Wie man Schmerzen selbst bekämpft

Wirbelsäulenexperte kehrt OP-Wut den Rücken

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Martin Marianowicz ist Wirbelsäulenchirurg. Doch anders als man meinen könnte, findet er Operationen am Rücken oft vermeidbar. Oft würden sich Patienten unters Messer begeben, wo es doch multimodale Schmerztherapien gebe.

Nicole Brevoord /

Er ist Wirbelsäulenchirurg und Orthopäde – seit 30 Jahren beschäftigt sich Martin Marianowicz beruflich mit allen Ausprägungen des Rückenschmerzes. In der vergangenen Woche stellte der Münchener in Frankfurt sein neues Buch „Den Rücken selbst heilen“ vor. Darin gibt er Menschen mit Rückenbeschwerden, viele Ratschläge an die Hand, wie man die Schmerzen lindern kann und gibt mittels diverser Fragebögen die Möglichkeit, die eigene Befindlichkeit zu ergründen. Hört man Marianowicz zu, dann meint man, dieses Ergründen des Zustandes von Patienten sei rar geworden in der Medizinwelt. „50 Prozent der Patienten, die eine OP-Indikation bekommen, sind nie ausgezogen worden“, sagt der Buchautor. Man vertraue bildgebenden Verfahren mehr als anderen Methoden, wie Gesprächen oder Untersuchungen des Körpers. Doch nicht jeder im Bild sichtbar gemachte Schaden erzeuge auch Beschwerden, ist Marianowicz These und umgekehrt bedeute kein Befund anhand von Rötgenbildern nicht, dass der Patient deshalb schmerzfrei sei. Im Gegenteil 60 bis 80 Prozent der Rückenschmerzen seien unspezifisch, die Ursachen könne man oft gar nicht anhand des Skelettes feststellen, weil der herkömmliche schulmedizinische Ansatz, die körperliche Struktur, nicht aber den gesamten Menschen in den Vordergrund stelle.

In Deutschland werde daher zweieinhalb mal so viel am Rücken operiert als beispielsweise in Frankreich. 40Millarden Euro würden jährlich für Rückenbehandlungen in Deutschland aufgewendet. „Dabei verschwinden 80 Prozent der Beschwerden nach sechs bis acht Wochen“. Entsprechende ganzheitliche Therapien vorausgesetzt. Das Gesundheitssystem in Deutschland mache möglichst viele Operationen erforderlich, damit eine Klinik rentabel arbeiten könne. „Es wird dabei oft an den eigentlichen Ursachen vorbeioperiert.“ Wenn die Operation nicht gelinge, zahle manche Krankenkasse eher einen erneuten Eingriff als zuvor Methoden zu unterstützen, die eine Operation überhaupt unnötig machen würden. Eine Rückenoperation sei dabei doch nicht die erste Wahl, sondern die letzte, sagt Marianowicz.

In seinem Buch „Den Rücken selbst heilen“ erfährt man mehr über Einflussfaktoren, die Schmerzen verursachen können. Marianowicz hat angeblich die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Neurologie, Physiotherapie oder der Schmerzforschung miteinfließen lassen und widmet sich auch Themen wie dem Schmerzgedächtnis. Der Ratgeber beinhaltet auch Übungen, die den Körper beweglich halten, Schmerzen vorzubeugen helfen und den Rücken stärken sollen. Damit man Rückenschmerzen die kalten Schulter zeigen kann.

Wir verlosen bis zum 11. März drei Bücher. Das Kennwort lautet: Rücken.


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