, Clochards, Tänzerinnen und Prostituierten dieser Welt am Rande der Gesellschaft wieder auf. Vertreten sind, neben den bereits genannten, Künstler wie Pierre Bonnard, Ramon Casas, Edgar Degas, Kees van Dongen, Marie Laurencin und Suzanne Valadon. Abseits der bekannten Klischees hebt die Ausstellung die unglaubliche kreative Kraft des Montmartre hervor, die in den bewegenden Sujets und Ideen seiner Bewohner weiter existiert.
 
7. Februar 2014, 11.08 Uhr
Ronja Merkel
 
 
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