Nach monatelangen Auseinandersetzungen haben sich Lufthansa und die Gewerkschaft UFO auf ein Schlichtungsverfahren im Tarifstreit geeinigt. Zusätzlich wird es ein Moderationsverfahren geben, um die grundsätzlichen Konflikte beider Parteien zu lösen.
Nathanael Reuter /
„Der Stillstand ist beendet“, so Bettina Volkens, Vorstandsmitglied der Lufthansa. Die Lufthansa erkenne die Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO) wieder als Gewerkschaft an. Nun brauche es einen Dialog, um gemeinsame Lösungen für die Belegschaft der Lufthansa zu finden. Bereits im Vorfeld der Einigung zur Schlichtung habe es intensive Gespräche gegeben. Dies sei Voraussetzung für einen offenen, ehrlichen, konstruktiven Dialog, so Volkens weiter. „Wir sind froh, dass der Stillstand beendet ist“, stimmte Daniel Flohr, stellvertretender Vorsitzender der UFO, zu. Bereits im Laufe der Woche hatten Lufthansa und UFO sich auf ein Schlichtungsverfahren geeinigt. Nun wurden weitere Details bekanntgegeben: Das Schlichtungsverfahren ist zeitlich unbegrenzt. Während dem Schlichtungsverfahren herrscht eine Friedenspflicht, das heißt, es wird bis auf weiteres keine Streiks der Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter geben. Beide Seiten stellen sich auf schwierige Gespräche ein. „Damit die Friedenspflicht auch zu einem dauerhaften Friedensweg wird, haben wir einen langen Weg vor uns“, betonte Nicoley Baublies, Ex-Vorstand und Sprecher der UFO. Am Ende des Schlichtungsverfahrens solle ein fertiger Tarifvertrag stehen, erst dann wolle man sich wieder an die Öffentlichkeit wenden. Einen Zeitrahmen gibt es noch nicht, beide Seiten betonten, schnellstmöglich beginnen zu wollen, jedoch habe bisher keiner der beiden Seiten einen Schlichter gefunden. Ob die Suche noch Tage, Wochen oder Monate dauern werde, wollten beide Seiten nicht beantworten. „Wir haben im Vorfeld ein paar Leute verschreckt. Es ist nicht so, dass die möglichen Schlichter Schlange stehen“, stellte Baublies lakonisch fest.
In der Tat wurde im Vorfeld der Schlichtung mit harten Bandagen gekämpft. Die Lufthansa erhob mehrere Klagen gegen die UFO. Unter anderem zweifelte die Lufthansa die Tariffähigkeit der UFO an und leitete ein Statusverfahren ein, um der UFO den Status als Gewerkschaft entziehen zu lassen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden im Falle von Warnstreiks arbeitsrechtliche Maßnahmen von der Lufthansa angedroht. Dies revidierte die Lufthansa nun: Es werde keine arbeitsrechtlichen Schritte gegen Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter geben, teilte Bettina Volkens mit.
Für Unruhe hatte auch das verstärkte Engagement der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di beim Kabinenpersonal gesorgt. „Wir achten die Rechte von Ver.di als Minderheitsgewerkschaft nach Tarifeinheitsgesetz“, teilte Baublies mit. „Wir brauchen Lösungen für unsere Mitarbeitenden und haben kein Interesse an Auseinandersetzungen zwischen Gewerkschaften“, sagte Bettina Volkens. Ver.di wird bei den Verhandlungen des Schlichtungsverfahrens als Minderheitsgewerkschaft mit dabei sein. Für den Fall, dass an der UFO vorbei Tarifverträge geschlossen werden, hat die UFO ein Sonderkündigungsrecht im Schlichtungsverfahren – neue Streiks wären die Folge.
Bereits im Vorfeld des Schlichtungsverfahrens hat es eine Einigung gegeben: Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter erhalten bis zu 1500 Euro Zulage. Die saisonalen Arbeitskräfte erhalten rückwirkend eine Sonderzulage. Weitere Forderungen der UFO, die im Schlichtungsverfahren diskutiert werden, sind unter anderem höhere Spesen und höhere Zulagen für Purser, die ranghöchsten Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter. Parallel zum Schlichtungsverfahren soll es einen Moderationsprozess geben, um den eskalierten grundsätzlichen Konflikt zwischen Lufthansa und UFO zu entschärfen. Auch hierzu konnten noch keine Details genannt werden.