Dieser Tage feiert Atari, einer der bedeutendsten Spieleentwickler in der Computerindustrie, sein 37-Jähriges Firmenjubiläum. Umso größer war gestern der Grund zur guten Laune. In den Räumlichkeiten des Metropolis-Kinos fand die Präsentation des neuesten Projekts „The Witcher“ statt, zu der etwa 200 Gäste kamen. In diesem Rollenspiel schlüpft man in die Gestalt eines mittelalterlichen Monsterjägers. Entsprechend war auch die Kulisse hergerichtet. Das Foyer des Kinos wurde zum mittelalterlichen Burghof, den kräftige Ritter bewachten und in dem gehorsame Schankwirte die Gäste mit Speis und Trank versorgten. Auch die Burgherren zeigten sich dem Publikum. Der Atari-Geschäftsführer in Deutschland, Lutz R. Anderie (Foto rechts), Jörg Weber (Foto Mitte) von Weber Networking GmbH, ein Pionier der Spielevermarktungsbranche, und Vertreter der lokalen Politik und Wirtschaft waren bei der Vorstellung anwesend. „Wir bekennen uns schon seit Jahren zu Frankfurt als einer der wichtigsten Wirtschaftsmetropolen Europas“, sagte Anderie bei der Einführung zu „The Witcher“. Von Frankfurt aus steuert Atari den Vertrieb in die deutschsprachigen und osteuropäischen Länder. „Wir haben uns bewusst für eine größere Präsentation entschieden, um Frankfurt als Games-Standort zu festigen“, so Anderie. „The Witcher“ wurde größtenteils in Polen entwickelt. Das Spiel basiert auf den Fantasy-Erfolgsromanen des polnischen Schriftstellers Andrzej Sapkowski. Vorgestellt wurde es vom polnischen Chiefdesigner, Michal Madej, der das Spiel vier Jahre lang entwickelte. „Im Gegensatz zu anderen Spielen dieser Art gibt es in „The Witcher“ nicht den klassischen Gegensatz von Gut und Böse“, betonte er. Man könne eigentlich nur zwischen weniger guten und weniger schlechten Entscheidungen wählen. Jede Entscheidung beeinflusse dabei erst nach einiger Zeit den weiteren Verlauf. Überhaupt sei versucht worden, die Charaktere des Spieles so lebensnah wie möglich zu gestalten, was Madej auch eindrucksvoll bewies. Es wurde reichlich gestaunt und gelacht, als er den Held des Spieles in einer Taverne ein Wetttrinken bestreiten ließ: das Bild trübte sich, der Held konnte nur noch torkeln. Erst nach einem langen Schlaf stellte sich der gerade Gang wieder ein. „The Witcher“ strotzt nur so vor derartigen liebevollen Details. Die mittelalterliche Kulisse sei der europäischer Städte nachempfunden, erklärte Madej. Mehr als 160 Charaktere sind im Verlauf des Spieles zu entdecken, von denen etwa 30 spielentscheidend sind. Sogar drei potentielle Enden sind vorgesehen. Das Publikum im Kino war beeindruckt angesichts der überragenden Graphik des Spieles. Man kann zwischen drei verschiedenen Kameraeinstellungen wählen, die von Übersichtsperspektive bis Nahgeschehen reichen. Großen Anteil an der visuellen Klasse hat das Frankfurter Unternehmen metricminds GmbH, die für das motion capturing zuständig waren. Dabei werden menschliche Bewegungsabläufe mittels Sensoren auf die virtuelle Welt übertragen. Der Gründer Philip Weiss sagte, es werde gegenwärtig an mehreren Projekten gearbeitet. „Wir waren sehr froh, an „The Witcher“ beteiligt sein zu dürfen“, so Weiss. Die Gamespremiere war angesichts der großen Resonanz ein Erfolg. Entsprechend optimistisch zeigte sich Jörg Weber. Weitere Präsentationen seien bereits geplant, die nächste im November. Dann kann es mit Frankfurt als Gamesstadt auch was werden.Text und Foto: Gary Vanisian