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Auch nachts ist Ostern!

Patrick9000 vertrieb sich das lange Osterwochenende mit kryptofaschistischem Weltraumschrott im Kino, trank Apfelwein gegen das Tanzverbot und lauschte den Sound der 60er im Ponyhof.
Die ersten vier Tage nach dem Wochenende sind am Schlimmsten. Aber im Moment sind die Wochen viertägig verkürzt und geben einen Ausblick darauf, wie schön eine Zukunft mit einer fortschrittlichen Work / Life-Balance sein könnte. Aber ich arbeite daran. Im Rahmen meiner Intention, eine erträgliche Biographie zu verleben, bin ich mal am Mittwoch mit Kippen, Digitaluhr und iPad in der kleinen, übersichtlich besuchten Saint Clichy Bar aufgepoppt, um mit Nobelesse, aber nicht versnobt, rauchend lokale Kaltgetränke zu konsumieren und dabei feinen Jazz aufzuspielen. Denn genau das passt ja in so eine kleine Venue. Wer etwas mit Tanzbefehl bevorzuge, solle doch an einem Mittwochabend eine rotzbremsige Rollerdisko in einer südhessischen Kleinstadt besuchen. But not my cup of tea, my dear.

Zeitungen wie zum Beispiel die „Zeit“ sind ein guter Indikator für zeitgenössische Kunst und Kultur. Wenn also, einmal angenommen, in der Zeit ein Film als „Kryptofaschistischer Weltraumschrott“ verrissen wird, weil er sich als satirische Grundlage eine vollkommen absurde Verschwörungstheorie zu eigen macht, ja, dann kann man davon ausgehen, dass man einen Film vorgesetzt bekommt, der in seiner Struktur genau meiner Erwartungshaltung entspricht, oder kurz: Würden sie schreiben, irgendetwas sei schlecht, dann ist es absolut grandios. Und auch hier wurde ich nicht enttäuscht, grandioser Weltraumtrash, vermischt mit absurdem Humor und unglaubwürdigen Konstellationen. Leider würde den Kritikern wohl kaum aufgefallen sein, dass wohl einige New Yorker Innenstadtaufnahmen der Neuen Mainzer Landstraße verdammt ähnlich sehen und dass die New Yorker Skyline wohl der Frankfurter nachempfunden wurde, ne. Vielleicht würde der Film „Iron Sky“ heißen, und ja, vielleicht hätten wir über Facebook einige gute Freunde zusammengetrommelt, um Kinos wie die Harmonie mit einem Besuch zu unterstützen, denn dort zeigt man feine Filme, ohne dass man vorher 45 Minuten Werbung ertragen muss. Und ja, wir haben alles richtig gemacht, und wir würden es wieder tun, darüber waren wir uns alle einig, als wir gesammelt zur Afterhour der Franz Fischer-Revue in der Alten Liebe einfielen, für einige übrigens ein Debüt und daraus resultierend eine positive Überraschung, denn hier treffen sich oftmals nur Menschen mit Herzen aus Gold.

Hinterher war ich noch mal im Ponyhof zur Rhizomatique Party, aber nur kurz, denn es war voll gestapelt bis unter die Tropfdecke, weniger voll war es im Yachtklub, weil die Frankfurter ja alle so Frier-Bibis sind, aber das ist auch manchmal gut so, allerdings wer nicht da war, hat eben Hannibal aka creathief verpasst. Pech gehabt!

Freitags wollte ich mir mal was vorlesen lassen von Leuten, die im Gegensatz zu mir wenigstens schreiben könnnen, denn die Nordendlegenden Tine Köhl (Die Apfelweinkönigin) und Jamal Tuschick gaben eine ihrer seltenen Lesungen in der Alten Liebe, das war genau richtig so, die beiden lasen back 2 back eine Auswahl ihrer witzig-eloquenten Texte, tranken dabei Apfelwein und ließen es sich nicht nehmen, mit dem Publikum zu plaudern und das Geschehen zu kommentieren.

Später hatten bereits einige Bembel meinen Weg gepflastert, als ich nochmal im Yachtklub vorbeischaute, was auch Robert „Jazzmadass“ Lochmann tat, ihm war bestimmt langweilig in seinem Schloss (der hat bestimmt eins, der spielt ja auch in der Kingka-Band…), und so kam er mit Musik vorbei und beschallte das Boot ein wenig, bis Minimalhousequeen Krystyna eintraf und das Zepter übernahm.

Am Samstag saß mir ja schon ein wenig die Angst im Nacken, als ich mich durch das Menschenlegogewusel auf der Zeil kämpfte, wehe, man wird beim Tanzen erwischt, bestimmt haben sie Scharfschützen auf den Dächern postiert, schon allein das Lachen kann ja problematisch sein. „Hahaha“ – Peng! Tot. Mist.

So ein schwachsinniges Gesetz gehört tief in die Tonne getreten und in den Harz gekickt. Hätt‘ der Heiland das gewusst, ich glaube, er wäre gleich nach Indien abgehauen. Nach Goa, zum Tanzen! Was machen die Leute anstatt dessen? Ertränken die nunmehr freundlosen Feiertage in den zahlreichen Frankfurter Schänken. Sehr sinnvoll. Dachte ich mir auch, und deshalb zog ich aus Protest in die Alte Liebe, Apfelweintrinken gegen das Tanzverbot war angesagt, eine ernste Sache, und ich muss sagen, denen haben wir es ordentlich gegeben. Sogar ins letzte Loch haben wir uns einen reingepfiffen.

Deshalb war am Sonntag mein Grab leer, als ich auferstanden bin, aus dem Salz. So ein Osterspaziergang musste allerdigs schon sein, und den unternahm auf dem Milchsackgelände, auf dem auch das Tanzhaus West, die Landungsbrücken und die brillante Dora wohnen, denn Fabian Neuner und seine Freunde haben dort auch dieses Mal wieder einen feinen Flohmarkt organisiert, und das garantiert, dass sich dort keine professionellen Händler herumtreiben, dass der Markt liebevoll beschallt wird, dieses mal übrigens hatte der Käptn eigens sein Boot verlassen und so drehte Hans Romanov höchstselbst die Platten; und dass man darüber hinaus mit Speis' und Trank versorgt wird. Hier trifft sich die Szene der Nacht des Tages, ein Stück Friedrichshain mitten in Frankfurt, auch wenn ich nichts gekauft habe, so traf ich dennoch alte Freunde und gewann Neue hinzu.

Nach privater Tatort-Inaugenscheinnahme pilgerte ich zum Ponyhof, denn es gab dort einmal mehr ein feines Konzert, und gegen Mitternacht war der Laden so gut gefüllt, dass dort die Luft brannte, als Los Immediatos und später The Attention! aufspielten und zwar Sixties Sound at its best, unterstützt von den DJs Konrad, Kleiner und Malwin Hillier (Foto), ein junger Newcomer übrigens, der ausschliesslich kleine Scheiben dreht, und eine echte Empfehlung in der Sixties Szene, ich nehme an, von dem jungen Mann werden wir noch einiges hören! Und diese Qualitätsveranstaltung haben wir dem umtriebigen Laiki Kostis zu verdanken, jemand, der im Übrigen für die Sache brennt und nicht für den schnöden Kommerz wie manch anderer!

Am Montag bin ich nach einem ausgiebigen Gabelfrühstück ins Studio rübergemacht, x wie raus wollte moderiert werden, und danch hab‘ ich mir noch was zum chillen gesucht, war ja schließlich ganz schön was los die letzten Tage

Geht raus, die Nacht ist schön!
 
10. April 2012, 10.13 Uhr
//ptrk9000
 
 
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