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Auf der Reise

Zerrissen zwischen den Kulturen – für Aren Emirze ist das kein Hemmschuh, sondern kreativer Antrieb mit Emirsian eine Musik zu machen, in der sich alles homogen zusammenfügt. Am 4.12. live in der Dreikönigskirche, präsentiert vom JOURNAL FRANKFURT.
Zwei Seelen wohnen, ach in seiner Brust. Wenn das genügt. Aren Emirze, in Frankfurt geboren, machte als Musiker immer gerne Lärm. Seit Schulzeiten in Obertshausen. Bei ersten Bandproben konnte man sich auf den Song „War Pigs“ einigen. Zwei kannten ihn im Original von Black Sabbath, der anderen in der Version von Faith No More. Das Trio der ersten Stunde blieb zusammen. „Als Musiker brauchte ich vor allen Dingen erst einmal diese Band und lauten, harten Noise-Rock, um meine innere Unruhe raus zu lassen“, erzählt Emirze. Als Harmful spielten sie seit 1992 acht Alben ein, tourten mit Bands wie Paradise Lost und Slayer, arbeiteten mit Studiocrack Dave Sardy (Bush, Nine Inch Nails, Red Hot Chili Peppers) und landetet den Coup, für ihr Album „7“ Billy Gould als Produzenten zu ködern. Der Faith No More-Bassist war so begeistert vom Idealismus und der Leidenschaft der Deutschen, dass er sogar mit ihnen auf Tournee ging. Derart angefixt schmiedete er auf dem Rückflug nach San Francisco neue Pläne für seine auf Eis gelegte Band und konnte seine Kumpel tatsächlich wieder zusammen trommeln. So kann sich eine Frankfurter Gruppe ins Stammbuch schreiben, das Comeback der Crossover-Helden abgeschoben zu haben. Zum Dank durften Harmful das Vorprogramm von Faith No More in der Jahrhunderthalle im Juni 2009 bestreiten.

Längst hatte Aren Emirze aber auch seine sensible Seite öffentlich gemacht und mit dem Akustik-Projekt Emirsian zwei stark beachtete CDs, „A Gentle Kind Of Disaster“ und „Yelq“, veröffentlicht. Schließlich waren es die Beatles, Simon & Garfunkel und Cat Stevens, die die Kindheit Emirzes geprägt hatten. Neben armenischen Liedern. Das wurde ihm erst wieder richtig bewusst, als sein Vater 2003 starb. „Da fing ich an, mir die Dinge, die er mochte und für die er gelebt hatte genauer anzuschauen“, erinnert sich Aren. Dabei fiel ihm eine unbeschriftete Musikkassette in die Hände – auch mit Liedern, die Karekin Emirze vor mehr als 25 Jahren geschrieben und in seiner Küche aufgenommen hatte, darunter „Achtschig sirounag“. „Vielleicht gefiel mir das Lied so gut, weil es in Armenisch gesungen war und sich deswegen heimischer anfühlte. Auch seine Schwermütigkeit fesselte mich sehr.“ Die Frage nach der eigenen kulturellen Identität stellte sich nun verstärkt und die Auseinandersetzung damit hört man auf dem ersten Emirsian-Album, das als musikalischer Brückenschlag zwischen Ost und West gefeiert wurde. Denn hier trafen – stark vereinfacht – Merseyside und Westcoast auf den Kaukasus.

Für seine Reise und den Versuch, Aren, den Musiker, Aren, den Armenier und Aren, den Deutschen, in seinen Songs zu verschmelzen, fand Emirze wichtige Verbündete. Hier am Main die Schwestern Claudia Rudek und Regina Schmitz, die mit ihm seine Ideen live und im Studio umsetzen. Und an der Seine Harout Bezdjian, Gitarrist und Kopf der legendären armenischen Band Hartar, die schon in den Siebzigern in Paris armenische Volkslieder neu interpretiert hatten – eine Inspiration für das gerade erschienene, ambitionierte Doppelalbum von Emirsian, „Accidentally In Between“. „Accidentally“ heißt die englisch gesungene CD, fast komplett unter dem Eindruck der noch jungen Vaterschaft entstanden und Tochter Rosa-Veron gewidmet. Dass die Musik mitunter unschuldig wie ein neugeborenes Kind klingt, mag an der Suggestionskraft der beschworenen Bilder liegen. Die Songs bestechen durch Klarheit und Einfachheit, erinnern dabei an akustische Analog-Produktionen und die Simplizität und Dynamik von John Lennons frühen Plastic Ono Band-Platten. „In Between“ ist eine Sammlung so noch nie gehörter armenischer Volkslieder, dazu auch neue Stücke, die selbst Themen wie den Schmerz des armenischen Genozids nicht aussparen. Das wird weltweit Gehör finden und schon jetzt ermunterte Serj Tankian, der Sänger von System of a Down, der erfolgreichen armenischen Alternative-Metal-Band aus Los Angeles, Aren Emirzian in seinem Tun.

Der Auftrittsort in Frankfurt am 4.12. ist ein ganz besonderer: die Dreikönigskirche, ein Ambiente, das der Schönheit dieser Musik gerecht werden wird.

>> Emirsian, „Accidentally In Between“ (Hayk Records/Soulfood)
 
25. November 2011, 12.45 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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