Runder Tisch bespricht Gutachten

Hessen will Situation von Hebammen verbessern

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Am Freitag tagte der Runde Tisch zur Situation der Hebammenversorgung in Hessen. Ein vom Hessischen Sozialministerium in Auftrag gegebenes Gutachten hatte zuvor deren Arbeitssituation untersucht; für viele Parteien im Landtag eine längst überfällige Maßnahme.

jwe /

„Wir bleiben am Ball, um nun möglichst zielgerichtete und sinnvolle Maßnahmen zu entwickeln, die ganz konkret zur Verbesserung des Zugangs zur Hebammenhilfe, der Arbeitsbedingungen der Hebammen und zur Situation der Geburtshilfe in Hessen beitragen“, sagte der hessische Gesundheitsminister Kai Klose (Bündnis 90/Die Grünen) am Freitag im Anschluss an die Tagung des Runden Tischs des Zukunftsprogrammes Geburts- und Hebammenhilfe in Hessen. Zusammengesetzt aus Vertreterinnen und Vertretern von Hebammen, Geburtshelfern, Geburtskliniken und -häusern, Eltern, Hebammenschulen, Frauen-, Kinder- und Jugendärztinnen sowie -ärzten, Krankenkassen und Kommunalen Spitzenverbänden beriet dieser die einzuleitenden Maßnahmen, um die Situation der Hebammen zu verbessern. Als Grundlage diente ein Gutachten, das gemeinsam mit dem Deutschen Krankenhausinstitut und der Hochschule für Gesundheit in Bochum im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Soziales und Integration (HMSI) erstellt wurde, um die Situation der Hebammenversorgung wissenschaftlich zu hinterfragen.

Bereits am 20. August hatte Gesundheitsminister Klose Auszüge aus dem Gutachten veröffentlicht. Ein Vorgang der vonseiten der Linken kritisiert wurde: „Wie Minister Klose mit dem Gutachten zur Hebammenversorgung in Hessen umgeht, wird langsam zur würdelosen Farce“, sagte die familienpolitische Sprecherin der Partei, Christiane Böhme. Erst werde es ein halbes Jahr „hinter Schloss und Riegel gehalten und den Fachpolitikerinnen und Fachpolitikern des Landtags verweigert.“ Nun werde es größtenteils online gestellt, aber die entscheidenden Schlussfolgerungen der Expertinnen und Experten der Öffentlichkeit vorenthalten.

Zudem kritisierte Böhme, dass die Landesregierung in Bezug auf das Hebammenproblem lange nichts unternommen habe. „Da kommt schon die Frage auf, ob man das nicht früher hätte wissen können.“ Hebammen in Deutschland fühlten sich vielfach überlastet und die Landesregierung gehe nun davon aus, dass der demographische Wandel das Problem richte. „Wenn sie planen, diesen Notstand auszusitzen, sparen sie an der völlig falschen Stelle“, mahnte Böhme. Nur mit viel Glück finde man eine Hebamme, hieß es auch von der gesundheits- und pflegepolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion Daniela Sommer. Darüber habe man bereits 2016 im Landtag gestritten. „Die Landesregierung mahnte damals, wir würden ein nicht realistisches Zeichnen, dabei gab es schon zu diesem Zeitpunkt einen dramatischen Mangel.“ Diesen Mangel habe die Landesregierung zu lange bestritten.

Dem Gutachten zufolge erhielten Hebammen mit Schwangerenbetreuung 77 Prozent mehr Anfragen als sie annehmen könnten, im Bereich der Wochenbettbetreuung handelte es sich sogar um 93 Prozent. Auf der anderen Seite müssten Mütter sechs bis sieben Hebammen kontaktieren, bis sie fündig werden. Die Ergebnisse des Gutachtens hätten bestätigt, dass die Hebammenversorgung in Hessen angespannt sei, betonte die Sprecherin für Geburtshilfe der Grünen Kathrin Anders. „Für nahezu alle Leistungsangebote von Hebammen in Hessen besteht ein Nachfrageüberhang.“ Grund für den Mangel an Hebammen sei laut Andrea Ramsell, Beirätin für den Angestelltenbereich des Deutschen Hebammenverbandes (DHV), jedoch nicht etwa ein Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern, sondern die konstant zu hohe Arbeitsbelastung in den Kreißsälen sowie die Vielzahl fachfremder Tätigkeiten und die niedrige Bezahlung.

Als nächsten Schritt wolle die Landesregierung nun auf Grundlage der Gespräche eine Beschlussvorlage erstellen, gab Klose am Freitag im Anschluss zu der Sitzung bekannt. Demnach müsse der Zugang zur Hebammenhilfe verbessert und die Gestaltung des Übergangs zur akademischen Berufsbildung beraten werden. „Wichtig ist, die zu fokussierenden Maßnahmen gemeinsam mit den Expertinnen und Experten zu beraten, denn genau dafür wurde der Runde Tisch einberufen“, sagte Klose.

Konkrete Verbesserungen solle es nach Ansicht des Fachgremiums zudem im Bereich der Niederlassung von Hebammen geben, so die familienpolitische Sprecherin der hessischen CDU-Landtagsfraktion Claudia Ravensburg. „Alles sind wichtige Punkte mit dem Ziel, den Beruf attraktiver zu machen und somit mehr werdende Mütter und ihre Kinder intensiver zu unterstützen.“ Schwerpunkte würden sich ergeben, wenn die Beteiligten das Gutachten inklusive der Handlungsempfehlungen in ihren Gremien umfassend diskutierten.


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