Beim FFM-Praxisprojekt helfen Pädagogik-Studenten Migrantenkindern und Flüchtlingen beim Lernen und beim Übergang in weiterführende Schulen. In zehn Jahren wurden über 1000 Kinder und Jugendliche gefördert.
Lukas Gedziorowski /
Die 13-jährige Shirin ist vor zweieinhalb Jahren mit ihrer Mutter und Schwester aus Iran nach Deutschland gekommen. Warum, das deutet sie nur an. Weil ihre Familie dort "Probleme" gehabt habe. Gerade minderjährige Flüchtlinge sprechen ungern über das, was sie auf der Flucht erlebt haben. Shirins Deutsch ist noch nicht perfekt, aber für den kurzen Zeitraum spricht sie sehr flüssig. Zu verdanken hat sie ihre Fortschritte Ines Peters, die Erziehungswissenschaften studiert und Shirin beim Quereinstieg in die Schule begleitet hat.
Shirin und ihre Helferin haben über das FFM-Praxisprojekt zueinander gefunden, eine Kooperation zwischen Goethe-Universität, Stadtschulamt, Staatlichem Schulamt und mehrerer Stiftungen. Seit zehn Jahren unterstützen Lehramts- und Pädagogikstudenten Kinder und Jugendliche, die aus dem Ausland kommen, beim Lernen und beim Übergang in weiterführende Schulen. Über 1000 "Seiteneinsteigern" soll so schon geholfen worden sein – darunter auch unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF). Im laufenden Schuljahr sind etwa 50 Studenten an sieben Frankfurter Schulen beteiligt, 15 davon arbeiten mit UMF zusammen. Viele kommen aus Afghanistan, Äthiopien, Eritrea und seit etwa anderhalb Jahren auch vermehrt aus Syrien.
Doch das FFM-Praxisprojekt ist mehr als nur eine Deutschnachhilfe und Hausaufgabenbetreuung. "Es ist eine große Aufgabe, eine Beziehung zu den Schülern herzustellen", sagt Ines Peters. "Man redet auch viel über Alltagsprobleme." Außerdem verbringen Schüler und Betreuer auch Freizeit miteinander, zum Beispiel beim Keksebacken – dabei lernt man auch Vokabeln. Für die Studentin sei es eine Herausforderung, bei dem Projekt zu lernen, sich selbst zu organisieren und Verantwortung zu übernehmen, sagt Peters. Die Arbeit mit den Schülern mache ihr "besonders viel Spaß".
Die Studenten, die sich ein Jahr lang um ihre Schützlinge kümmern, profitieren dabei auch für ihre Ausbildung. "Das Projekt ist ein kreativer Teil des Studiums", sagt Projektleiter Robert Bernhardt vom Institut für Sonderpädagogik der Goethe-Universität. So sollen die Studenten aus den Erfahrungen in der Praxis ihr Studium gestalten. Durch die Betreuung einzelner Schüler oder von Kleingruppen könnten die Studenten intensiver arbeiten im Vergleich zum späteren Lehrerberuf. Die Betreuer werden auf ihre Arbeit mit den Schülern vorbereitet, in Begleitseminaren reflektieren sie mit Gleichgesinnten ihre Erfahrungen, die sie mit den Schülern gemacht haben. Bernhardt zufolge lernen die Studenten so auch den Umgang mit fremden Lebenswelten kennen – eine Situation, von der alle profitieren sollen.