Vor genau 160 Jahren öffnete der Frankfurter Zoo in Bockenheim zum ersten Mal seine Tore – als zweiter deutscher Tiergarten in Deutschland. Sogar in Leipzig wurde damals über die neue Attraktion berichtet.
Nicole Nadine Seliger /
Am 8. August 1858 war es soweit. Als zweiter deutscher Zoo überhaupt öffnete der Frankfurter Tiergarten seine Pforten – damals am Standort im Leer’schen Garten in Bockenheim. Die öffentlliche Aufmerksamkeit war groß, selbst der Leipziger Dorfanzeiger berichtete einige Wochen später über die Eröffnung. „Bei der Eröffnung des Tiergartens … war der Zustrom sehr groß. Trotz Verbots konnten die Leute es nicht lassen, den Tieren allerhand Naschwerk zuzuwerfen. Am anderen Tag litten fast alle Tiere am verdorbenen Magen …“, heißt es in der Ausgabe vom 4. September 1858. Schon damals konnten die Besucher Tiere aus allen Kontinenten bestaunen; neben Säugetieren und Vögeln wurden auch Reptilien, Amphibien und Fische gezeigt.
Wohlhabende Frankfurter Bürger hatten ein Jahr zuvor die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) gegründet mit der Idee, einen Tierpark von Bürgern für Bürger zu erschaffen. Vorbilder, wie ein Zoo erfolgreich geführt werden könne, gab es in Europa nur wenige. Die Frankfurter Gründer wollten einen Ort errichten, an dem sich die Menschen im Freien erholen und gleichzeitig die Natur besser kennenlernen konnten. „Damals wie heute ist der Zoo für Frankfurt nicht nur die meistbesuchte Freizeiteinrichtung der Stadt, sondern eine wichtige Stätte für Bildung, Forschung und Naturschutz“, sagt die heute zuständige Dezernentin Ina Hartwig anlässlich des Geburtstages. Zahlreiche Bürger halfen durch Spenden und Aktienkäufen bei der Finanzierung des Zoos in den Anfangsjahren.
Abbildungen aus den ersten Zoojahren gibt es kaum. Im April 1861 beschrieb die Leipziger Illustrierte Zeitung einen Besuch in Frankfurt so: „.. unser Blick fällt bald auf ein großes Portal … mit zwei hübsch verzierten Portierhäuschen im Hintergrund. Wir sehen zunächst nur Blumenbeete zu unseren Füßen und vor uns einen prächtigen Wald alter Bäume, aber das Willkommen der Aras und Kakadus, die unter den Bäumen schweben, sagt uns bald, dass wir am rechten Orte sind.“ Nach 16 Jahren in Bockenheim zog der Zoo im Frühjahr 1874 an seinen neuen Standort im Frankfurter Osten. Da das ursprüngliche Gelände zu kleine geworden war, wurden 1.200 Tiere, Wassergeflügel bis zum Elefanten, an das Areal an der Pfingstweide gebracht.
Mittlerweile leben zwar keine Elefanten mehr im Zoo, dafür aber rund 450 andere Tierarten und insgesamt circa 4.500 Tiere. „Zoos sind in meinen Augen Kulturinstitutionen, in denen sich Menschen für Tiere begeistern lassen“, sagt der aktuelle Zoodriektor Miguel Casares. Seit 2008 lautet das Motto des Tiergartens „Tiere erleben – Natur bewahren“. Seit Jahren modernisiert der Zoo seine Tieranlagen, wie den Borgori-Wald für Affen und das Ukumari-Land für Tiere aus Südamerika. Aktuell ist der Bau der neuen Anlage für die Humboldt-Pinguine im Bau, ein modernes großes Gelände für die Löwen ist für die nächsten Jahre geplant. „Im Zoo kommen Menschen jeden Alters und unterschiedlicher Herkunft zusammen, um mitten in der Großstadt Natur erleben zu können. Eine ungebrochene Faszination seit 160 Jahren.“ Die Stadt Frankfurt übernahm den Zoobetrieb 1915 während des Ersten Weltkrieges.
Neben dem Zoo ist die Zoologische Gesellschaft Frankfurt (ZGF) eine weitere Erfolgsgeschichte. Seit ihrer Gründung 1857 hat sich die ZGF über die Jahrzehnte zu einer Naturschutzorganisation entwickelt, die international aktiv ist. Sie setzt sich weltweit mit Projekten für die Erhaltung von Wildnis und biologischer Vielfalt ein.
Besucher können in einer Führung am 10. August (17.15 Uhr, Treffpunkt vor der Zooschule, hinter dem Zooeingang) mehr über die Vergangenheit des Zoos und dessen Zusammenarbeit mit der ZGF erfahren. Mitarbeiter der zoopädagogischen Abteilung und der wissenschaftlichen Abteilung begleiten den Rundgang durch den Tierpark und zeigen bei den Brillenbären, Bartgeiern und Menschenaffen, wie sich die Tierhaltung in den letzten 160 Jahren verändert hat. Eine Anmeldung zu der Führung ist nicht erforderlich, der Rundgang ist im Eintrittspreis enthalten.