Ein Comedy-Vortrag in der Georg-August-Zinn Schule zur Prävention von Alkohol und Drogen. Wie Kabarettist Eisi Gulp die Frankfurter Schulen vor Flatrate-Trinken, Koma-Saufen und dem Abenteuer Lungenkrebs warnt.
Greta Zicari /
„Rauchen bringt euch nichts, außer, dass man sich beim Knutschen wie zwei lebendige Aschenbecher fühlt.“ Dieses Zitat stammt von Eisi Gulp. Der 45-jährige Kabarettist und Schauspieler richtete sich dabei an etwa 300 Schülern der Georg-August-Zinn Schule in Griesheim. Gemeinsam mit der Knappschaft und dem Deutschen Kinderschutzbund führen sie ein Präventionsprojekt gegen Alkohol und Drogen der ganz anderen Art durch. Gulp zieht mit der „Hackedicht-Schultour der Knappschaft“ durchs Land. „Lasst euch nicht ins Hirn scheißen“, ruft Eisi Gulp und versucht so den Acht- bis Zehntklässlern klar zu machen, dass Rauchen alles andere als cool ist. Kraftausdrücke wie „Fuck“, „Wickser“ gehören genauso zu seinem Programm wie die wilden Tanzeinlagen. Horst Breuer, stellvertretender Schulleiter, findet das toll. „Er benutzt Wörter, die die Schüler kennen und auch selbst benutzen und redet so auf eine ganz andere Art und Weise Klartext.“ Jan Klingelhöfer, Regionaldirektor der Knappschaft, sagt, es hätte noch nie Beschwerden über die Sprache von Herrn Gulp gegeben. Tatsächlich reagieren die Schüler mit Gelächter und Applaus auf den zweistündigen Vortrag. Einige schauen auch beschämt weg. Ayleen C. (13) ist geschockt von den Ausdrücken: „So spricht man doch nicht.“ Ihrer Freundin Ayleen E. jedoch gefällt der Vortrag.
Eisi Gulp stellt die Gefahren von Alkohol schauspielerisch dar. „Jährlich sterben 70.000 Menschen im Suff“, berichtet er, „40 bis 50 Menschen an Medikamentenmissbrauch, 1200 an Drogen. Trotzdem werden nur die Drogenzahlen an den großen Nagel gehängt.“ Wieso Alkohol und der exzessive Umgang damit beispielsweise am Oktoberfest toleriert wird, ist dem Schauspieler nicht klar. Sein Lebensmotto lautet: „Do everything, experience everything, but only half of it“. Eine Lebensweisheit, die ihm sein Kung-Fu Lehrer mit auf den Weg gegeben hat. Mal ein Glas Wein oder Bier ist in Ordnung, aber sogenanntes „Flatrate-Trinken“ oder „Koma-Saufen“ sollte man vermeiden. Jährlich werden 2.700 Jugendliche, darunter 12-Jährige, mit einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Auch vor Zigaretten warnt der Komiker eindringlich. „Sie sind unsinnig, bescheren euch nur gelbe Zähne und Fingernägel“, sagt er. „Die Medien werben mit dem Abenteuer Zigaretten, aber was ist cool an dem Abenteuer Lungenkrebs?“
36 Schulen deutschlandweit sollen in den Genuss des Comedy-Vortrags kommen. Andreas Kalbitz vom Deutschen Kinderschutzbund Bundesverband e.V. gefällt an Gulps Programm besonders die gute Mischung zwischen Ernst und Scherz. „Es gibt witzige und ruhige Parts. Dieser Mix regt zur Anregung an.“ Das zeige sich auch in Folgetagen, in denen ein pädagogisches Fachteam des Suchthilfevereins Condrops e.V. die Schüler besucht und mit ihnen über das Thema redet. Kalbitz war selbst schon an solchen Tagen dabei.
„Es war echt witzig“, berichtet die 15-jährige Ayleen E.. „Man hat echt was beigebracht bekommen.“ Auch Jasir aus der zehnten Klasse fand den Vortrag gut und nicht zu lang. Ein Mädchen hingegen, dass nicht genannt werden will, fand den Anfang gut, den Rest aber dann langweilig. Gegen Ende wurde es tatsächlich etwas unruhig, aber Horst Breuer erklärt: „Die Kinder sind keine zweistündigen Vorträge gewohnt.“ Auch für Gulp selbst war es eine Herausforderung: „Die Kinder sind kein Kabarettpublikum, das einen kennt. Hier gibt es keine Vorschusslorbeeren, man muss sich was verdienen.“ Trotzdem ist er sich sicher, dass es allen genauso viel Spaß gemacht hat, wie ihm. Auch Horst Beuer ist froh, den Kindern „mal was anderes außer nur Schule bieten zu können.“