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Auch Herr K. fährt (mal) Bahn
Fast schon zum passionierten Radfahrer geworden (es gilt, was für die Gesundheit zu tun und Geld zu sparen) zwingt mich das Wetter mitunter schon ins Auto oder in die Bahn. Gestern war's am Nachmittag die U1, um in die Stadt zu gelangen (das Remember Albert Mangelsdorff-Konzert am Abend, dazu später mehr). Die Herrlichkeit war nach nur vier Stationen zu Ende. Nicht wirklich mikrofonerprobt plärrte die Ansage des Fahrers erst einmal auf den Bahnsteig, um dann – fast mäuschenstil – auch im Innenraum zu verkünden: "Unfall am Lindenbaum, Gleise blockiert, die Fahrt kann leider nicht weiter gehen ..." Nach einer geraumen Wartezeit meldete sich das Cockpit wieder: "Es scheint ein schwerer Unfall zu sein. Es wird ein Schienenersatzverkehr bereitgestellt." Also dackelte die ganze U-Bahn-Besetzung über die Straße. Meine (berechtigte) Frage, (Wo halten denn die Busse? An der Nachtbushaltestelle?), konnte der Fahrer nicht beantworten. Vielleicht war er zu überrascht, dass ich – von früher noch verwöhnt – von Bussen sprach. Aber für Busse braucht man Fahrer und die stehen wohl im neuen RMV-Konzept schon seit längerem nicht mehr bereit, denn sie kosten Geld. Und das gilt es zu sparen und zu mehren – die nächste Preiserhöhung ist ja bereits angekündigt. Von der gegenüberliegenden Straßenseite fiel dann mein Blick auf die Anzeigentafel und die Rollschrift, die verkündete, es würden Taxis eingesetzt. Richtig – die neue Zeitrechnung, Taxen, und ein Déja vu. Als mir das das letzte Mal an der Hügelstraße passierte, war das an einem frühen Abend und gleich ganze Hundertschaften quilten aus teilweise langen Zügen mit vier Waggons aus dem Taunus und bildeten Trauben von Menschen, die die Eschersheimer Landstraße blockierten und sich gegenseitig um die zwei, drei Taxen stritten, die sich irgendwann mal blicken ließen. Am Weißen Stein (obwohl gegenüber ein Taxistand ist) tat sich in den nächsten 10 Minuten gar nichts. Dann die Ansage des U1-Fahrers: es kann jetzt weiter gehen. Also marschierte das genervte Grüppchen wieder zurück auf den Bahnsteig, wo der Zugführer – was man, um weitere Verspätungen zu vermeiden, nicht automatisch erwarten konnte – tatsächlich freundlicherweise wartete, bis alle seinen Zug wieder bestiegen hatten. Eine Station weiter war vom Unfall – zumindest im Vorüberfahren – nichts mehr zu sehen. Keine Autowracks, keine Polizei, kein gar nichts mehr. Dafür standen an der Hügelstraße wartende Menschen stadtauswärts am ehemaligen Eissalon, zu weit von der Haltestelle entfernt, um Durchsagen hören zu können. Ob ein Fahrer des längst wieder fließenden Verkehrs sie kurz bremsend aus dem Seitenfenster heraus informiert hat, dass sie da vergeblich auf der Ersatzverkehr warten? Nachts, bei meiner Rückfahrt (ohne Komplikationen), sah ich zumindest niemanden mehr da stehen. Aber es war ja auch dunkel.
7. September 2008, 15.33 Uhr
Detlef Kinsler
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