Bei den Grünen werden trotz des massiven Widerstands der Parteiführung erste Stimmen für die Verlängerung der Laufzeiten von Atomreaktoren laut. "Eine Verlängerung der Laufzeiten für moderne Kernkraftwerke scheint mir bei rationaler Risikoabwägung durchaus diskutabel", sagte der ehemalige Chef der hessischen Grünen, Hubert Kleinert, dem Nachrichten-Magazin Spiegel. "Wenn die Milliardengewinne aus dem Weiterbetrieb der Reaktoren in den Ausbau der erneuerbaren Energien flössen, dann kann man das doch nicht einfach so abtun", fügte Kleinert hinzu, der als Professor für Politikwissenschaften an der Fachhochschule für Verwaltung des Landes Hessen arbeitet und in den achtziger Jahren für die Grünen im Bundestag saß. Der grüne Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer warnte seine Partei davor, den Bau von neuen Kohlekraftwerken zu blockieren. "Ich glaube nicht, dass wir in den kommenden Jahren allein mit erneuerbaren Energien auskommen. Deswegen müssen wir darüber diskutieren, ob wir nicht für einen Übergangszeitraum neue und effiziente fossile Kraftwerke brauchen", sagte Palmer dem Spiegel.