Auch wenn Thorsten Kolotzek außerhalb seiner Reihe Support Your Scene, die am 26.12. mit der 100. Folge ein beachtliches Jubiläum feiert (lesen Sie dazu auch die Musik-Kolumne in JOURNAL-Ausgabe 26 diese Woche), Konzerte macht, dann genügt ihm kein Hauptact mit einem Support, es dürfen auch da gleich deren drei sein wie jetzt beim Konzert von The River Phoenix im Sinkkasten. Das bedient die Erwartungsbehaltungen seines jungen Publikums. Und da gilt es ja auch in eine Institution (auch über Angebote wie das Live-Karaoke „WFRKS“, ebenfalls eine Idee Kolotzeks) wie den Sinkkasten (ehemals Zoom, ehemals Storyville) zu locken. Das Dilemma dabei – die Älteren, die sich von einer frischen band wie River Phoenix ebenfalls angesprochen fühlen könnten, fühlen sich dann von zu viel Angebot eher abgeschreckt und überfordert, zumal wenn die präsentierten Gruppen Set Alight und Flatfeet über gängigen Alternative bzw. deutschsprachigen Punk Rock nicht hinaus kommen. Einzig The Seven Lost Cities Of Gold sorgten für eine Überraschung. Ohne Schlagzeug, dafür mit Harmonica, Trompete, Posaune und Waschbrett neben Gitarre, Keyboards und Gesang, zelebrierten sie in aller Stille, aber mit Eindringlichkeit ihre „melodramatic popular Western music“, melancholische Trauergesänge, aber dann auch nicht zu dramatisch, gar pathetisch und – für den Zuhörer – deprimierend umgesetzt. Da sind Brüche drin und das macht das Ganze interessant und spannend. Am 19.12. kann man sie noch mal im Jazzkeller Hofheim sehen.
The River Phoenix dagegen, die fünf jungen Dänen, geben von Anfang an Gas. Gleich mit drei Gitarren neben bass und Drums rocken sie das Haus. Dabei ist die Bandbreite an Gitarrensound erstaunlich wie erfreulich, denn da wird nicht nebeneinander her geschrammelt oder das ultimative Brett abgeliefert, sondern differenziert in die Saiten gegriffen. Hymnisch wie einst bei Mott The Hoople (falls die jemand [noch] kennt), Glissandi in bester Echo & The Bunnymen- und Cure-Tradition, Walls of Gitarren-Sounds – gerne auch mal laut und brachial im Ansatz –wie bei manch Post Rock Band à la Godspeed You! Black Emperor oder Mogwai und den Isländern Sigur Rós. Der gelegentliche Einsatz von Keyboards durchbricht das Ganze auf angenehme Weise. Sänger/Gitarrist Kris Finne ist – auch im übertragenen Sinne die Stimme des Quintetts aus Kopenhagen. Die ist markant, höher als bei vielen Alternative-Shoutern, aber nie nervig weil ständig ins Falsett switchend. Wenn er ganz weich und melancholisch wird, kommt mir Paddy McAloon in den Sinn. Aber ob Finne, der natürlich auch Däne ist (sorry – bot sich so an), Prefab Sprout, die legendäre End-Siebziger Band aus Newcastle-upon-Tyne kennt? Auszuschließen ist es jedenfalls nicht.