Mehr Aufenthaltsqualität gewünscht

Wie zufrieden sind Passanten mit der Innenstadt?

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Wie attraktiv ist Frankfurt und was könnte verbessert werden? Das wollte die Industrie- und Handelskammer (IHK) von 2000 Passanten wissen. Das Stadtbild, die Atmosphäre und die Parkplatzsituation wurden beanstandet.

Nicole Brevoord /

An zwei Tagen im vergangenen September hat die IHK Frankfurt insgesamt 2000 Passanten im Stadtzentrum gefragt, was sie von der Frankfurter Innenstadt halten. Interesse an den Ergebnissen haben neben der Industrie- und Handelskammer auch der Frankfurter Kreisverband der DEHOGA Hessen, die Tourismus+Congress GmbH und die Wirtschaftsförderung Frankfurt – all diese Institutionen haben die Untersuchung in Auftrag gegeben. Die Befragten zeigten sich im Großen und Ganzen recht zufrieden mit Frankfurt, doch scheint auch Verbesserungswünsche zu geben.

Gastronomie top, Onlineangebote flop
Sehr zufrieden zeigten sich die befragten Besucher mit der Gastronomie, sowie dem Einkaufs- und Freizeitangebot der Frankfurter Innenstadt. Diese sei lebendig, gut frequentiert und zudem gut zu erreichen. Lediglich an der Aufenthaltsqualität der Innenstadt gab es Mängel, kam bei der Untersuchung heraus. Für das Stadtbild, die Atmosphäre, den Erlebnischarakter und die Barrierefreiheit gab es nur mittlere Bewertungen. „Herausragend ist die Beurteilung der Vielfalt und des Angebotes der Geschäfte. Der Einzelhandel wird von 76 Prozent als sehr gut oder gut bezeichnet“, sagt Joachim Stoll, Vorsitzender des Einzelhandelsausschusses der IHK Frankfurt, und sieht den Einzelhandelsstandort Frankfurt damit gestärkt. Jedoch mache sich auch der zunehmend beliebte Internethandel den Geschäften in der Stadt zu schaffen. „Auf die Konkurrenz durch das Internet muss der Einzelhandel dennoch reagieren. Knapp ein Viertel der Befragten gibt laut der Umfrage an, häufiger im Internet einzukaufen und seltener die Innenstadt für Einkäufe zu besuchen. Eine Kombination aus einer Bestellung im Internet und einer darauf folgenden Abholung der Ware im Laden bietet den Geschäften in der Innenstadt eine erfolgsversprechende Chance“, sagt Stoll, da gebe es noch Ausbaupotenzial.

Das Online-Shoppingsorgt also dafür, dass sich die Kunden öfter den Gang in die City sparen. „Das ist eine Herausforderung, nicht nur für den Einzelhandel, sondern auch für die Politik und Verwaltung Frankfurts.“ Darauf müsse schnell reagiert werden, es gehe immerhin um die Belebung der Innenstadt. Angelika Zülch-Busold, Vizepräsidentin der Industrie- und Handelskammer Frankfurt, hat da schon ein Vorschläge: „Wir appellieren zum Beispiel an die Landesregierung, das Hessische Ladenöffnungsgesetz hinsichtlich der verkaufsoffenen Sonntage zu ändern. Die vollen Straßen an verkaufsoffenen Sonntagen zeigen doch, dass die Bürger solche Gelegenheiten schätzen.“

Die Innenstadt soll schöner werden
Das nun schon seit Jahren diskutierte aber immer wieder nach hinten gestellte Innenstadtkonzept ist der Hoffnungsträger von Anja Obermann, Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderung. „Die Stadt arbeitet an der weiteren Gestaltung der Innenstadt. Stadtbild, Ambiente, Atmosphäre, Sauberkeit – all das sind Themen, die die City-Besucher als befriedigend empfinden.“ Das Innenstadtkonzept beinhalte die abgestimmte Vernetzung von Straßen und Plätzen bis hin zum Mainufer oder eine vertiefte urbane Nutzungsmischung, in dem Einkaufen, Arbeiten, Gastronomie, Kultur und Wohnen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen.

IHK-Vizepräsidentin Angelika Zülch-Busold fordert, dass die im Innenstadtkonzept vorgesehenen Verkehrsfragen angegangen werden, etwa die Fahrbahnverengung der Berliner Straße. „Sie darf nicht dazu führen, dass die Innenstadt möglicherweise mit dem Auto schlechter erreicht werden kann. Deshalb spricht sich die IHK Frankfurt dafür aus, eine solche Maßnahme ergebnisoffen vorher zu erproben. Hierzu sollte, ohne dass die Stadt viel Geld investiert, eine provisorische Reduzierung der Fahrbahn auf zwei Spuren erfolgen und die Auswirkungen genau beobachtet werden. Erst wenn sich zweifelsfrei herausgestellt hat, dass diese Maßnahme keine nachteiligen Konsequenzen hat, sollte mit dem endgültigen Umbau begonnen werden.“

Frankfurt zum Schlemmen, Shoppen, Übernachten
Gastronomisch konnte Frankfurt mit seinem Angebot bei fast 70 Prozent der Befragten punkten. Mit "sehr gut" oder "gut" wurde diese Kategorie bewertet, auch das Freizeitangebot wird geschätzt. „Die deutlich gestiegene Zahl und Qualität der Cafés, Restaurants, Bistros und insbesondere auch der Außengastronomie in der Innenstadt entspricht den Wünschen der Besucher und hat sehr zur Belebung der Einkaufsbereiche nach Geschäftsschluss gesorgt“, sagt DEHOGA-Vorsitzender Eduard M. Singer, der sich dafür aussprach, doch auch die Platzfolge Rossmarkt, Goetheplatz und Rathenauplatz mit Außengastronomie aufzuwerten. Insgesamt werde Frankfurt stärker als Shoppingdestination angesehen, in der man auch mal übernachte. „Der Einzelhandel hat sich auf ausländische Gäste eingestellt – dazu gehören beispielsweise bessere Fremdsprachenkenntnisse des Verkaufspersonals, Umrechnungstabellen für ausländische Kleidermaße oder gezieltere Marketing-Aktionen,“ sagt Thomas Feda von der Tourismus + Congress GmbH.

Parkplatzsituation überzeugt nicht
Doch muss man die Innenstadt erst mal erreichen. 85 Prozent der Befragten beurteilten die Erreichbarkeit mit sehr gut. Jedoch nicht, wenn es um Autofahrer geht, die parken wollen. Hier geben nur noch gut 19 Prozent die Bestnoten, aber gut 28 Prozent die Benotung mangelhaft und ungenügend. „Natürlich würden viele autofahrende Kunden gerne bis vor die Eingangstür des jeweiligen Geschäfts fahren, in dem sie einkaufen wollen. Dass dies in einer Großstadt im Regelfall schlicht undenkbar ist, haben die allermeisten Besucher der Innenstadt verinnerlicht. Was als veränderliche Größe bleibt, sind die Parkgebühren. Diese sind nach Einschätzung fast aller Besucher der Innenstadt sehr hoch“, so Zülch-Busold. „Parkgebühren sind ein emotionales Thema für die Autofahrer. Sie eröffnen einen Wettbewerbsvorteil für Einkaufszentren, die an der Peripherie der Stadt oder auf der ‚grünen Wiese‘ unentgeltlich Parkmöglichkeiten anbieten.“

Deutlich schlechtere Bewertungen bekamen bei der Befragung auch die Punkte Sicherheit und Sauberkeit, sowie die Barrierefreiheit in der Innenstadt.


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