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Asaf Avidan: Ein Edel-Irokese als neuer Rock'n'Roll-Messias?

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Es ist wie im wahren Leben. Wann immer der Menschheit die Ankunft eines neuen Messias verkündet wird, rennt die eine Hälfte blind und völlig verklärt los, um zu huldigen. Die andere indes wendet sich mit Grauen ab und sucht sich ihre eigenen Helden. Insofern ist nicht ganz unproblematisch, dass mit dem Auftauchen von Asaf Avidan – der junge Mann kommt auch noch aus Jerusalem, da geht bei so manchem Kollegen sicherlich der Esel durch – auf der deutschen Szene immer wieder die Begriff kommuniziert wird, den selbst Landsmann Jesus so gar nicht annehmen wollte. Und der Sänger, Songschreiber und Gitarrist tut gut daran, sich den Latschen nicht anzuziehen.

Warum aber – ich glaub es war der Rolling Stone, Mexiko(!) – wird hier vom Messias geredet? Weil der Mann mit einer Stimme gesegnet st, die ganz sicher polarisiert und andere in den Wahnsinn treibt. Immer wieder taucht, Mann hin, Frau her, der Namen Janis Joplin auf oder wird an den frühen Robert Plant erinnert. Klar ist nach den ersten Tönen im Nachtleben, dass der Mann mit der Edel-Irokese mit dem Hausbetzer-Charme die vielleicht ungewöhnlichste Männerstimme (neben dem Brasilianer Edson Cordeiro), eine Organ, das sich scheinbar mühelos in höchste Höhen schraubt, alle Gefühlsregungen zwischen Wut, Trauer und schier unloser Liebe auszudrücken vermag, die kreischt, wimmert, jubiliert, presst, loslässt, fordert, schmeichelt, streichelt, beißt...

Avidan beginnt den Abend akustisch und solo... Der Mann aus Israel, der ein paar Jahre auf Jamaica lebte, aber dem Offbeat in seiner Musik keine Chance gibt, hat den Blues, ist auch Folkmusiker (wie es etwa Tim Buckley war), aber vollkommen folklorefrei was etwa Hinweise auf die Heimatregion betrifft. Zum dritten Stück kommt Hadas Kleinman auf die Bühne – mit ihr wird die Musik kurzfristig fast kammermusikalisch. Nach dem Konzert konnte ich nicht anders, als der zudem noch hübschen jungen Frau zu sagen: „Ich habe noch nie ein Cello auf der Bühne gehört, wo jeder einzelne Ton zutiefst emotional empfunden sich so der Komposition widmete.“ Liebe ist eben nicht nur ein Wort. „Genießt die ruhigen Songs jetzt, denn das wird sich gleich ändern“, verspricht Asaf und hält es auch. Drummer Yoni Sheleg, Bassist Ran Nir und Leadgitarrist Roi Peled entern die Bühne und das musikalische Muskelspiel beginnt. Blues Rock, Rock’n’Roll, Psychedelia, Post Grunge – keine
Ahnung, was die Jungs wirklich inspiriert hat. Ok – auch sie haben das Rad nicht neu erfunden, man kennt die Muster, Beats und Harmonien. Aber was diese doch sehr zusammen geschweißte Crew, die aber emotional stark von Tagestimmungen und Locations abhängig zu sein scheint (meint: an einem Abend können sie abgehen und wegfliegen, dass das Publikum in einem Taumel zurück bleibt, an einem anderen vollkommen abstürzen und nicht wirklich zusammen finden. Aber das ist wohl eher ein Qualitätsmerkmal), daraus macht, ist hörenwert. Klar – man muss auch mal an Hendrix denken, Led Zeppelin sowieso und die Art, wie sich Asaf gesanglich verausgabt, ruft Steve Marriott (Smal Faces, Humble Pie, Packet Of Three) in Erinnerung.

„Du bist schon der zweite in drei Tagen, der das sagt. Auch der Veranstalter in Nürnberg erwähnte diesen Namen“, meint Avidan nach dem Konzert backstage. Er wird sich die Musik bei Gelegenheit anhören. Was ihn ganz sicher beeinflusst hat, ist die Plattensammlung seines Vaters aus er zeit als der in New York lebte. Ich habe nicht nachgefragt, aber neben Jimi, Janis & Co. mögen da auch Scheiben dabei gewesen sein von Al Kooper, Spirit, Electric Flag und ähnliches. Auch wurst. Jedenfalls ließ ich mich noch zu einem Lob hinreißen und meinte das in diesem Moment auch so. Time will tell, ob´s angemessen ist. „Das war der intensivste Gig was Sinnlichkeit und Power betrifft, den ich hier im Nachtleben seit Jeff Buckley gesehen habe.“ Den kennt Avidan und das beschämt ihn fast.

Foto: Detlef Kinsler
 
10. September 2009, 13.08 Uhr
Detlef Kinsler
 
 
Fotogalerie:
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