Keine harten Drogen, lediglich kleine Mengen Haschisch sowie Funde wie unversteuerter Alkohol, Hehlerware und Bargeld konnten bei der Razzia im Bahnhofsviertel sichergestellt werden. Warum blieb die Ausbeute so mager?
Christina Weber /
Als Erfolg wertet Polizeisprecher Alexander Kießling die Razzia am Dienstagabend im Bahnhofsviertel. Zwei Stunden lang – von 20.30 bis 22.30 Uhr – sperrte die Polizei die Taunusstraße zwischen Nidda- und Moselstraße ab und kontrollierte Jeden, der sich in dem rund 150 Meter großen Bereich aufhielt. Die Ausbeute der großflächigen Kontrolle wirkt mager – insbesondere in Bezug auf Drogendelikte. 20 Hasch-Dealer wurden festgenommen. Um welche Mengen Rauschgift es sich handelte, konnte Kießling noch nicht mit Sicherheit sagen. „Aber es waren keine großen Mengen“. Obwohl dieser Teil des Bahnhofsviertels eigentlich den Ruf hat, Umschlagplatz für Crack und Heroin zu sein, konnten keine harten Drogen sichergestellt werden. „Das Zeug wird auch oft weggeschmissen“, erklärt der Polizeisprecher.
Gesucht wurde nicht nur nach Drogen sondern auch nach anderen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten. So konnte die Polizei sechs gestohlene Fahrräder sicherstellen, einen als Taschenlampe getarnten Elektroschocker, 160 unversteuerte Wodka-Flaschen sowie 7000 Euro. Das Bargeld sei im Bereich von Gasstätten und Spielotheken gefunden worden und könne noch nicht zugeordnet werden. „Wenn nötig nehmen wir auch Fingerabdrücke. Aber bei der Summe wird sich wahrscheinlich jemand melden, dem das Geld gehört“, so Kießling.
Auch fünf Gaststätten wurden kontrolliert. „Drei davon mussten wir schließen – eine wegen Schädlingsbefall und zwei wegen Infektionsverstößen“, so der Polizeisprecher. Bei einem Lokal handele es sich um eine Döner-Bude. Ebenfalls in die Kontrollen gerieten fünf Jugendliche ohne Aufenthaltsstatus. Sie seien vorübergehend festgenommen worden, aber inzwischen wieder auf freiem Fuß, so der Sprecher.
„Es geht nicht nur darum, Straftaten aufzudecken, sondern auch um Prävention“, kommentiert Kießling das Ergebnis der Razzia. Oft sehe sich die Polizei mit dem Vorwurf konfrontiert, nicht genug Präsenz zu zeigen – das habe man nun mit dem Großeinsatz ändern wollen. „Viele haben schon komisch geguckt, weil sie mit einer solchen Razzia nicht gerechnet haben“, berichtet der Sprecher. Aber warum wird dann nicht öfter kontrolliert? Grund sei fehlendes Personal. „2015 war ein sehr arbeitsintensives Jahr für uns – wir hatten die EZB-Eröffnung, die Queen und der Dalai Lama waren zu Besuch und dann gab es noch die Feier zum Tag der Deutschen Einheit“, fasst Kießling zusammen. Da sei wenig Kapazität für groß angelegte Razzien übrig geblieben. Denn für einen Einsatz mit 200 Mann wie am Dienstagabend müsse die Polizei auf alle verfügbaren Mittel zurückgreifen – so waren das Ordnungsamt, die Stadt- sowie Bereitschaftspolizei mit vor Ort. So auch bei einer Razzia im Jahr 2013 (Foto).
Personalmangel sei auch der Grund, dass der Einsatz nicht etwa am Wochenende stattfand – denn auch Kießling räumt ein, dass natürlich an einem Freitag- oder Samstagabend mehr Menschen unterwegs sind und dadurch auch mehr Straftaten aufgedeckt werden können. „Aber am Wochenende sind viele Einsatzkräfte auf Demos und Fußballspielen – da ist so etwas nicht möglich. Für dieses Jahr plane die Polizei häufigere Kontrollen. Viele Großereignisse wie 2015 stünden nicht auf dem Programm, so könne das Vorhaben gut umgesetzt werden. „Wir haben hier einen Schwerpunkt für 2016 gesetzt“, berichtet Kießling.