Editorial 9/21

Einen Blick auf den Bestand werfen

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Frankfurt wächst und wird stetig moderner. Doch es gibt sie noch, jene verlassenen Orte, die in Vergessenheit zu geraten scheinen. Durch Kultur wird ihnen wieder Leben eingehaucht, doch für einige ist die Zeit begrenzt. Mehr dazu lesen Sie in der September-Ausgabe des JOURNAL FRANKFURT.

red /

Wann waren Sie in Frankfurt zuletzt irgendwo zum ersten Mal? Oder vielleicht auch zum allerletzten Mal? Wir neigen dazu – so weitläufig Frankfurt sein mag – immer die gleichen Orte aufzusuchen. Das Lieblingscafé am Main, die Straßen in der Nachbarschaft oder der Park für den Sonntagspaziergang. Doch die Stadt wächst, wird moderner, höher, schneller, ganze Wohnquartiere werden bezogen; Hochhäuser– fast kann man zusehen – hochgezogen.

Bei all dem Tempo und dem Wandel bleibt manches einfach zurück, gerät aus dem Blick oder gar in Vergessenheit. Und so finden sich zwischen den vertrauten Fassaden nicht nur ältere Gebäude, denen man architektonischen Wandel der Zeiten oder auch nur den Zahn der Zeit ansieht, sondern auch jene Orte, die ganz aus der Zeit gefallen scheinen, die schon seit Jahren leer stehen, ungenutzt, vergessen sind.

So zum Beispiel das Alte Polizeipräsidium an der Friedrich-Ebert-Anlage: Seit knapp zwanzig Jahren steht der Gebäudekomplex nun leer, Gitter an der Fassade halten den drohenden Verfall in Schach. Bis zum Abriss, der für das kommende Frühjahr angekündigt ist, wird das Gebäude nun für Kulturveranstaltungen zwischengenutzt. Und es gibt weitere Orte, die gerade von der Kultur eingenommen werden. Fast überall läuft die Uhr für die Zwischennutzung ab, manches aber kann sich – wie in der Titelstory nachzulesen – auch dauerhafter einrichten. Mit viel Engagement und Kreativität werden Nutzungskonzepte erarbeitet, die „das Alte nicht verdrängen, sondern behutsam mit Neuem verknüpfen“, wie es einer unserer Protagonisten beschreibt.

Schön, wichtig und sinnvoll einmal einen Gang zurückzuschalten. Denn drumherum rast die Welt weiter, gerät an vielen Orten aus den Fugen. Wir leben in Zeiten enormer – vor allem auch politisch geprägter – Verwerfungen, und auch die Natur scheint aus den Angeln gehoben und wirft weit größere Fragen auf, die uns alle betreffen. Jammer und Ohnmacht machen sich breit.

Aber auch hier gilt es, das Tempo zurückzunehmen, einen Blick auf den Bestand zu werfen, auf das, was man hat, was es zu leben und zu verteidigen gilt: Wir haben die Wahl! Wir leben in einer Demokratie, dürfen mitbestimmen, und das mindeste, das dazu beiträgt, ist die Wahrnehmung des Wahlrechts. Zwei Striche, mehr nicht. Liebe Leserinnen und Leser, gehen Sie zur Bundestagswahl. Machen Sie Ihr Kreuzchen am 26. September.


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