Mit großer Mehrheit stimmten die Kelsterbacher Stadtverordneten gestern Abend dafür, die Klagen gegen den Flughafenausbau fallen zu lassen. Das lief jedoch nicht ohne Protest ab. Rund 300 Flughafengegner gaben ein gellendes Pfeifkonzert von sich – manch einer warf sogar mit Schuhen - und forderten wutschnaubend den Rücktritt von Bürgermeister Manfred Ockel (SPD). Ockel musste den Saal geschützt von Polizisten verlassen. Vom Betrug der Bürger war seitens der Wählerinitiative Kelsterbach (WIK) die Rede. Grund für die Proteste war, dass die 30 Abgeordneten von CDU und SPD den juristischen Kampf gegen den Flughafenbetreiber Fraport aufgeben. Im Jahr 1998 hatte das Stadtparlament noch erklärt, den Ausbau mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Nun scheint Ockel zu resignieren und vollzieht daher einen Kurswechsel. Die Stadt mit ihren rund 14 000 Einwohnern habe ohnehin keine Chance mehr vor Gericht, wird der Bürgermeister zitiert. Kelsterbach nimmt nun also lieber die 30 Millionen Euro, die der Flughafenbetreiber für die beschlagnahmten Flächen zahlt, um im großen Stil in den Lärmschutz zu investieren. Kelsterbacher Flughafenausbaugegner haben jetzt nicht mehr viel Möglichkeiten. Gestern lehnte der Darmstädter Verwaltungsgerichtshof eine einstweilige Anordnung gegen die Stadt Kelsterbach ab. Die Bürger hatten damit die geplante Abstimmung in der Stadtverordnetenversammlung verhindern wollen. Auch im Januar hatte der Verwaltungsgerichtshof in Kassel alle verbliebenen Eilanträge gegen den Ausbau abgelehnt und damit den Weg zum Baubeginn geebnet aber die geplanten Nachtflüge beanstandet. Dieser anscheinenden Aussichtslosigkeit zum trotz zogen gestern nach der Abstimmung im Bürgersaal rund 150 bis 200 Menschen friedlich in einem Protestmarsch durch die Straßen Kelsterbachs.