Das Warten hat ein Ende: Ab heute wird Frankfurt wieder zum Epizentrum für Filmkultur aus Japan. Vom 2. bis 6. April 2008 präsentiert das weltweit größte japanische Filmfestival Nippon Connection aufregendes neues Kino aus Japan. Das Festival zeigt zum achten Mal die ganze Bandbreite eines der vielfältigsten Filmländer der Welt: Rund 150 Filme, von Avantgarde bis Anime, von Dokumentarfilmen bis zu spektakulären Blockbuster-Produktionen. Über 30 Filmemacher werden ihre Filme dem Publikum persönlich vorstellen. Ein umfangreiches Rahmenprogramm rundet das Festival ab.
Beim Filmprogramm erwartet die Zuschauer ein Feuerwerk an Kreativität. Eröffnet wird das Festival am heutigen 2. April mit dem gefühlvollen Drama ASYL - PARK AND LOVE HOTEL (Foto) von Izuru KUMASAKA, das bereits bei der Berlinale gefeiert wurde. Animationsfilme dürfen natürlich bei einem japanischen Filmfestival nicht fehlen. Gleich zwei Anime-Deutschlandpremieren hat Nippon Connection zu bieten: Die Kurzfilmtrilogie 5 CENTIMETERS PER SECOND vom eigenwilligen Anime-Meister Makoto SHINKAI und der atemberaubende 3D-Anime APPLESEED: EX MACHINA von Shinji ARAMAKI, der von keinem geringeren als John Woo produziert wurde. Der Rising-Star unter den japanischen Regisseuren, Nobuhiro YAMASHITA, wird persönlich sein neues Meisterwerk A GENTLE BREEZE IN THE VILLAGE präsentieren. Naomi KAWASEs in Cannes ausgezeichneter Film THE MOURNING FOREST setzt sich in eindrucksvollen Bildern mit dem Thema Trauer auseinander. Einen der lustigsten japanischen Filme aller Zeiten liefert Japans Starkomiker Hitoshi MATSUMOTO. Sein Film DAINIPPONJIN nimmt Japan gehörig auf die Schippe.
Ein wichtiges Thema im japanischen Kino ist momentan die Auseinandersetzung mit der politischen Vergangenheit. Das Festival präsentiert drei Filme, die offen Stellung beziehen: UNITED RED ARMY, ein an Intensität kaum zu überbietenden Film über die japanische RAF vom Revolutions-Filmer Koji WAKAMATSU, der Dokumentarfilm YASUKUNI von Ying LI über den umstrittenen Yasukuni-Schrein, bei dem Kriegsverbrecher geehrt werden, und WINGS OF DEFEAT von Risa MORIMOTO, eine Doku über die Kamikazeflieger im 2. Weltkrieg.
Ein besonderes Highlight im Filmprogramm sind zwei Kinoaufführungen mit traditionellen Filmerzählern (“Benshi"). Den Stummfilm A PAGE OF MADNESS (1926) von Teinosuke KINUGASA wird Ichirô KATAOKA kommentieren (mit Live-Musik von herrjoergritter) und Hirono YAMADA wird seine eigenen Trash-Kurzfilme lautmalerisch ausschmücken.
Nippon Connection verleiht zum vierten Mal den Publikumspreis Nippon Cinema Award in Höhe von 2.000 Euro, der erneut vom Bankhaus Metzler gestiftet wird. Zum ersten Mal werden dieses Jahr die Wiederholungen der Filme im Kino Orfeos Erben gezeigt. Die Nippon Retro "Wizards of Japanese Independent Animation" widmet sich dieses Jahr selten gezeigten Animationskurzfilmen von 1960 bis heute. Nach dem Festival in Frankfurt wird ein Teil des Nippon Digital Programms als Nippon Connection Festival On Tour auf die Reise rund um die Welt gehen. Geplant sind unter anderem Berlin, Barcelona und New York.
Abgerundet wird das Filmprogramm von zahlreichen Zusatzveranstaltungen. Das Rahmenprogramm Nippon Culture bietet ein Feuerwerk an Sinneseindrücken, von traditioneller Teezeremonie und fast schon avantgardistisch klingender japanischer Hofmusik (Gagaku) bis zur modernen Kultur mit Karaoke-Bar, Mangazeichenkurs und Gamecenter. Außerdem widmet man sich den japanischen Tattoos und als besonderen Leckerbissen der japanischen Shibari (Bondage)-Kunst mit einer Live-Performance. Eine spezielle “Kamishibai" (Papier-Theater)-Performance zeigt die Wurzeln des modernen Manga und Anime auf. Zur Vertiefung der Kinovorstellungen gibt es Filmemachergespräche, Vorträge und eine Podiumsdiskussion mit bekannten Japanfilm-Experten. Dieses Jahr findet in Zusammenarbeit mit dem Künstlerhaus Mousonturm eine Ausstellung junger japanischer Künstler statt. Die Ausstellung “Sonzai - Dasein" wird von der Künstlerin Zero Reiko ISHIHARA kuratiert.
Bei diesem umfangreichen Programm muss man sich zwischendurch auch mal erholen. Das kann man bei einer Shiatsu-Massage, einer Nudelsuppe oder aber auch bei einen der legendären Nippon Connection Partys. Bei der Eröffnungslounge am 2.4. wird DJ Jan Hagenkötter (INFRACom!) japanischen Jazz vorstellen. Am 4.4. heizt DJ Scotch Egg mit seiner schräg-hysterischen Gameboy-Musik ein und am 5.4. sorgen Hito und ihre Freundin Kyoka für eine wilde Festivalparty. Nippon Connection ist mittlerweile die größte Plattform für japanischen Film weltweit. Beim Festival 2007 besuchten über 16.000 Zuschauer die Veranstaltungen. Es bietet einen einzigartigen Überblick über das aktuelle japanische Filmschaffen und erfreut sich großer Beliebtheit bei Publikum und Fachbesuchern. Nach wie vor wird das japanische Filmfestival Nippon Connection in ehrenamtlicher Arbeit vom Verein Nippon Connection e.V. organisiert.