Lisbet Windsor ist die Dancing Queen

Taktgefühl und Cha-Cha-Cha im Museum

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Launig und ganz royal verlief die Führung durchs Historische Museum am Mittwochabend. Kein Wunder: Lisbet Windsor plauderte aus dem Frankfurter Nähkästchen und zeigte anschließend, wie Cha-Cha-Cha funktioniert.

Nicole Brevoord /

Ein Gläschen Sekt oder Saft zu Beginn erfrischt die Besuchergruppe, denn wie Lisbet Windsor zu Beginn ihrer einstündigen Führung durch das Historische Museum bekennt: „Das hier ist das wärmste Museum Frankfurts.“ Gewandet in einem Traum aus mintfarbenem Stoff und einem Hut versucht die Kunstfigur, die von Thomas Bäppler-Wolf mit möglichst viel Anmut verkörpert wird, mittels eines Fächers Contenance zu wahren. Aber Sekt kommt für die Hoheit nicht in Frage: „Dann tanze ich auf den Tischen und das wollt ihr nicht wirklich!“

Die meisten Besucher der Führung kommen aus Frankfurt, kennen aber das Historische Museum noch nicht. Eine Stunde lang geleitet Lisbet durch das geschichtsträchtige Haus, vom Gewölbekeller bis ganz nach oben. „Folgen Sie einfach den Punkten am Boden. Ja, Hänsel und Gretel waren auch schon da“, ulkt Lisbet über die Wegmarkierung und erzählt anschließend von der Messestadt Frankfurt und dem Main, dessen Wasser früher bis zum jetzigen Museum gereicht habe, wie Ausgrabungen einer Kaimauer belegen, die nun auch den Museums-Neubau verzögert und verteuert hätten. Da darf bei der Führung auch die Sage von der Hirschkuh, die am Main eine Furt gefunden hatte und unserer Stadt den Namen gab nicht fehlen. Im Keller spricht die selbsternannte Queenverwandte: „Es riecht da noch muffig, man findet da noch manchmal Jemanden von früher, aber macht ja nichts.“ Die Gruppe staunt über die Kaiserkrone und die Insignien und Lisbet weiß zu erzählen, dass sich die Queen vor ihrer Krönung Tage lang probehalber mit ihrer 3,5 Kilo schweren Krone abgemüht habe. Vieles sei in Wahrheit nicht so glamourös, wie man gemeinhin denke. „Sie dürfen sich auch das Mittelalter nicht vorstellen, wie im Hollywooodfilm mit Sean Connery. Damals ist man durch meterhohe Scheiße gewatet. Man hat damals eben hingemacht, wo Platz war.“ Ja, die Lisbet räumt mit vielen Vorurteilen schonungslos auf, berichtet aber auch, wie sich Frankfurt vergrößert hat. Ja wer hätte gedacht, dass die Stadt wie Rom auf Hügeln gebaut wurde. Aber stimmt: Römerberg, Liebfrauenberg und Samstagsberg geben Hinweise darauf. Auf witzige Weise erfahren wir, wie die Neun in die Fahne am Eschenheimer Turm gekommen ist, dass das Gallus der Platz war, wo die Kleinganoven hingerichtet wurden, während die Kindsmörder etwa auf dem Rossmarkt geköpft wurden. Eine der Hingerichteten soll Goethe zum Gretchen inspiriert haben. Warum das Gerippte Rippen hat, weiß Lisbet ebenso zu erzählen, und wie viele, und welche Vorzüge es überhaupt hat, das Stöffche aus einem Glas mit Rautenstruktur zu trinken. Und dann zeigt Lisbet noch ein recht kleines und recht anrüchiges Gemälde - da erröten selbst Lisbets Wangen –, das einen verschiebbaren Vorhang hat. Am Ende kommt ein besonderes Exponat: Ein Globus aus dem Jahr 1515, einer von zehn Exemplaren weltweit, auf dem bereits Amerika eingezeichnet ist. Versicherungswert: 30 Millionen Euro.

Bevor auch nur einer der Besuchergruppe auf dumme Ideen kommt, beginnt auch schon die 30-minütige Cha-Cha-Cha-Tanzstunde im Leopold-Sonnemann-Saal. Was ein Spaß! „Ich bin zwar die Queen, aber ich lass auch mal führ’n“ dichtet Lisbet spontan und mahnt darauf gleich wieder: „Der Herr führt. Was ihr daheim macht, ist mir egal!. Am Ende sieht der Tanz der Besuchergruppe sehr vorzeigbar aus, der Grundschritt sitzt und die Lisbet, die ist - wie scheinbar auch die Besucher – zufrieden.


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