Am Dienstagnachmittag protestierten ein paar Dutzend Demonstranten vor dem Nippon-Hochhaus. Sie verliehen der Beratungsfirma McKinsey einen Anti-Preis mit einem schweren Vorwurf: "Schreibtischtäter".
Tamara Marszalkwski /
Eine kleine, selbstgebastelte Schmeißfliege kreist über dem großen, braunen Haufen, der auf einem vergoldeten Schreibtisch gesetzt wurde. Diesen Schreibtisch trugen am Dienstagnachmittag 40 bis 50 Demonstranten von der Konstablerwache bis vor das Nippon-Hochhaus. Zur Demo aufgerufen hatte das Bündnis NoG20 Rhein Main, das dem Beratungsunternehmen McKinsey einen Anti-Preis dafür überreichte, dass sie im Auftrag des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge Abschiebeprozesse rationalisieren. McKinsey hatte vergangenes Jahr eine Studie erstellt, die 14 Maßnahmen enthält, wie man die Abschiebung von Flüchtlingen optimieren kann. Die Studie kostete das Bundesamt 1,8 Millionen Euro. In der Studie wird dazu unter anderem geraten, abgelehnte Asylbewerber entschiedener abzuschieben. Doch da sie auch ermittelte, dass erzwungene Abschiebungen teuer sind, lautet eine Empfehlung: In eine freiwillige Rückkehr der Asylbewerber zu investieren.
Zum Beispiel mit Geschäftsideen, wie die Rednerin Mira Lauth erzählt, die den Asylbewerbern von der Flüchtlingsbehörde Bamf vorgeschlagen werden. Das solle sie dann davon überzeugen in ihre Herkunftsländer zurückzukehren. "Abschiebung beginnt hier", sagt Lauth und fordert die Freiwilligkeit der Rückkehr in durch Krieg, Terror und Elend verwüstete Länder zu hinterfragen. Das Bündnis NoG20 Rhein Main wirft der Bundesregierung auch vor, "freiwillige Ausreisen" zu bevorzugen, weil diese gesellschaftlich weniger skandalisiert würden. Die unterschiedlichen Gruppierungen, darunter auch das Afghan Refugees Movement, eine Selbstorganisierung von afghanischen Leuten, oder die Interventionistische Linke, laden zu weiterem Protest ein. Denn kommenden Mittwoch solle die sechste Sammelabschiebung am Frankfurter Flughafen stattfinden.
Die Angestellten der Beratungsfirma gehen unterdessen desinteressiert an den Demonstranten vorbei. Nachdem sich die Demonstration aufgelöst hat, kommen die Security-Angestellten und entfernen die roten Aufkleber mit der Aufschrift "Schreibtischtäter".