Die Frankfurter Lehrerinnen und Lehrer sind überlastet. Das hat eine von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen in Auftrag gegebene Studie deutlich gezeigt: 53 Prozent leisten Mehrarbeit, 21 Prozent arbeiten mehr als 48 Stunden pro Woche.
jwe /
Am Mittwoch stellte der hessische Landesverband der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) eine Studie zur Arbeitszeit und -belastung von in Frankfurt tätigen Lehrkräften vor. Durchgeführt wurde die Studie von der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen. Kernergebnis der Studie: 53 Prozent der Lehrkräfte in Frankfurt leisten Mehrarbeit. „Die Resultate sind eindeutig. In Hessen haben die Lehrkräfte die höchste Unterrichtsverpflichtung in Deutschland“, sagt Marlis Tepe, Bundesvorsitzende der GEW.
Das Projekt habe sich an vergleichbaren niedersächsischen Studien aus den Jahren 2015/2016 orientiert, erläutert der Studienleiter Frank Mußmann. Auf Basis eines umfangreichen Online-Fragebogens habe man die Arbeitsbelastung von Frankfurter Lehrkräften mit einer ein- bis vierwöchigen Realerhebung zu den Arbeitszeiten ermittelt. Teilgenommen an der Studie haben 1199 Lehrkräfte aus 64 Schulen, etwa 25 Prozent der 4500 in Frankfurt tätigen Lehrerinnen und Lehrer. „Wir konnten so für die Frankfurter Grundschulen, für die Integrierten und die Kooperativen Gesamtschulen sowie für die Gymnasien repräsentative Ergebnisse für die Arbeitszeiten ermitteln“, so der Studienleiter.
Die Studie zeige, dass 21 Prozent der Frankfurter Lehrerinnen und Lehrer mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten, dieses Ergebnis liege über einem Vergleichswert aus der in Niedersachsen durchgeführten Studie, sagt Mußmann. Besonders auffällig seien dabei die Kooperativen Gesamtschulen, dort arbeiteten 37 Prozent der Lehrkräfte mehr als 48 Stunden.
Im Durchschnitt liege die zu erbringende Soll-Wochenarbeitszeit bei 47,5 Stunden. Damit liege die Stundenzahl höher als in anderen Bundesländern sowie auch im Vergleich mit der EU und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), erläutert Sebastian Guttmann von der GEW Hessen. Besonders viele Überstunden fallen dabei an den Kooperativen Gesamtschulen an. Und generell leisten Teilzeitkräfte überproportional Mehrarbeit.“
Die Ergebnisse der Studie belegten die kritischen Einschätzungen der GEW, so die Vorsitzende der GEW Hessen Maike Wiedewald. „Die Arbeitsbelastung, die etwa durch die Intensität der Arbeit, die emotionalen und körperlichen Anforderungen an die Tätigkeit bestimmt ist, liegt bei den Lehrkräften deutlich über dem Durchschnittswert anderer Beschäftigtengruppen.“ So hätten zwei von drei Lehrkräften berichtet, dass der Arbeitsdruck im vergangenen Jahr deutlich zugenommen habe. Im Durchschnitt aller Branchen äußere dies nur eine von drei Beschäftigten, führt Wiedewald aus. Dies rühre auch von vielen außerschulischen Verpflichtungen her. „Ein bemerkenswertes Ergebnis ist aus unserer Sicht auch, dass Lehrkräfte mit ihren krankheitsbedingten Fehltagen zwar unter dem Durchschnitt aller Branchen liegen, sie aber gleichzeitig überdurchschnittlich oft krank zur Arbeit gehen.“
Man hoffe nun, dass sich durch die Ergebnisse der Studie eine Verbesserung für Lehrerinnen und Lehrer ergebe und strebe an, mit dem Kultusministerium ins Gespräch zu kommen. Die Pflichtstunden müssten sich reduzieren, betonte die Gewerkschaftsvorsitzende. „Wir möchten zu bedenken geben, dass die Studie kurz vor dem Lockdown durchgeführt wurde. Seit Ausbruch der Corona-Krise hat die Arbeitsbelastung für die Lehrkräfte deutlich zugenommen.“