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Die Niederlagen im Leben eines Praktikanten II
Heute: Der Zorn der Bild-Zeitung
Gestern in der Bildzeitung. Eine kleine Meldung neben der großformatigen Abbildung einer leichtbekleideten Dame. Elmar Brok, 60, roter Schnauzer, korpulent, Brille von Fielmann. Typ Versicherungskaufmann. Deutscher Europa-Parlamentarier. Unser bester Mann im Brüsseler Parlament, sagt irgendein Genfer Insitut. Und laut Bild jubeln auch Die Welt und die Wirtschaftwoche. Wie steht denn eigentlich unser Dany da...? Der Kollege von Gegenüber stellt mich mal wieder vor eine große Herausforderung: Wär doch mal ganz interessant, zu erfahren, wie unser Nichtwähler und Brunchliebhaber mit dem Hang zur Provokation in der Studie abgeschlossen hat.
Nun, jetzt heißt es erst mal professionell recherchieren, was das Zeug hält. Dank zeitgemäßer technischer Ausstattung kein Problem. Google: Brok, Europa-Parlament, Genfer.... Genfer was noch mal? ... Institut, bester Abgeordneter – nix zu finden.
O.K. Stufe 2: Welt.de, Wirtschaftswoche.de, Suche: nix. Hmmm.
„Ruf doch mal da an!“ Super Idee! - „Die Bildzeitung hat uns zitiert? Wann soll das denn..? Gestern? Auf Seite 1? Bester Abgeordnete? Europa-Parlament? Elmar, Elmar wie? Nein, tut mir Leid, leider keine Beiträge dazu gefunden.“ Auch Fehlanzeige.
Wieder mal alles erstunken und erlogen?
„Fragen Sie doch mal bei den Kollegen von der Bild nach“, meint die zuvorkommende Dame aus dem Wirtschaftswochen-Archiv.
„Sie werden gleich zurückgerufen!“ flötet der Herr beim Bild-Leserservice. Super!
Tatsächlich, nach fünf Minuten klingelt das Telefon. Frau M. „Was wollen sie wissen? Von welcher Zeitung sind sie denn überhaupt? Journal Frankfurt? Nie gehört. Sind sie denn die Chefredakteurin?“ Auf meine Verneinung: „Was? Und sie rufen hier einfach an und stellen Fragen? Glauben Sie, wir haben nichts Besseres zu tun, als ihre Fragen zu beantworten? Ist ja unglaublich! Also wirklich!“ Leicht konsterniert lege ich den Hörer auf. Diese Recherche steht unter keinem guten Stern.
Kai Dieckmann, Chef von Frau M. und Deutschlands führender Zeitung für ethische Grenzauslotungen, definiert seinen Berufsstands folgendermaßen: „Wir müssen aufheulen, wir müssen anprangern! Die Todsünde des Journalisten ist die Zornlosigkeit!“ Frau M. vertritt das Credo Herrn Dieckmanns jedenfalls sehr überzeugend. Im Welt-Bericht war übrigens eh nichts über unseren Freund Dany Cohn-Bendit zu finden. Sagt Nils. Ach und das Institut ehemaliger Genfer Diplomaten heißt in Wirklichkeit "European League of Geneva". Und die Wirtschaftswoche hatte wohl gar nichts mit dem Bild-Bericht zu tun. Aber hauptsache Elmar Brok toppt auf Seite 1. Im Parlament hat er nämlich derzeit nicht besonders viel zu lachen. Vor kurzem musste er seinen Vorsitz im auswärtigen Ausschuss abgeben.
Von Frau M. habe ich nichts mehr gehört. Auch nicht schade drum.
Gestern in der Bildzeitung. Eine kleine Meldung neben der großformatigen Abbildung einer leichtbekleideten Dame. Elmar Brok, 60, roter Schnauzer, korpulent, Brille von Fielmann. Typ Versicherungskaufmann. Deutscher Europa-Parlamentarier. Unser bester Mann im Brüsseler Parlament, sagt irgendein Genfer Insitut. Und laut Bild jubeln auch Die Welt und die Wirtschaftwoche. Wie steht denn eigentlich unser Dany da...? Der Kollege von Gegenüber stellt mich mal wieder vor eine große Herausforderung: Wär doch mal ganz interessant, zu erfahren, wie unser Nichtwähler und Brunchliebhaber mit dem Hang zur Provokation in der Studie abgeschlossen hat.
Nun, jetzt heißt es erst mal professionell recherchieren, was das Zeug hält. Dank zeitgemäßer technischer Ausstattung kein Problem. Google: Brok, Europa-Parlament, Genfer.... Genfer was noch mal? ... Institut, bester Abgeordneter – nix zu finden.
O.K. Stufe 2: Welt.de, Wirtschaftswoche.de, Suche: nix. Hmmm.
„Ruf doch mal da an!“ Super Idee! - „Die Bildzeitung hat uns zitiert? Wann soll das denn..? Gestern? Auf Seite 1? Bester Abgeordnete? Europa-Parlament? Elmar, Elmar wie? Nein, tut mir Leid, leider keine Beiträge dazu gefunden.“ Auch Fehlanzeige.
Wieder mal alles erstunken und erlogen?
„Fragen Sie doch mal bei den Kollegen von der Bild nach“, meint die zuvorkommende Dame aus dem Wirtschaftswochen-Archiv.
„Sie werden gleich zurückgerufen!“ flötet der Herr beim Bild-Leserservice. Super!
Tatsächlich, nach fünf Minuten klingelt das Telefon. Frau M. „Was wollen sie wissen? Von welcher Zeitung sind sie denn überhaupt? Journal Frankfurt? Nie gehört. Sind sie denn die Chefredakteurin?“ Auf meine Verneinung: „Was? Und sie rufen hier einfach an und stellen Fragen? Glauben Sie, wir haben nichts Besseres zu tun, als ihre Fragen zu beantworten? Ist ja unglaublich! Also wirklich!“ Leicht konsterniert lege ich den Hörer auf. Diese Recherche steht unter keinem guten Stern.
Kai Dieckmann, Chef von Frau M. und Deutschlands führender Zeitung für ethische Grenzauslotungen, definiert seinen Berufsstands folgendermaßen: „Wir müssen aufheulen, wir müssen anprangern! Die Todsünde des Journalisten ist die Zornlosigkeit!“ Frau M. vertritt das Credo Herrn Dieckmanns jedenfalls sehr überzeugend. Im Welt-Bericht war übrigens eh nichts über unseren Freund Dany Cohn-Bendit zu finden. Sagt Nils. Ach und das Institut ehemaliger Genfer Diplomaten heißt in Wirklichkeit "European League of Geneva". Und die Wirtschaftswoche hatte wohl gar nichts mit dem Bild-Bericht zu tun. Aber hauptsache Elmar Brok toppt auf Seite 1. Im Parlament hat er nämlich derzeit nicht besonders viel zu lachen. Vor kurzem musste er seinen Vorsitz im auswärtigen Ausschuss abgeben.
Von Frau M. habe ich nichts mehr gehört. Auch nicht schade drum.
7. Februar 2007, 17.54 Uhr
Jasmin Takim
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