Am östlichen Rand des Europaviertels geht es hoch hinaus: in den Tower 185 werden bald die ersten Mieter einziehen. Doch was passiert im noch brachliegenden westlichen Teil? Ein Besuch.
Julia Lorenz /
„Eine Stadt in der Stadt“ soll es werden – das Europaviertel. Dem Tower 185 kann man tagein tagaus beim Wachsen zu schauen. Kräne, Bagger und Bauarbeiter machen sich dort zu schaffen. Eine Höhe von 200 Metern wird angestrebt, und die sind bald erreicht. Mehr als 100 Meter sind bereits geschafft. Ende des Jahres soll die Gesamthöhe erreicht sein. Und schon jetzt ziehen die ersten Mieter ein – in das großzügige Sockelgebäude. Doch wie sieht es im restlichen Europaviertel aus? „Eine neue Adresse entsteht dort mitten in Frankfurt“, so Thomas Reinhard, Leiter des Projektes bei der Immobilienfirma aurelis.
„Einen lebendigen, grünen und vielfältigen Stadtteil wird es dort in Zukunft geben.“ Doch von „grün“ ist bisher nichts zusehen. Baustelle so weit das Auge reicht – ein brachliegendes Gelände. Im Mai wurden die Kanal- und Straßenbauarbeiten begonnen. Der erste Bauabschnitt umfasste die Ost-West-Erschließung über die Europa-Allee von der Emser Brücke bis zum Europagarten sowie in der Weiterführung über die Pariser Straße bis zur Straße Am Römerhof. Dennoch: Auch Grundstücke konnten schon verkauft werden. Die Messe Frankfurt, die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft Hessen und die Nassauische Heimstätte haben als erste zugeschnappt und sind glückliche Besitzer.
Und auch wenn man es nicht für möglich hält: Die ersten 370 Wohnungen der beiden Wohnungsbauunternehmen und die erste Kita sind bezugsfertig, einige Wohnungen sind bereits bewohnt. Jetzt können die Arbeiten für den Europagarten beginnen – symbolisch wird dafür Ende September schon mal ein Baum gepflanzt. Endlich grünt es im Europaviertel West. Das erste Wohngebäude im Quartier „In den Stadtgärten“ ist für das vierte Quartal 2010 geplant. „Im Europaviertel, wo über 100 Jahre lang Güter von der Bahn auf Lastwagen umgeladen und Züge zusammengestellt wurden, werden Wohnungen für bis zu 10 000 neue Einwohner geschaffen“, erklärt Stadtrat Edwin Schwarz das Projekt. Derzeit erinnert an die Eisenbahner nur noch ein senffarbenes Stellwerk, das mitten in der Brache steht. Dieses bleibt erst einmal noch da, wo es ist. Denn auch wenn man es nicht wahrnimmt, hat das Stellwerk noch Funktionen für die Bahn. Die Technik wird erst zum Jahreswechsel 2012/2013 ausgebaut. Anschließend wird das letzte Stück des Boulevards fertiggestellt.
Und bis das komplette Europaviertel so aussieht, wie es die Planer vorgesehen haben, müssen wir uns noch bis 2019 gedulden.