Als am Sonntag pünktlich um 11 der Startschuss für die diesjährige Jazz im Museum-Reihe fiel, strahlte der Himmel über dem Römerberg in schönstem Blau und die Sonne heizte den Hof des Historischen Museums mächtig auf. Und heiß war auch die Musik beim Eröffnungskonzert des Summer In The City, denn die Youngblood Brass Band war wieder einmal in der Stadt. Und das garantierte keine Frühschoppenmusik und eine eher freie Definition von Jazz, wie gewohnt bei den Konzerten des Mousonturm.
Ganz begeistert von den Kollegen zeigte sich der Frankfurter Saxophonist Gernot Dechert, der mit seinem Projekt MEK (Mobiles Einsatzkommando) auch auf Bläser und Trommeln setzt und z.B. das diesjährige Stoffel mit seiner Marching Band eröffnete. „Die haben auch alle Standards wie Bebop und Swing drauf“, entgegnete er denen, die bei YBB vor allem die HipHop- und Funk-Stilistiken in aktualisierten Marching Band-Konzept betonen. Aber tatsächlich waren fast mehr junge Besucher da, die Jazz vor allem dann schätzen, wenn er sich so offen präsentiert und Puristen eher verscheucht. Denn beim Nonett aus den USA knallt jeder Snareschlag wie ein Peitschenhieb, erschüttern die Basstöne des Susaphons die umliegenden Gemäuer und betonen die Saxophone und Trompeten die Synkopen scharf und markant.
Die progressive Blasmusik mit der explosiven Energie – so die Werbung – zeigte Wirkung. Selten wurde schon am frühen Morgen bei einem Jazz im Museum-Konzert so wild und freestyle vor der Bühne getanzt, dass die Dreadlocks bei dem einen oder anderen Besucher flogen, wie diesmal. Gut möglich, dass es nächsten Sonntag etwas besinnlicher zugeht. Aber auch Omar Sosa ist ein Garant für Grooves. Am 10.8., 11 Uhr kommt er mit seinem Quartet nach Frankfurt. Omar Sosa verfeinert seinen karibischen Jazz mit musikalischen Elementen verschiedenster Kulturkreise. Der Kubaner und Weltreisende, dessen Lehrer einst der Buena Vista Social Club-Pianist Ruben Gonzalez war, und der für eines seiner Alben bereits den Latin Grammy erhielt, kennt keine Grenzen. „Jazz ist Freiheit." Dieses Zitat von Thelonious Monk ist die musikalische Maxime für Omar Sosa, die er mit seinen beteiligten Musikern mit großer Intensität umsetzt. Der Eintritt kostet auch hier 5 Euro. Wann kann man Weltstars schon für diesen Preis erleben?!
P.S.: Kleiner Scherz am Rande (und dieses Missverständnis mag ein paar Besucher gekostet haben). Wer Youngblood hört, das Brass Band übersieht, assoziiert damit durchaus auch mal einen Sydney Youngblood, wundert sich, warum dieser Disco-Soul-Sänger jetzt unter Jazz firmiert und findet den Weg dann nicht zum Konzert, um sich nach Aufklärung hinterher umso mehr zu ärgern. Also beim nächsten Mal aufpassen und genau hingucken.