Apo-Opa auf Speed

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Nils Bremer /

"So klingt Frankfurt in China" - der Mousonturm nannte es eine "Uraufführung", der Cellist und Kopf der "United Colors of Bembeltown" sprach vorher lieber von einer Generalprobe. Die sechs Musiker aus aller Welt, aber in Frankfurt beheimatet, spielen in der kommenden Woche beim 20-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft im chinesischen Guangzhou, gestern Abend führten sie ihre Ideen schon mal der vollbesetzten Bühne im Ostend vor. Und Tibet? Tibet kam natürlich auch zu Wort, die gute Laune wollte man sich dennoch keineswegs davon verderben lassen. Im Reigen der Begrüßungen ans Publikum waren allerlei Sprachen zu hören, die der chinesischen Geigerin Li Fan, der brasilianischen Gitarristin Zélia Fonseca, der amerikanischen Sängerin April King, die von Aziz Kuyateh aus Gambia und die des Cellisten und Kopf der "Company" Frank Wolff aus Frankfurt. "Und tibetisch?", fragte Wolff ins Publikum - keine Antwort. Der Schlagzeuger Anselm Wild gab unumwunden zu, aus Offenbach zu sein - um sich zugleich zu einem in der gegenwärtigen Situation recht geschmacklosen Witz hinreißen zu lassen: "Ich weiß, was es heißt unterdrückt zu werden", sagte er und nicht wenige im Publikum lachten tatsächlich. Ach, die armen Menschen in Tibet sind ja soweit weg und schließlich will man doch nur einen schönen Abend haben. Da hilft es auch nicht, wenn Frank Wolff die tibetischen Protestler vermisst und April King vermutet: "Die haben wohl keine Eintrittskarte mehr bekommen."


Dass dann noch am Anfang das alte Lied "Es führt über den Main eine Brücke aus Stein", recht holprig herüberkommt, kann man noch programmatisch sehen: das Verständnis der Kulturen untereinander ist eben nicht immer einfach. Dass Anselm Wild jedoch ein überlanges, zu wildes Schlagzeugsolo seinem Vater widmete: who cares? Dann noch ein Vivaldi-Stück, dessen Ungeprobtheit die Veranstaltung genausowenig sympathischer erscheinen ließ wie einige Albernheiten, etwa als die Musiker plötzlich in vielen Sprachen in imaginäre Telefone sprechen.

Doch: es wurde, zum Glück, besser. Sogar zum Ende hin richtig gut als April King ihrer Stimme und ihrer Muttersprache endlich freien Lauf lassen konnte und Frank Wolff über die Bühne rockte wie eine Mischung aus Angus Young und Slash - so ein Cello kann eben auch Rock sein und ein Apo-Opa auch sehr lebendig über die Bühne hüpfen und springen. Sehr schön auch Frank Wolffs Rondo - eine Reise um die Welt. Richtig Stimmung kommt auf als die Musiker ihre etwas starre, weit auseinanderliegenden Positionen auf der Bühne aufgeben - hier zeigt sich: das Zusammenspiel der Kulturen kann funktionieren, wenn sie sich aufeinanderzubewegen. So etwas hätte man sich schon zu Beginn gewünscht. Und vielleicht einen etwas dezenteren Auftritt Frank Wolffs, denn Zélia Fonseca und Aziz Kuyateh waren die wirklichen Highlights, gingen aber gegen das Cello teilweise etwas unter, aber das gehört wohl dazu. Dem Publikum jedenfalls gefiel's.

Foto: Detlef Kinsler


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